Oktober 2020 „Sauerteisch”, erhalte ich die prompte Antwort auf die Frage, was „levain naturel“ bedeutet: also „Sauerteig“. Die Antwort kommt von einer Dame Ende Fünfzig – vorangegangen waren lange Minuten des Rätselns unter Beteiligung zweier Bäckereifachverkäuferinnen Mitte 20, eine davon mit afrikanischem Migrationshintergrund, mit unsicheren Englischkenntnissen und meiner Wenigkeit mit rudimentärem Französischwissen. Schauplatz des Gesprächs ist eine Bäckerei in Petit France, dem Touristenmagnet von Straßburg/Strasbourg. Ich wollte lediglich wissen, woraus
Interview mit der Historikerin Dr. Ágnes Tóth über ihren Weg zu den Ungarndeutschen, ihre Entfernung von der Spitze des Stiftungslehrstuhls in Fünfkirchen und Pläne für die Zukunft
SB: Frau Dr. Tóth, Sie sind in einer madjarischen Familie geboren – was hat Sie dazu bewogen sich mit der ungarndeutschen Geschichte zu beschäftigen?
ÁT: Ich habe mein Hungaristik-Geschichts-Studium in Segedin absolviert. Danach war ich ein Jahr lang in einer Bibliothek in Ketschkemet
Laudatio zur Zuerkennung des Suevia-Wissenschaftpreises an Dr. Ágnes Tóth am 12. Oktober 2020 im Lenau-Haus in Pécs/Fünfkirchen.
Von Dr. Johann Till
Es sind gut 30 Jahre her, als ich zum ersten Mal Frau Dr. Ágnes Tóths Name im SUEVIA-Jahrbuch der Deutschen aus Ungarn las und ihr persönlich auf einer Tagung in Deutschland begegnete. Etwa zur gleichen Zeit las ich auch zum ersten Mal den Text des Protokolls der Allparteienkonferenz, die
Von Csenger Ujvári
In dieser Ausgabe der Kolumne schreibe ich über den Dokumentarfilm von Judit Klein. Der Film erzählt Geschichten rund um Häuser von damals und heute. Wir treffen auch die Bewohner der Häuser, die Einblicke aus ihrer eigenen Sicht geben. Auftraggeber und Sender der Erstausstrahlung ist das ungarische Staatsfernsehen.
Kultureller Wert
Um zu wissen, wer wir sind, müssen wir wissen, woher wir kommen und was unsere Vergangenheit ist. Wir
Von Armin Stein
Es ist nicht ungewohnt in einem Sonntagsblatt-Artikel über das Aussterben und den Niedergang einst blühender Dörfer und Siedlungen der Schwäbischen Türkei zu lesen. Mehrere unserer Autoren, unter ihnen auch ich, entstammen der Region, und haben bis heute eine emotionale Beziehung zu den Schauplätzen unserer Kindheit, sei es Fünfkirchen, die nördlichen Ausläufer des Metscheck-Gebirges oder eben der Talboden. Dieser Artikel verfügt jedoch über einen grundlegenden Unterschied zu seinen
Die ersten Wochen im Mutterland
Von Csenger Ujvári
Schon im Gymnasium interessierte mich, wie es ist, in Deutschland zu leben. Für eine sehr lange Zeit war es nur ein Gedanke, der mir durch den Kopf geisterte, bis jetzt, wo meine Freundin und ich in ein Flugzeug nach Berlin gestiegen sind. Aber die Entscheidung, auszuziehen, kam nicht über Nacht.
2014 konnte ich mit einem Sprachstipendium drei Wochen in Aachen verbringen. Diese
Von Dr. László Antal
Teil 2 Ein Versuch, die Spaltung der Deutschen aus Helfgott in Zahlen darzustellen
Über die Umsiedlung der Deutschen aus der Südbukowina konnte ich keine detaillierten Informationen erhalten. Mir ist weder der Zeitpunkt des diesbezüglichen Vertrags noch das genaue Datum des Beginns und des Abschlusses der Übersiedlung bekannt. Es ist wahrscheinlich – und die begleitenden Memoiren legen das nahe -, dass sie unmittelbar nach dem Ende der
Von Dr. László Antal
Info: Mein Vater wurde in Helfgott (Țibeni/Istensegíts) geboren. Nach seinem Tode begann ich mich mit seinem Leben sowie mit der Geschichte der Ungarn in der Bukowina zu befassen. Ich habe alle mir zugänglichen Schriften gelesen, wodurch ich auch auf die Deutschen in der Bukowina gestoßen bin. Mich hat ihr Schicksal zwischen 1940 und 1948 tief bewegt, davon unabhängig, was sie 1940 oder 1941 gewählt haben. In
Von Georg Krix
Weißt du, wo die… nein, diesmal nicht wo (wie im Schlager) die Blumen sind. Sondern, wie im Sonntagsblatt Herr Guth die Frage stellt: …wo die ungarndeutsche Öffentlichkeit bleibt. Wirklich, wo ist, wo bleibt sie? Guth fragt sich dann selber noch mit zweifelnder Stimme: Gibt es diese Öffentlichkeit überhaupt? Nun, sicherlich gibt es die Öffentlichkeit. Ob sie deutsch oder ungarndeutsch, oder eben ’irgendwie’ ist? Darauf ist es schwer
Von Prof. Dr. Zoltán Tefner
Teil 2
Um 1730 soll die Besiedlung von Kötcse-Pußta in Begleitung von heroischen Kämpfen abgelaufen sein. „Die erste Generation Tod, die zweite Generation Not, die dritte Generation Brot” – lautet die viel zitierte Paraphrase, die in bestimmtem Maße auch auf Kötsching verwendet werden kann. Listen lassen vermuten, dass die überaus schnelle Errichtung von immerhin 47 Haushalten unter den knappen materiellen Verhältnissen schier unüberwindliche Schwierigkeiten bereitet
Interview mit Renata Ulbert, Erste Gemeinderätin und Vorsitzende der Deutschen Selbstverwaltung Surgetin/Szederkény
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SB: Frau Ulbert, Sie sind Vorsitzende der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung (DNSVW) Surgetin – erzählen Sie bitte ein wenig über sich selbst und darüber, was Sie dazu bewogen hat, dieses Amt anzunehmen.
R.U.: Ich lebe von meiner Geburt an in Surgetin – mit Ausnahme einiger Studienjahre, die ich in Budapest verbracht habe. Ungarndeutsche zu sein war für mich Selbstverständlichkeit,
Von Dr. Jenő Kaltenbach
Ungarn war schon immer ein ziemlich nationalistisches Land. Das hat mit seiner Geschichte zu tun. Als Nationalismus noch eine progressive Idee war, zur Zeit der Französischen Revolution, war Ungarn gewissermaßen Teil des Habsburgerreiches, also konnte man das Nationalgefühl nicht voll ausleben. Man hat seitdem ein Gefühl von Mangel, ja ein Gefühl von Unvollkommenheit. Schuld daran waren natürlich die Habsburger, auch wenn der österreichische Kaiser sich (fast)