Von Georg Sawa
Am Ostermontag geschah es. Ein alter Bekannter hielt vor dem Haus, er hat mich auf dem Hof erblickt. Gebräunt, für sein Alter fit und schwungvoll, lächelnd kam er auf mich zu. „Und?”, fragte er fast etwas spöttisch. „Noch immer in Ungarn?” „Ja…”, antwortete ich – wohl etwas verlegen – in Erinnerung an unser letztes Gespräch zu Weihnachten. „In Deiner ganzen Straße sind nur noch alte Leute; hie
Erschienen am 14. März 2019 im Online-Magazin WMN. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung der Autorin Radojka Filakovity.
Deutsche Übersetzung: Richard Guth
Ich will nicht drumherumreden, mit doppelter Identität aufzuwachsen ist ein schizofrener Zustand: ein bisschen so, ein bisschen so, aber so richtig keine von beiden. Du gehörst zu diesem, aber auch zu jenem, aber so richtig nirgendwohin dazu. In diesem komischen Zwischenzustand gibt es nichts Schwierigeres – und Spannenderes –, als
Von Richard Guth
Bilder und Video der Freude und Ausgelassenheit –ein deutscher Nationalitätenchor feiert Jubiläum. Ein Anlass, den sie zu Recht feiern. Stutzig macht mich nur ein Tableau mit den Sängerinnen und Sängern. Dass sie ungarische Vornamen tragen, daran sind wir gewohnt. Aber dass der Name des Chores nur auf Ungarisch aufgeführt ist, wirft doch Fragen auf. Diese habe ich auch prompt geäußert (mit dem Hinweis, dass ja bei einem
Gedanken von Georg Krix
Das SONNTAGSBLATT berichtet:
Auf Initiative unseres Abgeordneten im Parlament erhält die Volksgruppe von Jahr zu Jahr mehr Geld…
Kindergärtnerinnenmangel wird behoben…
Gehaltszulage, Stipendium, Fortbildung im Ausland…
Behebung des unhaltbaren Mangels an Nationalitätenkindergärtnerinnen….
(ganz neu!)… für Nationalitätenpädagogen. „Es handelt sich um ein Programm, das der ungarndeutsche Parlamentsabgeordnete, Emmerich Ritter initiierte, und das durch die Kooperation der LdU, der anderen 12 Nationalitäten und der Regierung durchgeführt wird. Im
Von Richard Guth
Neulich war ich wieder auf Reisen: im Slowenischen Raabgebiet im Länderdreieck Ungarn-Slowenien-Österreich (siehe hierzu meine Reisenotizen). Was mir sofort ins Auge fiel, waren die vielen zweisprachigen Schilder in Oberzemming / Gornji Senik, der „Hauptstadt” der ungarländischen Slowenen. Aber genauso akkurat stehen, hier sogar dreisprachig, Schilder in der Nachbargemeinde Unterzemming, die einst ein deutsches Dorf war. Die Schilder sind meist nichtkommerziell, aber selbst auch an Geschäften finden sich
Von Richard Guth
Zufälle fördern oft interessante Dinge zutage – nicht anders erging es mir an einem kalten Novemberabend, als ich auf die Seite des Bistums Temeswar gestoßen bin. Diese Diözese gehört zu den jüngeren und ist somit ein Produkt des Friedensvertrags von Trianon: Sie entstand aufgrund der Dreiteilung des vormaligen Bistums Tschanad mit Sitz Temeswar in Temeswar (Rumänien), Segedin-Tschanad (Ungarn) und Großbetschkerek (Serbien). Das Bistum wurde von 1930 bis
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Am 1. Mai feierte das Land den 15. Jahrestag des Beitritts Ungarns in die Europäische Union, und an diesem Sonntag wählen die europäischen Staatsbürger ein neues Parlament für Europa. Was hat die europäische Integration uns, Ungarndeutschen gebracht? Schauen wir uns es genauer an!
Jede Münze hat bekanntlich zwei Seiten, das gilt auch für die Rolle der Europäischen Union im Leben der europäischen Völker wie auch im Leben
von Richard Guth
„Ich verstehe nur eine Sache nicht, lieber Bewohner deutscher Volkszugehörigkeit, nein, nicht so, eher Bewohner von (…), der sich der deutschen Gemeinschaft zugehörig fühlt (im Internet schrieb man es so), warum sprechen Sie nicht ihre Muttersprache? Ich wohne seit zwei Jahren hier und habe noch kein einziges Wort Deutsch gehört. Ich hielt mich in den Pausen sogar unter den Schülern des hiesigen deutschen Gymnasiums auf und
Von Richard Guth
Die Schnellstraße von Pressburg nach Niedermarkt (Dunajská Streda/Dunaszerdahely) ist erst im Bau, aber die Konsequenzen spüren die Alteingesessenen der Großen Schüttinsel (Žitný ostrov/Csallóköz) bereits jetzt. Denn die slowakischen Zuzügler sind bereits da und stellen mittlerweile ein Fünftel der Bevölkerung der 1200 Seelen-Gemeinde. Im Mai sorgte eine Petition von slowakischen Eltern für Diskussionen, die – es ging um zwei Familien, die von anderen slowakischen Familien der Umgebung unterstützt
„Ich bin Ungarin mit einer – sowohl geographisch als auch historisch und sprachlich – verzweigten Geschichte der Vorfahren. Durch das Germanistikstudium, durch Verwandte und Freunde in beiden Teilen von Deutschland (vor der Wende), durch die Tätigkeit als Reiseleiterin und Dolmetscherin in der Studentenzeit, durch eine vielseitige Arbeit als Deutschlehrerin, durch das Pflegen des väterlichen Nachlasses zum Thema „Eleker Deutsche”, durch das „Liebgewonnen” der deutschen Sprache und Kultur habe ich angefangen
von Richard Guth
Vor einiger Zeit tauchte im Internet eine Ankündigung auf. An sich nichts Besonderes, denn gerade im IT-Zeitalter lassen sich Informationen schnell mitteilen und werden wieder modifiziert oder revidiert. Eine Musikgruppe teilte mit, dass sie sich musikalisch verändern werde, was ihr gutes Recht ist. Als Begründung führte sie die immer geringere Nachfrage seitens ungarndeutscher Jugendlicher nach authentischer schwäbischer Musik an. Dies würde nach Ansicht der Bandmitglieder damit zusammenhängen,
von Richard Guth
Neulich war ich mit meinem Sohn in einer Budapester Kinderklinik. Er musste stationär aufgenommen werden, so haben wir die Nacht im Spital verbracht. Seit seiner Geburt rede ich mit ihm ausschließlich deutsch, so war das auch während des Krankenhausaufenthaltes. Die Reaktionen waren unterschiedlich, aber generell positiv, aufgeschlossen. Einige versuchten sogar, wie einer der Kinderärzte, ihre Deutschkenntnisse zu reaktivieren und mit meinem Kind einige Worte auf Deutsch zu