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Schandfleck

Von Dr. Jenő Kaltenbach Vor 75 Jahren, am 22. Dezember 1945, verabschiedete die damalige ungarische Regierung auf Grundlage des Prinzips der Kollektivschuld die Regierungsverordnung über die Vertreibung derjenigen Ungarndeutschen, die sich bei der Volkszählung zu ihrer ethnischen Identität bekannt haben. Merkwürdigerweise hat dieselbe Regierung nur 6 Monate früher in Bezug auf den Holocaust die Anwendung dieses Prinzips für ewig und immer verurteilt. Um im Bild zu sein: Es wäre so,

Wenn Vision an der Realität scheitert

Von Richard Guth Vor einiger hatte ich mehrfach mit einem ungarndeutschen Funktionsträger korrespondiert. Ich war neugierig, welche Möglichkeiten diese Person sieht – als Entscheidungsträger -, sich für den Fortbestand unserer Volksgruppe, mit der sie sich zu 100 % verbunden fühle, aktiv einzusetzen. Vieles wurde von dieser freundlichen und aufgeschlossenen Person genannt, über die Unterstützung von Initiativen, Programmen und der Errichtung von Begegnungsstätten und sonstigen Einrichtungen. Im Sinne der Traditionspflege. Unterstützung

Erinnerungen eines Ungarndeutschen (Teil 1.2)

Von San.-Rat Dr. Johannes Angeli Teil 1. 2: Ein ungarndeutsches Dorf vor dem Weltkrieg Vielleicht klingen meine letzten Ausführungen über die Isszimmerer dörflichen Strukturen sehr nach überzogenen Reglementierungen oder sogar – modern beurteilt – nach Freiheitseinschränkung des Einzelnen. Aber die Isszimmerer wussten damit umzugehen und ihre zahlreichen historisch gewachsenen Feierlichkeiten und ihre traditionellen Gewohnheiten ausführlich zu genießen. Faschingszeit war Hochstimmungszeit. Es wurde nach alter deutscher Tradition drei Tage von Jung

Erinnerungen eines Ungarndeutschen (Teil 1.1)

Von San.-Rat Dr. Johannes Angeli Vorwort So manches kann der Mensch erleben, wenn er über 80 Jahre alt wird, lebte er aber in den letzten acht Jahrzehnten, dann umso mehr. Umso mehr auch, wenn er als Auslanddeutscher vertrieben wurde und schließlich aus der DDR geflohen in der BRD wieder eine neue Heimat gefunden hat! Vor Jahren hat mein damals 12-jähriger Sohn gelangweilt gestöhnt: „Ach Papa, bei dir war wenigsten noch

Ich spreche kein “Tarakrisch…” – Der Verlust des Dialekts innerhalb meiner Familie

Von Armin Stein Während ich auf YouTube alte Videos durchstöberte bin ich auf eine seltene Perle gestoßen: https://www.youtube.com/watch?v=5w16q87-P-M Gedreht 1983 bietet der in etwa halbstündige Dokumentarfilm einen Einblick in die Folgen einer Ära großen Wandels für das Ungarndeutschtum der Tolnau und Branau. Dargestellt wird, wie die Bevölkerung aus den Dörfern in die regionalen Zentren und Städte strömt, wie alte Gemeinden aufgerüttelt und entfremdet werden, wie die letzte Generation, die noch

„Réva muzsiká’nak, mint a fősőféri zenészek”*

Von Dr. Zoltán Tefner *Sie musizieren weinend, wie die Musikanten von fősőfér” „Fősőfér”. Ein für die Südländer, als für die das Balaton-Südufer bewohnenden Völker, Ungarn, Kroaten, Totovci, also Slowaken, Juden, und natürlich die Schomodeier „stifóler”, also Stift Fuldaer war fősőfér immer ein seltsam klingendes Zauberwort. Immer, wenn das Wort fősőfér ausgesprochen wurde, starrten die Augen in die weiteste Ferne, fühlend die unendlich quälende, universal menschliche Sehnsucht die Entfernungen zu bewältigen.

Ungarndeutsche in der weiten Welt (1) – Integrationshelferin Maria Macher

Von Richard Guth Ich bin an diesem Juni-Abend mit Maria Macher verabredet – in Nord-Neukölln. Schnell noch ein Besuch im Trendviertel Prenzlauer Berg, der noch vor einigen Jahren ein Bild Grau in Grau abgab, wie vor der Wende fast der gesamte Ostteil der Stadt! Nach der Wende gewann dieser Kiez schnell an Popularität, viele Familien zogen ins Viertel unweit der Stadtmitte. Heute empfangen herausgeputzte Mietshäuser, bunte Läden und – trotz

Eine Antwort als Pointe

Eine Reaktion von Georg Sawa auf einen auf der Onlinefläche vom SB erschienenen Leserbrief („Ich bin Unseraaner – über die Änderung von – ungarndeutschen – Zeiten und Menschen”) zum Artikel „Unseraans“ SB 3/2020 (S. 7) Unseraaner ist keine Fliege, die in den Tumult an dem Tellerrand trachtet. Es ist nicht so, dass man einst in der Gülle gelandet ist und jetzt bei dem zweiten Anlauf die süße Molke schlürfen will.

Vergebens gesuchter Feind

Schwäbische Verwandtschaftsbesucher im Fadenkreuz der ungarischen Stasi – neue Monografie über die Kontrolle der Beziehungen von Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen   Von Richard Guth „Rosa S.-H., wohnhaft in C.-Straße 15 in Berzel/Ceglédbercel, hat 1963 sechs Monate in Schorndorf verbracht. Sie brachte einen Ölkamin und einen Kühlschrank mit nach Hause, darüber hinaus Kleinigkeiten, die sie hierzulande weiterverkauft hat. (…) Frau K., wohnhaft in P.-Straße 186 in Berzel, kehrte vor einigen Monaten heim.

Nach hohen Wellen noch keine Seeruhe eingekehrt

Nach deutschsprachiger Bárány-Videobotschaft bleibt weiterhin fraglich, ob verlorenes Vertrauen zurückgewonnen werden kann Von Richard Guth Hohe Wellen schlugen heimlich aufgenommene Worte des sozialistischen Kommunalpolitikers Balázs Bárány aus Schaumar/Solymár, die dem regierungsnahen Fernsehsender „Hír TV” zugespielt wurden – diese bezogen sich auf den ungarndeutschen Bürgermeister der Großgemeinde, Koloman Szente. Bárány nannte darin Szente „einen degenerierten, alteingesessenen schwäbischen, homophoben, juden-feindlichen, xenophoben Romahasser, ein richtiges faschistisches Arschloch”. Bárány bezeichnete gegenüber Sonntagsblatt eine Woche

Für eine nachhaltige Zukunft – Zu Besuch bei „grünen Schwaben” in Werischwar

Von Richard Guth Die Kommunalwahlen vor einem Jahr brachte vielerorts Gruppierungen an die Macht, die aus zivilem Engagement heraus mit der großen Politik in Berührung kamen. Dies scheint eine globale oder jedenfalls europäische Tendenz zu sein, denkt man an die Regierungsbeteiligung der Freien Wähler in Bayern oder an die Wahl der Aktivistin Zuzana Čaputová zur slowakischen Präsidentin. Die Diskussion um Nachhaltigkeit und Umwelt rückte in Vor-Corona-Zeiten in den Mittelpunkt des

Inseldasein

Von Dr. Jenő Kaltenbach Unser Freund, der renommierte Professor für Politologie Josef Bayer schrieb eine hervorragende Analyse über Trump und die Welt der Populisten. Da wir Ungarndeutschen in einem Land leben, das beherrscht wird von einem der schlimmsten Populisten Europas, ist das Thema durchaus relevant, schon deshalb, weil unsere „offizielle“ Presse, die Neue Zeitung (und Co.) sich wie ein Betriebsblatt benimmt und nur darüber berichtet, was im „Betrieb“ los ist,

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