Über Kultur und Geschichten

Neue ungarndeutsche Facebook-Gruppe will die Gemeinschaft stärken

 „Im Jahr 2018 habe ich die Facebook-Gruppe „Schwäbische Rezepte“ mit der Absicht gegründet, um vor allem lokale Rezepte zu sammeln. Wir haben aber auch gerne Rezepte aus anderen Regionen gelesen und ausprobiert. Die Mitgliedschaft bestand eine Zeit lang nur aus einem engen Kreis, meist haben unsere Bekannten Rezepte hochgeladen. Doch vor einem Jahr erfreute sich die Gruppe plötzlich großer Beliebtheit: Die Mitgliederzahl stieg innerhalb weniger Wochen von einigen Hundert auf 4500. Innerhalb weniger Monate kamen viele Leute hinzu und die Mitglieder versuchten, neben Rezepten auch andere kulturbezogene Beiträge zu teilen. Bei dieser Facebook-Gruppe handelt es sich um eine Sammlung von Rezepten und der Schwerpunkt liegt auf der schwäbischen Gastronomie. Ich wollte nicht, dass das Wesentliche, warum diese Gruppe entstanden ist, unter den vielen anderen Informationen verschwindet, aber ich sah, dass ein großer Bedarf auch für eine kulturbezogene Gruppe besteht. Es hätte mir leidgetan, wenn all diese interessanten Informationen verschwinden würden. So entstand die Gruppe „Schwäbische Kultur und Geschichten”, erzählt Kata Götz, Administratorin der ungarischsprachigen Facebook-Gruppe „Sváb kultúra és történetek”.

Die beiden Administratorinnen, Kata Götz und ihre Mutter, Monika German-Götz, haben dabei eine sinnvolle Ergänzung zum zweisprachigen Angebot des Kultur- und Informationszentrums Zentrum.hu geschaffen, das auf seiner Facebook-Seite vornehmlich Veranstaltungstipps gibt und Beiträge teilt. „In dieser Gruppe werden Einladungen zu Veranstaltungen, alte Familienfotos, Geschichten und Beschreibungen der lokalen Geschichte gepostet. Mitglieder der Gruppe teilen gerne ihre Familiengeschichten oder Ereignisse im Zusammenhang mit ihrem Geburtsort, Anekdoten und Fotos mit anderen. Die gemeinsame Herkunft, das Wiedererwecken von Kindheitserinnerungen oder das ähnliche Schicksal schaffen eine zusammenhaltende Gemeinschaft in der Gruppe”, erläutert Monika German-Götz, ehemalige Schulleiterin der Grundschule Sende/Szendehely. Und dieses Teilen führt auch zu einem regen Austausch unter den Gruppenmitgliedern. Tochter Kata bestätigt dabei den Eindruck der Mutter und spricht von einem bestehenden „großen Bedarf”, „die deutsche Minderheit über eine Online-Schnittstelle zusammenzubringen”. Die im Dezember gegründete Facebook-Gruppe hat mittlerweile 7000 Mitglieder und Monika German-Götz freut es nach eigenen Angaben besonders, dass „Kommentare mit einem harschen Ton”-  nicht ungewöhnlich in sozialen Medien – selten seien.

Das Ziel dabei sei „möglichst viele Informationen über unsere Volksgruppe aus möglichst vielen Bereichen zu sammeln und diese zu veröffentlichen”, um auf diese Weise die Identität und das Zugehörigkeitsgefühl zu stärken. Genauso liege Mutter und Tochter viel am „schnellen Informationsaustausch über Veranstaltungen und an Veröffentlichungen rund um unsere Volksgruppe”.

Bereits in dieser kurzen Zeit habe es Beiträge gegeben, die Mutter und Tochter berührt hätten: „Es gibt ein Video, in dem eine 90-jährige alte Frau ihr Lieblingsgedicht in ihrer Muttersprache vorträgt. Ihr Dialekt ist dem Sendeer Fränkisch sehr ähnlich, das vor 20 Jahren von vielen Menschen in unserem Dorf gesprochen wurde. Ich höre sehr gerne zu. Es erinnert mich an die Redeweise meiner Großmutter”, so Kata Götz. Die eine Generation ältere Mutter setzt die Präferenzen woanders: „Am meisten liebe ich alte Familienfotos und Geschichten. Ich ziehe oft Parallelen zum Leben und den Tragödien meiner eigenen Großeltern und Eltern. Es ist berührend, diese Beschreibungen zu lesen.”

Die Posts sind vornehmlich auf Ungarisch verfasst – den Grund will ich wissen. Kata Götz weist darauf hin, dass es sich um eine öffentliche Gruppe handle, die nicht nur den Angehörigen der deutschen Minderheit offen stehe, sondern jedem, der sich für die deutsche Kultur interessiere. Mutter Monika weist auch auf den Sprachverlust hin, so dass ungarische Beiträge mehr Menschen erreichen würden. Dennoch freue sie sich über die deutschsprachigen Beiträge, die immer zahlreicher würden.

Insgesamt freut sich Kata Götz, dass sich in kurzer Zeit viele Menschen der Gruppe angeschlossen hätten: „Trotz des schwierigen Schicksals haben die Menschen auch viele schöne Erinnerungen aus ihrer Kindheit und an Bräuche vor Ort, die sie gerne mit anderen teilen, die das Gleiche erlebt haben oder ähnliche Geschichten vom Hören kennen. Leider geraten diese Geschichten in der Gruppe im Vergleich zu den Anfängen immer mehr in den Hintergrund und das Teilen von Ereignissen ist in den Vordergrund gerückt, was wir mit einer kleinen Umstrukturierung ändern möchten.” Deswegen wollen die Administratorinnen die Veranstaltungen von anderen Inhalten trennen und zur besseren Transparenz  der anderen Inhalte separat anzeigen. Sie hoffen dabei, dass die Einträge auch als Datenbank sowohl für Bildungszwecke als auch für volkskundliche Forschungszwecke dienen können.

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