Von „Andreas“ bis zur Geburt Christi

Von „Andreas“ bis zur Geburt Christi

Wie begingen die Ungarndeutschen einst die Adventszeit?

Das Hochfest Weihnachten nähert sich mit großen Schritten – nur noch vier Wochen, bis uns das Christkind mit seiner Ankunft beschenkt. Diese vier Wochen nennen wir Adventszeit. Im kirchlichen Kalender markiert sie zugleich den Beginn des neuen Kirchenjahres. Der Begriff Advent bedeutet „Ankunft“ (lat. advenire) und erklärt sich gewissermaßen von selbst: Wir warten auf die Ankunft Christi. Für Christen hat diese Zeit eine besondere Bedeutung. Von den alten volkskundlichen Bräuchen sind jedoch nur wenige erhalten geblieben, und nur manche kennen heute noch die wichtigen Namenstage dieser Periode. Wie aber feierten die Ungarndeutschen früher die Advents- und Weihnachtszeit?

Die Adventszeit beginnt traditionell mit der Andreasnacht am 30. November oder schon einige Tage zuvor. Ihr Beginn wurde feierlich durch den Klang der Kirchenglocken verkündet. Die Dorfbewohner besuchten frühmorgens die heilige Messe bzw. die Rorate. Gleichzeitig war diese Zeit eine Periode des Fastens: An bestimmten Tagen verzichtete man auf Fleisch, und man bemühte sich, die Seele von Sünden zu reinigen. Doch nicht nur die Seele wurde gereinigt – auch die Häuser wurden sorgfältig geputzt. Hochzeiten und Bälle fanden in dieser Zeit nicht mehr statt. Die vier Kerzen des Adventskranzes symbolisierten in der Kirche die vier Wochen bis zum Weihnachtsfest.

In meiner Familie gab es keinen Adventskalender, denn diese Tradition entstand erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Zu diesem Zeitpunkt waren die Ungarndeutschen bereits in Ungarn angesiedelt, sodass sich der Brauch dort kaum verbreitete.

Während der Adventszeit spielten für die Ungarndeutschen mehrere traditionelle Tage eine wichtige Rolle. Der Andreastag (30. November) galt als erster wichtiger Termin für die Zukunftsdeutungen. Junge Mädchen versuchten in der Andreasnacht durch verschiedene Bräuche – wie Schuhwerfen oder Bleigießen – ihren zukünftigen Ehemann vorauszusagen.

Am Barbaratag (4. Dezember) schnitten Mädchen und Frauen sogenannte Barbarazweige (z. B. Kirsch- oder Apfelbaumzweige) und stellten sie in die Wärme. Blühende Zweige an Weihnachten galten als Zeichen für eine gute Ernte oder für eine bevorstehende Hochzeit.

Der Nikolaustag (6. Dezember) war besonders für die Kinder wichtig. Der Nikolaus (Niglo/Nikloos) erschien oft persönlich, trug Pelzkleidung und eine Pelzmütze und ließ die Kinder Gedichte aufsagen, nachdem er ins Haus reingelassen wurde. Seine Ankunft bei den Häusern war mit Kettenrasseln zu hören. Die unartigen Kinder fürchteten sich, da sie meistens Rutenschläge vom Krampus oder Nikolaus erhielten. Die artigen Kinder wurden aber mit Obst, Nüssen oder später Süßigkeiten beschert.

Am Luciatag (13. Dezember) glaubte man an besondere Mächte der Hexen. Durch Räuchern sollte man sie vertreiben. Die Figur der Lucia wurde entweder als strenge oder als gütige Gestalt vorgestellt; in manchen Ortschaften brachte sie Kindern kleine Geschenke. Außerdem säte man an diesem Tag Luzienweizen, dessen Wuchshöhe eine gute oder schlechte Ernte voraussagen sollte. An diesem Tag bestand zudem ein Näh- und Strickverbot, da man glaubte, dies schade den Hühnern. Außerdem war die Anfertigung von Luzia-Stuhl an manchen Ortschaften verbreitet. Ab dem Luciatag fertigte man aus mehreren Holzarten einen kleinen Stuhl und schloss die Arbeit am Heiligen Abend ab. Zur Christmette nahm man ihn mit, um – laut Volksglauben – durch ihn die Hexen des Dorfes erkennen zu können.

Wie viele von diesen Bräuchen sind heute noch erhalten? Die Beantwortung dieser Frage überlasse ich den Leserinnen und Lesern. Ich wünsche allen eine schöne Adventszeit und eine gute Vorbereitung auf Weihnachten. Eine seelische Aufräumung oder das Fasten kann uns immer bereichern und die Freude an Weihnachten durch unsere Opfergabe erhöhen.

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