Ein Beitrag von Andrea Horváth Szomolai. Erschienen am 26. Januar 2022 auf dem Portal ma7.sk. Veröffentlichung in deutscher Sprache mit freundlicher Genehmigung von Chefredakteurin Judit Molnár.
Die Volkszählungsergebnisse in der Landschaft Podzoboria/Zoboralja, Teil des Donauhügellandes, sind niederschmetternd. In diesem Streusiedlungsgebiet der Südslowakei sank die Zahl der Madjaren genauso wie im ganzen Land. Nach Ansicht der Dorfoberen sei es an der Zeit, darauf hinzuweisen, dass die Madjaren in der Diaspora effektive Hilfe benötigten und durch eine Kultur, die auf Volkstanz, Volksmusik und Traditionen basiere, nicht überlebten. Die Jugend benötige Stabilität und Sicherheit.
Im Landkreis (Okres) Neutra/Nitra, wozu das Podzoboria, ungarisch Zobaralja, gehört, stellen die Madjaren vier Prozent der Bevölkerung, wie es aus den Daten der Volkszählung 2021 hervorgeht. In den Streusiedlungsgebieten ist die Lage besorgniserregend, und es stellt sich die Frage, warum es mehr Personen gibt, die sich zur ungarischen Muttersprache bekennen als zur ungarischen/madjarischen Volkszugehörigkeit.
Die größten madjarischen Siedlungen des Landkreises Neutra sind Hosťová/Geszte, Großzitin/Veľký Cetín/Nagycétény und Dolné Obdokovce/Alsódobok. 53 Prozent des lediglich 392 Seelen starken Dorfes Hosťová bekannten sich als Madjaren.
In Großzitin weint das eine Auge, während das andere lacht
Großzitin zählt 1626 Einwohner, die Zahl der Bevölkerung wuchs seit der Volkszählung 2011 kaum – damals wohnten 1604 Menschen hier, was auch Bürgermeister Ferenc Mészáros bestätigt. Leider Gottes sank der Anteil der Madjaren um 15 Prozent, denn während 2011 sich 1108 Bürgerinnen und Bürger als Madjaren bekannten, taten es 2021 nur 918 an erster Stelle. Als sekundäre Volkszugehörigkeit gaben 54 Menschen ungarisch/madjarisch an, aber interessant ist der Umstand, dass sich in den Statistiken 970 Ungarischmuttersprachler zu finden sind.
Nach Angaben des Bürgermeisters ist der Rückgang bei der Zahl der Madjaren dem Phänomen zu verdanken, dass die angebotenen Häuser, Grundstücke von slowakischen Familien aufgekauft würden, die von Schemnitz bis Freistadt überall herkämen. Auch die örtliche ungarische Grundschule vegetiere nur, mit fast 60 Kindern, trotz der vielen und breiten kulturellen Angebote und einem Schulgebäude, das vom Gemeinderat grunderneuert wurde.
Der Bürgermeister sagt, dass ihnen das eine Auge weine, das andere hingegen lache. Denn es sei großartig, wenn man sich dazu bekennt, der ungarischen Sprache mächtig zu sein, aber die Assimilation in der Region sei so stark, dass es im Falle der Nachfahren dieser Menschen fraglich sei, ob sie jemals Ungarisch als Muttersprache wählen würde. Laut Ferenc Mészáros habe man in den Streusiedlungsgebieten viele Fehler gemacht, denn man habe auf die wunderbare Kultur, Volkstraditionen, die bunte Volkstracht und den Tanz fokussiert, aber irgendwie sei dabei die Unterstützung und Stärkung dieser großartigen Diaspora im reellen Leben, im Alltag unterblieben. Es gelingt ihm dabei nicht, den wirklichen Adressaten dieser Anregung zu finden. Es wäre das Richtige, wenn man sich in der Region Podzoboria nicht nur symbolisch zusammenschließen, sondern zielgerichtet in Richtung Lösung voranschreiten würde, fügt er hinzu.
Keine Faxen. Man braucht Geld
Die dritte anteilsmäßig größte madjarische Gemeinde ist Dolné Obdokovce. Das kleine Dorf entwickelte sich dank dem Pilgerzentrum „János Graf Esterházy” zu einer auch international anerkannten Gemeinde. Gesamtbevölkerung 1140 Personen, 48 Prozent von ihnen bekannten sich als Madjaren. Bürgermeister Marián Paulisz sagt, dass es auch in Dolné Obdokovce mehr Ungarisch-Muttersprachler gibt als solche, die sich zur ungarischen/madjarischen Volkszugehörigkeit bekennen. Der junge Bürgermeister redet dabei Klartext und sagt, dass man keine Schönrederei mehr betreiben könne und Geld brauche, damit das Madjarentum in der Diaspora eine Zukunft hat. Die Eltern benötigten Stabilität und Sicherheit, damit sie sich für ihre Kinder ungarische Institutionen aussuchen.
„Wenn die Öffentlichkeit und Presse ständig verlauten würden, „oh weh, man muss die Schule schließen, denn es fehlt an Kindern”, dann würde diese Einrichtung auch bald zugrundegehen, denn wer will sein Kind an einer Schule anmelden, wo es keine Stabilität gibt”, sagt der Bürgermeister. Er fügt hinzu, dass es natürlich positive Beispiele gäbe, aber es alle Fälle ein entschlossenes Auftreten seitens der Führungsriege benötige, wenn man seine Ziele erreichen will.
Quelle: https://ma7.sk/tajaink/a-mese-veget-ert-penz-kell-a-szorvanymagyarsag-fenntartasahoz?fbclid=IwAR2Tb3wOYlOU6hDQOM5CK_-zuYssHKD7APWGSsbRy44Qlw3D5bC21NYiejY
Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Valk%C3%B3i_napok2.jpg