Ein besonderes Kulturerlebnis bot den Interessenten der Verband ungarndeutscher Autoren und Künstler (VUdAK), der am 26. September 2025 zur Vernissage seiner neuen temporären Ausstellung mit dem Titel „Quadriga“ mit anschließender Lesung ungarndeutscher Gegenwartsautoren nach Fünfkirchen einlud. In seiner Eröffnungsrede informierte 1. Vorsitzender Johann Schuth über die vielfältigen Tätigkeiten von VUdAK, beginnend mit der Vorstellung einer thematischen Rollup-Ausstellung, die mittlerweile schon Ungarn bereist und wöchentlich in einer anderen Bildungseirichtung ausgestellt die Arbeit des Verbandes den Schülern näher bringt. Als Begleitprogramm finden dazu auch immer Lesungen mit den Autoren der Literatursektion statt. In den Schulen verteilt der Verband außerdem reichlich Informationsmaterial über ungarndeutsche Künstler und Autoren, welches als Unterrichtsstoff eingesetzt werden kann. Jährlich veranstalten sie außerdem mit dem Titel VUdAK-Gespräche dreitägige thematische Aufenthalte landesweit an unterschiedlichen Orten, wo der Verein zusammenkommt, ausstellt und sich auch mit dem Publikum persönlich trifft − auch die Ausstellungseröffnung in Fünfkirchen war Teil dieser Programmreihe.
Im Veranstaltungssaal des Lenau Hauses sind diesmal Werke von vier Mitgliedern der Künstlersektion von VUdAK, Bernadett Breszkovics, Erzsébet Horváth, Erzsébet Lieber und Zsuzsa Trieb zu betrachten. Von den Malerinnen waren bei der Vernissage die ersten zwei persönlich anwesend. Durch die aktuelle Ausstellung führte ein, wie Vorsitzender Johann Schuth betonte, hochgeschätztes Mitglied des Verbandes, Kunstsachverständiger Johann Wolfart jun., der regelmäßig Rezensionen über Werke und Ausstellungen von VUdAK veröffentlicht und hauptberuflich im professionellen Kunsthandel tätig ist. Wolfart entschied sich als Auftakt für ein Gespräch mit den Künstlerinnen Breszkovics und Horváth und leitete das Gespräch stilvoll – da die Veranstaltung ja im Lenau Haus stattfand – mit einem Zitat aus Nikolaus Lenaus Faust ein: „Behaupten will ich fest mein starres Ich /Mir selbst genug und unerschütterlich, /Niemandem hörig mehr und untertan, /Verfolg ich in mich einwärts meine Bahn.“ Auf die Kunst übertragen interpretierte Wolfart dieses Zitat als Verbildlichung der künstlerischen Freiheit, die die bildenden Künstler verfolgen. Erzsébet Horváth ist laut Wolfart eine vielseitige Künstlerin, die mit unterschiedlichen Techniken arbeitet. In ihrem Repertoire befinden sich Installationen, Objekte und Gemälden sowie auch Plastiken. Ein Kunststipendium und vierjähriger Aufenthalt in München wirkten besonders inspirierend auf Horváth, sie begann dort mit Kunststoff zu arbeiten und durch die dortige Papierwerkstatt kam sie auch mit selbstgeschöpftem Papier und deren Verarbeitungsmöglichkeiten in Kontakt. Ihre Kunst zeichnet sich vor allem vom Spiel von Licht und Schatten aus, gerne verwendet ganz alltägliche Materialien, wie Folien, Papier und Farben. In der Quadriga-Ausstellung sind von ihr fünf Arbeiten zu besichtigen. Das Subjektive, Erinnerungen und innere Bilder und deren Verhältnis zur Außenwelt bilden die wichtigsten Inhalte und gleichzeitig Inspiration der Arbeiten von Bernadett Breszkovics. In ihren recht farbenfrohen Gemälden, wie auch in ihren modernen Installationen verwendet sie oft Textilien in Kombination mit Farben und bringt diese durch die Schichtung der einzelnen Texturen zur Geltung. Licht und Schatten sind auch in ihrer Arbeit ständig wiederkehrende Motive. Als Künstlerin möchte sie, wie sie beim Gespräch betonte, auf die Vielschichtigkeit der Visualität reflektieren. Bei der Ausstellung sind von ihr ebenfalls fünf Arbeiten zu sehen.
Kunst und Literatur gehen Hand in Hand bei VUdAK. Im Anschluss an die Ausstellungseröffnung fanden Lesungen aus den Werken von Christina Arnold (Nadasch), Susi Szabó (Surgetin), Robert Becker (Surgetin), Koloman Brenner (Ödenburg), Alfred Manz (Baja), Peter Wess (Feked), Diana Feuerbach (Leipzig), Josef Michaelis (Schomberg) und Stefan Valentin (Schorokschar) von der VUdAK-Literatursektion statt. Erfrischende Neuigkeiten präsentierten die Gegenwartsautoren in den unterschiedlichsten Genres von Gedichten bis hin zu Auszügen aus Novellen, im Dialekt und in der Hochsprache. Besonders realitätsnah waren die Auseinandersetzungen mit existentiellen Themen unserer Gegenwart, wie den Generationsunterschieden, dem medialen Körperkult, der Künstlichen Intelligenz und dem technischen Fortschritt, aber auch etwas ernstere Themen, wie Überlegungen zu Spracherhalt und Sprachverlust, Identität und Identitätsverlust wurden behandelt, außerdem fanden auch internationale Kriminalität, Multikulturalität und durch Novellenauszüge Einblicke in das moderne Familienleben und in den Schulalltag ihren Platz in diesem prickelnden, köstlichen Cocktail der ungarndeutschen Gegenwartsliteratur, durch hervorragende Darbietungen der Autoren.
Fotos: Lenau Haus Fünfkirchen
Die VUdAK-Ausstellung Quadriga kann bis Ende Oktober 2025 im Veranstaltungssaal des Lenau Hauses (Fünfkirchen, Munkácsy M. Str. 8) und im Anschluss ab November im Otto-Heinek-Saal im Haus der Ungarndeutschen (Budapest, Lendvay Str. 22) besichtigt werden. Weitere Informationen über Lesungen und Ausstellungen von VUdAK finden Sie unter: www.vudak.hu.
