Ungarndeutsche Parlamentarier im Portrait (2): Dr. Johann Hargitai

Ungarndeutsche Parlamentarier im Portrait (2): Dr. Johann Hargitai

Seit der letzten Sonntagsblatt-Ausgabe portraitieren wir ungarndeutsche Parlamentsabgeordnete. Die Vorstellung setzen wir mit Dr. Johann Hargitai fort, dem Ostbranauer Abgeordneten von Fidesz-KDNP. Der Abgeordnete vertritt im ungarischen Parlament seit über 25 Jahren die Ostbranau. 

„Ich bin sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits Donauschwabe. Mein Vater wurde als Hauszmann geboren, ehe die Zeit der Namensmadjarisierung anbrach. Natürlich wurden beide Familien, die meines Vaters wie die meiner Mutter, aus Ungarn vertrieben, sie kamen in die Sowjetisch Besetzte Zone Deutschlands, in die spätere DDR. Sie kamen aber nach einem Jahr wieder zurück und kauften mit der Zeit das weggenommene Haus zurück. Eine gewöhnliche Geschichte, die damals wohl die reine Hölle war”, weiht mich der 66-jährige Politiker in die Familiengeschichte ein. 

Hargitai stammt aus Großnaarad/Nagynyárád in der Branau, dessen Bürgermeister (1985-90 als tanácselnök – übersetzt: Vorsitzender des Rats der Gemeinde, 1990-1994 sowie 2002-2010 als Bürgermeister) er lange Zeit war. Er schätzt sich nach eigenem Bekunden glücklich, dass in seinem Mohatscher Wahlkreis die „Creme der Schwaben” lebe. Auch wenn er heute im Parlament in anderen Gebieten tätig sei, sei er bis heute aktives Mitglied der Gemeinschaft und unterstütze in allen Belangen die deutschen Selbstverwaltungen und zivilen Organisationen in der Ostbranau.

Diese Arbeit blickt – so die Erinnerungen von Johann Hargitai – auf eine lange Geschichte zurück: „Ich war bei der Schaffung des Selbstverwaltungssystems der Nationalitäten – früher Minderheiten – insbesondere in der Branau aktiv. Ich stand Josef Baling zur Seite, mit dem ich nicht immer einer Meinung war: Er gehörte der Generation meines Vaters an und hat die Schicksalsjahre der Gemeinschaft nach 1945 hautnah erlebt. Dennoch setzten wir uns freundschaftlich verbunden für die Sache ein.”

Auch seine Arbeit im parlamentarischen Ausschuss für Menschenrechte, Minderheiten und Religion bewertet er im Rückblick positiv. Hier habe er sich für die kulturelle Autonomie der Minderheitengemeinschaft stark gemacht und habe als promovierter Jurist an den entsprechenden Gesetzesvorlagen gearbeitet. Auch der Anfang der 2010er Jahre eingeführte „Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen” ist mit seinem Namen verbunden. Die Vorbereitungen hätten bereits in seiner Zeit als Vorsitzender des Komtatstages der Branau zwischen 2006 und 2010 begonnen: „Es war nicht einfach, den Begriff „kitelepítés” (Aussiedlung) durch „Vertreibung“ zu ersetzen, der in den deutschsprachigen Gebieten gängig ist. Aber es gelang mir / uns, dass es in einem parlamentarischen Dokument erstmalig nicht um den technokratischen Begriff ging, sondern die tragische Realität auch kraft des Wortes beschrieben wurde.”  Bei der Einführung des Gedenktages (12. Dezember 2012) stand erstmal nur Verschleppung, dies wurde ein Jahr später um „Vertreibung” erweitert. Zu sehr habe man mit „Verschleppung” die Malenkij Robot verbunden.

Aktuell arbeitet der studierte Geschichtslehrer als Ministerialbeauftragter am Projekt „Mohatsch 500”. Dabei gehe es ihm auch um das Einbinden der deutschen Gemeinschaft. Denn es habe eigentlich zwei Schlachten von Mohatsch gegeben: eine 1526, die andere 160 Jahre später 1687 bei Harschan/Nagyharsány unweit von Willand. Diese Schlacht habe eine „zweite Landnahme” durch die Ansiedlung der Deutschen eingeläutet, die eine große „Kapitalinvestition” bedeutet habe, so Hargitai. Er kämpfe dabei als Vertreter des Fachs um die historisch korrekte Bewertung der deutschen Ansiedlung nach der Osmanenzeit.    

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