Gedanken zum Abschluss der weihnachtlichen Festtage

“Fröhliche Weihnacht überall!” – ertönt das Weihnachtslied in der Kirche mitten in der Weihnachtsmesse in einem niederösterreichischen Dorf. Mein Herz ist mit Freude erfüllt und ich erlebe die Fröhlichkeit des Festes, ich bin überglücklich. Bald darauf folgt das Lied: “Stille Nacht, heilige Nacht…”. Und die Nacht ist genauso still und heilig, wie es im Lied gesungen wird, nur die Freude an Weihnachten bricht diese nächtliche Stille. Am Ende der Heiligen Messe sind wir zum Punsch- und Glühweintrinken eingeladen. Da freuen sich alle nicht nur übereinander, sondern auch über die Geburt Christi. Die Messebesucher sind mit Freude erfüllt, so wie ich. Ich bin glücklich, da zu sein, die Fröhlichkeit des Festes erleben zu dürfen und dabei das Geheimnis der Nächstenliebe hautnah zu erfahren, das Jesus mit seiner Geburt zu uns gebracht hat.

Ich bin aber eine Fremde im Dorf, keine Einheimische. Seit eineinhalb Jahren habe ich Österreich als meine neue Heimat gewählt. Aber beim Punschtrinken zählt das nicht. Das Einzige, was wichtig ist, ist die Liebe zueinander. Eine freundliche Begrüßung, ein Lächeln und die Weihnachtswünsche, die aus dem Herzen kommen, sind die Zutaten für eine fröhliche Atmosphäre des Weihnachtsfestes.

Aber was verbindet mich mit meiner neuen Heimat? Warum kann ich das Geheimnis von Weihnachten ebenso in Österreich wie in Ungarn verstehen? Vielleicht liegt es an meinen Wurzeln? Ich bin halbwegs Ungarndeutsche und Ungarin, christlich getauft und habe ein gemischtes Zugehörigkeitsgefühl. Alles, was in Ungarn in der Vorweihnachtszeit zu erleben ist, ist hier auch zu finden. Weihnachtsmärkte oder Christkindlmärkte, wie sie hier heißen, verschiedene Programme (das Treffen mit dem Christkind) für die Einwohner, um die Freude an Weihnachten miteinander zu teilen. Aber was gehört eigentlich zur Vorbereitung auf Weihnachten? Solche Fragen gehen mir durch den Kopf, und ich versuche, die Antwort auf sie zu finden.

Die Vorbereitung auf Weihnachten umfasst in der letzten Zeit eher einen Überkonsum an weihnachtlichen Leckereien, die Hektik, das Rasen nach den Geschenken, und dabei blenden wir oft das Geheimnis des wahren Festes aus. Die Geburt Christi bringt uns die Nächstenliebe, aber diese finden wir immer seltener in unserer heutigen Vorweihnachtszeit.

Aber wenn ich an die Weihnachtszeit meiner Vorfahren denke, dann muss ich gestehen, dass sie aufgrund ihrer finanziellen Knappheit keine Sorgen um Geschenke hatten. In den 1940er Jahren waren die Ungarndeutschen froh, gesund das Jahr zu überstehen, mit allen Familienmitgliedern das Fest beisammen zu feiern, Essen auf dem Tisch zu haben und nicht zuletzt zur Heiligen Messe zu gehen. Am mitternächtlichen Gottesdienst teilzunehmen war selbstverständlich. Die religiöse Bedeutung von Weihnachten war nicht wegzudenken.
Heutzutage ist es aber ganz anders als früher. Die Wichtigkeit des Festes besteht darin, einander mit viel zu teuren Geschenken zu überhäufen und dabei das Risiko einzugehen, dass das in Hektik erworbene Geschenk den Erwartungen unserer Familienmitglieder nicht entspricht, und wir enttäuschen sie dadurch.

Meines Erachtens sollte die vorweihnachtliche Zeit darum gehen, dass wir ein offenes Ohr für unsere Mitmenschen haben, dort, wo es nötig ist, helfen und einfach aufeinander achten und zugehen. Unsere heutige Gesellschaft lebt in einem beschleunigten Hamsterrad, das uns unmöglich macht, all dies in die Tat umzusetzen. Aber wenn man sich bemüht, ist es doch möglich. Aber wie kann man das wichtigste Fest des Jahres dennoch besinnlich und mit Freude erleben?

Man sollte den Drang nach Geschenken ausblenden und versuchen, sinnvolle Zeit mit der Familie zu verbringen. Hinzu kommt die Menschlichkeit, die Nächstenliebe, die nichts anderes bedeutet, als nette Worte für die anderen zu finden und unsere Mitmenschen mit Respekt und Offenheit wahrzunehmen.

Oft habe ich schon die Vorweihnachtszeit erlebt, meistens war sie hektisch und ich war auf der Suche nach der perfekten Überraschung, aber diesmal habe ich diesen Drang ausgeblendet und versucht, sinnvolle Zeit mit meiner Familie und meinen Bekannten zu verbringen, genauso meinen Kindern viele Erlebnisse zu ermöglichen, die sie bereichern und auf das Fest vorbereiten. So haben wir das Christkind getroffen und sogar einen Brief in seinem Postamt aufgegeben. All dieser weihnachtliche Zauber hat mich auch berührt, und dadurch konnte ich das Geheimnis von Weihnachten erleben. Vielmehr überkam mich in dieser Zeit das Gefühl der Danksagung für all das, was wir haben. Ich konnte einfach dankbar für all das sein, was wir haben und erreicht haben.

Das Leben in einem neuen Land kann viele Schwierigkeiten mit sich bringen, aber wenn man alles mit offenem Herzen annimmt und alles wie ein Kind – das neugeborene Christuskind – betrachtet, spielt die geografische Lage keine Rolle.

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