Traditionen weitergeben – aber wie?

Martin Szanyi hat das Blaufärberfestival besucht und beschreibt seine Eindrücke

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Von Martin Szanyi

Zum 23. Mal fand das Großnaarader Blaufärber-Landesfestival statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltung im Branauer Großnaarad/Nagynyárád stand die Modeschau „Wunder der Blaufärberei”. Damen- und Herrenbekleidung in traditionellem und modernem Stil. Die andere Hauptattraktion war die Blaufärberei von Johann Sárdi (1920-2017), die bei freiem Eintritt besichtigt werden konnte. Die Führung wurde auch in deutscher Sprache angeboten. Entlang der Straße waren Stände aufgebaut, an denen man neben den Produkten der Blaufärberei auch anderes Kunsthandwerk erwerben konnte. Auf der Bühne wechselten sich Blaskapellen, Tanzgruppen, Akkordeonspieler und Sänger ab. Es wurde hauptsächlich ungarndeutsche Musik gespielt, aber auch ungarische Stücke und „mulatós“ waren zu hören.

Die Stimmung war trotz der ungarischsprachigen Mehrheit bei den Besuchern schon festlich und schwäbisch. Es war eher die ältere Generation vertreten – mit einigen Familien zwischendurch. Die jüngere Generation war nur vereinzelt anwesend. Wahrscheinlich ist das klassische, traditionelle Festivalprogramm nicht mehr so attraktiv wie früher. Diese Tendenz ist aber auch allgemein zu spüren. Die jungen Leute, die sich für Blasmusik und Volkstanz interessieren, sind relativ selten.

Die Blaufärberei von Großnaarad versucht jedoch, mit der Zeit zu gehen, indem sie Kleidung des 21. Jahrhunderts anbietet, die mit traditionellen, handwerklichen Techniken hergestellt wird. Diese neue Form der Volkskunst ist in Ungarn nicht unbekannt. Moderne Kleidungsstücke mit Matyó- und Kalocsa-Stickereien werden im ganzen Land angeboten. Wahrscheinlich haben die Blaufärber diesen Weg eingeschlagen und versuchen sich den heutigen Bedürfnissen anzupassen.

Diesem Ziel dienen auch die erwähnte Modeschau und der Wettbewerb, die im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen und moderne Tracht präsentieren. Es ist eine wichtige Initiative, denn das gemeinsame Ziel ist es, Traditionen weiterzugeben und junge Menschen zu erreichen, was für die deutsche Gemeinschaft in Ungarn heutzutage immer schwieriger wird. Wird das gelingen?

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