Zurück zu den Wurzeln? – Umweltschutz einst und heute

Von Ibolya Lengyel-Rauh

Heutzutage redet man viel mehr über Umweltschutz und Klimawandel, da wir über unsere Zukunft besorgt sind, ob wir eigentlich eine Zukunft haben werden oder ob die Welt untergeht.

Aber dieses Thema war nicht immer so wichtig wie heute. Unsere Vorfahren kannten den Begriff Umweltschutz und Klimawandel überhaupt nicht, aber warum? – Hier stellt sich die Frage. In meinem Meinungsartikel werde ich meine Gedanken darüber teilen.

Vor vier Jahren ist es her, dass ich eine kleine Zusammenfassung, oder besser gesagt eine Erinnerung an das Leben in der Tolnauer Gemeinde, von meiner Tante aus Berlin bekam. In diesem Dokument wurde das Leben, der Jahresablauf und die landwirtschaftlichen Tätigkeiten in den 1940er Jahren beschrieben. Eines ist mir dann aufgefallen: Alles hatte seinen Platz, alles wurde verwendet und verarbeitet. Im Text kam es nicht zum Verschwenden. Es gab keine regelmäßige Müllabfuhr, trotzdem hatten die Ungarndeutschen keinen Müll. Selbst gab es keine Plastik, da es zu dieser Zeit noch nicht erfunden worden war.

Aber schauen wir uns mal an, was unsere Vorfahren so umweltbewusst machten? In den Memoiren schrieb meine Tante, dass man in dem einzigen Dorfladen Gewürze (Salz, Pfeffer, Lorbeer und Zucker, Essig), Backpulver, außerdem Tabak und Zigarettenpapier kaufte und noch Stoff für die Gewänder. Es gab ein begrenztes Angebot. Selbstproduzierte Lebensmittel waren auf dem Markt zu kaufen, wo die Produkte untereinander verkauft wurden. Eingepackt wurde es in Papier oder gar nicht. Verpackungen gab es damals nicht bzw. nur natürliche Verpackungen. Den Einkauf als Hobby gab es damals nicht; gekauft wurde nur das Nötigste. Die finanziellen Engpässe legten auch die Grenzen für den eigenen Einkauf fest.

Bräuchte man ein Gewand, bestellte man das gewünschte Kleidungsstück beim Schneider oder der Näherin. Meine Ururoma war auch Näherin und nach dem Verlust des Familienoberhauptes konnte sie ihre Familie mit ihrem Job über Wasser halten. Entweder kaufte man den Stoff im Laden oder baute Hanf auf Ackerfeldern an und dank einer mühsamen Verarbeitung der Pflanze stellte man Leinenstoff her, der dann bei der Näherin zum Kleid verarbeitet oder selbst in den Wintermonaten zu Unterwäsche, Bettlaken, Planensäcken usw. angefertigt wurde.

Selbst das Waschen war auch ohne Chemikalien möglich. Damals war das eine harte Knochenarbeit. Das Waschmittel wurde auch aus natürlichen Zutaten hergestellt. Eine Waschmaschine mit Trockner gab es auch nicht. Waschen wurde mit den Händen gemacht. Mit Lauge wurde nicht nur die Wäsche, sondern auch die Haare gewaschen, deren Herstellung auf Asche zurückzuführen war. Wenn wir diese Vorgänge betrachten, sehen wir keine künstlichen, unnatürlichen Eingriffe seitens der Produktion. Sogar das eigene Gewand wurde auch vor Ort angefertigt, das heißt, dass man keine weiten Wege zum Einkauf zurücklegen musste. Sollte man doch den Markt in den naheliegenden Dörfern besuchen, ging man entweder mit der Pferdekutsche, mit dem Zug oder zu Fuß dorthin. Damals besaß man kein Auto, folglich nutzte man die natürlichen, umweltfreundlichen Wege zum Fortkommen.

Wenn wir das mit unserer heutigen Zeit vergleichen, können wir sicherlich feststellen, dass unsere Vorfahren viel umweltbewusster lebten, da sie einerseits keine finanziellen Möglichkeiten für Luxus oder Komfort hatten. Andererseits brauchten sie das auch nicht. Zwar war alles viel zeitaufwändiger als heute, aber man hatte Zeit; man ging nicht ins Büro oder beeilte sich nur zu Ackerfeldern und zu den Haustieren.

Die Menschen und die Natur lebten im Einklang, da die Natur von Menschen nicht ausgeraubt wurde. Man verwendete keine künstlichen Pestizide, um bessere Ernten zu erzielen. Zwar gab es ab und zu Unwetter oder lange Winter mit viel Niederschlag, aber man war in Gottes Händen und in solchen Fällen betete man einfach, um die Schwierigkeiten zu überwinden.

Alles hatte seine Zeit und seinen Platz und seine Funktion. Bei der Schweineschlacht wurde auch das Schwein ökonomisch verarbeitet; künstliche Därme zu Leberwurst gab es damals nicht. Der Schweinedarm wurde sorgfältig geputzt, deren Inhalt entfernt und beim Leberwurstfüllen verwendet.

Eine Müllabfuhr gab es damals auch nicht, weil es keinen Bedarf daran gab. Dadurch, dass man in Harmonie mit der Natur lebte, fiel auch kein Müll an, da alles natürlich war. Außerdem taten sich die Dorfbewohner zusammen, um die Straßen wöchentlich zu fegen oder sie nur in gutem Zustand zu halten.

Meines Erachtens liegt die Lösung unserer Umweltprobleme auf der Hand. Man sollte zur herkömmlichen Produktion zurückkehren, indem man alles natürlich herstellt und dabei keinen Abfall produziert. Man sollte nicht nur als Individuum, sondern als Teil einer Gemeinschaft und Gemeinde denken. Auf den eigenen Bedarf, auf Komfort zu verzichten, wäre auch schon eine Lösung. Vielmehr sollte man überlegen, was man tatsächlich braucht, und Nahrungsmittel selbst herstellen. Aber das ist in unserer Gesellschaft undenkbar, da wir bereits einen ganz anderen Lebensstil haben. Unser tägliches Brot verdienen wir vor dem Computer und durch Massenproduktion, wo Plastikverpackungen undenkbar sind. Die Globalisierung trägt auch massig dazu bei, dass wir Umweltprobleme haben. Solange wir diesen Lebensstil führen, wird es keine revolutionäre Lösung für unsere Umweltprobleme geben. Aber ich lasse den Lesern genug Raum zum Weiterdenken über dieses Problem.

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Lebensmitteleinzelhandel_in_den_1950er.jpg

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