Der Deutschungarische Katechismus ist ohne Zweifel ein Produkt der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert – nach dem Ausgleich 1867 verstärkten sich die nationalistischen Töne in Politik und Öffentlichkeit, Ziel war die Assimilierung der Minderheiten im Ungarischen Königreich. Der Publizist und Ministerialbeamte Otto-Hermann Krause aus Paumasch/Pomáz wollte diesen Tendenzen entgegentreten und verfasste den Deutschungarischen Katechismus, ein Frage-Antwortkatalog, der in Wien gedruckt in Heftform im ganzen Land verbreitet werden sollte. Wahrlich wirken manche Formulierungen und Sichtweisen auf uns befremdend und rufen womöglich Protest im Inneren hervor, insbesondere die negative Beschreibung der Rolle der Madjaren, die Überbewertung alles Deutschen und die rassistischen Ansichten/Textpassagen, dennoch sollte man dieses Schriftstück stets in ihrem historischen Kontext betrachten. In der vergangenen Ausgabe des Sonntagsblattes (04/2019) haben wir einen Beitrag zu den Entstehungszusammenhängen des Katechismus veröffentlicht. Den Deutschungarischen Katechismus veröffentlichen wir in zwei Teilen. Es folgt Teil 2 mit den letzten 51+1 Fragen und Antworten.
52. Haben die anderen Völker auch diese Rechte?
Ja – nur die Magyaren besitzen jetzt ein größeres Recht dadurch, daß die Amtssprache in den Ministerien und im Landtage magyarisch ist. Sonst aber gebührt ihnen kein Recht, sie haben ohnedies zuviel und trotzdem nehmen sie sich noch mehr heraus.
53. Ist der Staat der Menschen wegen oder sind die Menschen des Staates wegen auf der Welt?
Menschen hat es schon gegeben, bevor es Staaten gab. Die Menschen haben sich zusammengetan und sich verbunden, um Ordnung und Sicherheit zu schaffen, sie haben sich Grundsätze über das ihnen Nützliche und das allen Schädliche gegeben. So sind die Gesetze entstanden. Der Staat aber, eine Vereinigung von Menschen, muß solche Gesetze besitzen, wie sie den Bedürfnissen seiner Bewohner entsprechen. Wenn eine Minderheit allein die Gesetze gibt und den anderen aufzwingt, so ist das eine Gewaltherrschaft, die die Gesetzesform mißbraucht.
54. Was sind die zehn Gebote eines Deutschungarn?
1. Sprich, wo du kannst, nur deutsch.
2. Heirate nur ein deutsches Mädchen.
3. Mit deinen Kindern sprich nur deutsch; lehre sie nur deutsch beten und trachte, sie in deutsche Schulen zu schicken oder wenigstens, wenn es keine solche Schulen im Ort gibt, in Schulen, wo man auch deutsch lehrt.
4. Halte deine Religion hoch und ehre die Religion anderer, geh aber nur in deutsche Messen und deutsche Predigten.
5. Sei anständig und ehrlich, daß jeder, auch der Anderssprachige, dich als Deutschen achtet.
6. Achte die Sprache anderer Leute, die deine aber mehr wie alle andern.
7. Im Gemeindehaus sollst du deutsch sprechen, darum mußt du nur so einen Notär dulden, der auch deutsch kann.
8. Mit deinen Knechten, Dienstleuten sprich nur deutsch, denn der mein Brot ißt, soll in meiner Sprache mit mir reden.
9. Halt dir eine anständige deutsche Zeitung.
10. Laß dich bei Abgeordnetenwahlen nicht bestechen und gib nur dem deine Stimme, der offen sagt, daß er für die Rechte der Deutschen kämpfen will.
55. Was ist das heiligste auf der Welt?
Die Muttersprache, das Mutterblut. Sie sind heiliger selbst wie die Religion, denn eine Religion, die Formen des Glaubens, kann man wechseln, die Sprache und das Blut aber nicht.
56. Kann ein Deutscher überhaupt Magyare werden?
Nein, ebensowenig wie man sich eine andere Mutter oder einen anderen Vater oder gar ein anderes Gesicht verschaffen kann, als man hat, kann man aus der deutschen Haut herausfahren und statt des deutschen Blutes magyarische Blut in die Adern lassen.
57. Ist ein Deutscher, Serbe, Slovaker oder Rumäne, weil er in Ungarn geboren ist, ein Magyare?
Das behaupten ja unsere sogenannten Patrioten. Einem solchen aber soll man sagen? Ist ein Füllen, das in einem Kuhstahl geworfen wird, kein Pferd? Oder kann man auf eine Eiche Paprika pfropfen?
58. Ist es eine Sünde, die Muttersprache zu vernachlässigen?
Mehr wie eine Todsünde, denn die Muttersprache ist so wie das Mutterblut von unserem Herrgott gegeben, und der sie mißachtet, mißachtet Gott. Er schädigt die Kinder für’s ganze Leben. Denn nur dann können sie anständige, gescheite, nützliche Menschen werden, wenn sie sich in der Muttersprache ausbilden können.
59. Warum soll ein deutscher Mann nur ein deutsches Mädchen heiraten?
Erstens: Weil die deutschen Mädchen die schönsten sind.
Zweitens: Weil sie die besten Frauen und Mütter und Hausfrauen sind. Die deutschen Frauen sind dafür berühmt in der ganzen Welt.
Drittens: Weil unser deutsches Blut edel und gesund ist, und wir es durch Mischung nur schädigen können.
Viertens: Weil unsere Kinder sicher von der deutschen Mutter die deutsche Sprache schätzen und lieben lernen.
60. Was ist das für ein Mensch, der seine Muttersprache, sein Mutterblut verleugnet?
Der seine Muttersprache und sein Mutterblut verleugnet, das ist ein ehrloser und gottverlassener Mensch.
61. Warum haben wir Deutschungarn uns bisher so wenig Geltung verschaffen können?
Der Fisch fängt beim Kopf zu stinken an, wie das Wahrwort lautet. Wir haben uns keine Geltung verschaffen können, weil unsere Intelligenz, die deutschen Herrenleute, ehrlos und niederträchtig sind und ihr Volk verraten. Sehn wir, wie viele unserer jungen Schwaben, wenn sie studieren gehn und dann nach Hause kommen, als Deutsche verdorben sind, und nichts mehr wissen wollen von deutscher Sprache und Sitte und sogar mit der Mutter magyarisch sprechen wollen. Das aber sollten unsere Führer werden im Kampf um unsere Sprache! Und diese Elenden verraten uns und gehn zum magyarischen Feind über. Solche Verräter, die zu Magyaren werden, nennt man Renegaten.
62. Was ist ein Renegat?
Der ehrloseste niedrigste Mensch der Welt. Ein Mensch, der als Deutscher geboren ist, aber Magyare sein will und seine Muttersprache und sein Mutterblut verrät und verkauft, der sein eigenes Blut anspeit, mißachtet und verfolgt, ein Bluthund, den man auf seine eigenen Volksgenossen hetzt, ein Krakehler, der alles im Land erschlagen möchte, was nicht magyarisch ist, am meisten aber seine eignene Volksgenossen verfolgt.
63. Was sollen wir tun, wenn wir einem solchen Renegaten begegnen?
Ausspucken.
64. Was soll man machen, wenn in der Schule nicht mehr Deutsch gelehrt wird?
Da soll der Deutsche fordern, daß es wieder gelehrt wird. Und er hat das Recht dazu, denn das Gesetz gibt ihm ein Recht darauf. Und wäre selbst kein solches Gesetz, so müßte man es schaffen, daß jedem in seiner Muttersprache Recht wird.
65. Und wenn man es vorderhand nicht erreicht, daß in der Schule Deutsch gelehrt wird, was soll man machen?
Jeder Vater soll seine Kinder selbst deutsch lehren, daß sie wenigstens lesen können, so daß sie im Leben leichter fortkommen. Der Vater soll eine deutsche Fibel und ein deutsches Lesebuch kaufen und jeden Abend seinen Kinder die deutschen Buchstaben lehren und sie dann aus dem Lesebuch deutsch lesen lassen.
66. Soll ein Deutscher seine Kinder nie in magyarische Schulen schicken und warum nicht?
Der Deutsche soll seine Kinder, wenn es nur möglich ist, nicht an magyarische Schulen schicken, weil sie dort verdummt werden. Denn ein Kind, das man nicht in seiner Muttersprache ausbildet, wird verdummt und aus ihm wird nur ein halber Mensch, der nicht einmal richtig denken kann und darum im Leben zugrunde gehn muß oder es zu gar nichts bringt. Die magyarische Schule ist eine Schlachtbank für unsere Kinder, wo man den Geist verdummt, ihre Seele zugrunde richtet, weil sie den Religionsungterreicht nicht verstehn und dann unsittliche schlechte Menschen werden. Man schlägt sie fürs Leben tot.
67. Aus welchem Grunde noch soll ein Deutscher seine Kinder nicht in magyarische Schulen schicken?
Weil ihr guter deutscher Charakter, ihre guten ehrlichen deutschen Sitten in magyarischen Schulen verdorben werden, man erzieht sie dort zu Betyáren, zu Sviháks, die saufen, Karten spielen, großmaulig politisieren aber nie arbeiten wollen. Sie bekommen die weitverbreitete magyarische Krankheit, sie werden – „müd, matt und faul.”
68. Was soll der Deutschungar, der seinen Sohn studieren lassen will, tun um ihm deutsche Gesinnung zu erhalten?
Er soll ihn einige Jahre auf ein siebenbürgisch-fächliches Gymnasium schicken und wenigstens 1-2 Jahre auf einer deutschen Universität in Österreich oder Deutschland studieren lassen.
69. Wie fängt man das an, und an wen wendet man sich, wenn man da nicht die richtigen Wege dazu weiß?
An eine der in diesem Büchlein genannten Zeitungen und bittet um Rat.
70. Was soll der Deutschungar machen, wenn der Notär am Gemeindehaus nur magyarisch spricht?
Sich auf das Gesetz 44. Gesetz Artikel vom Jahre 1868 (20) zu berufen, laut dem jede Gemeinde das Recht hat, ihre Gemeindesprache selbst zu bestimmen.
71. Was soll der Deutschungar tun, wenn der Geistliche in der Kirche magyarisch predigen will?
Fordern, dass nur deutsch gepredigt und gesungen wird.
72. Und wenn der Geistliche doch magyarisch predigt und magyarisch singen lässt?
Beim ersten magyarischen Wort aus der Kirche gehn. Halten die Deutschen aber zusammen und bestehen sie auf ihrem Rechte, dann werden sie ihr Recht auch bewahren.
73. Was ist eine hohe Pflicht eines Deutschungarn?
Wo er einen Deutschen unterstützen kann, soll er es tun. Nie soll er einem von einer andern Nation etwas zu verdienen geben, wenn er es einen Deutschen verdienen lassen kann.
74. Was soll der Deutschungar noch tun?
Deutsche Lesevereine und deutsche Gesangvereine und deutsche Geld- und Verzehrungsgenossenschaften gründen. Bei Geld- und Geschäftsgenossenschaften aber sich mit einer mäßigen Verzinsung begnügen und gleich bei der Gründung bestimmen, dass der weitere Überschuss für deutsche gemeinnützige und Bildungszwecke verwendet wird.
75. Was für Vereine soll der Deutschungar gründen?
1. Lesevereine, wo er nur gute deutsche, die deutsche Sprache verteidigende Zeitungen pränumeriert.
2. Gesangvereine, wo deutsche Burschen und Mädeln deutsche Lieder singen lernen. Denn die deutsche Lieder sind die schönsten auf der Welt, viel schöner wie die magyarischen.
3. Deutsche Selbstbildungsvereine.
4. Schützen-, Feuerwehr- und Turnvereine, aber nur mit deutscher Kommandosprache.
76. Was trägt die Schuld an dem ganzen Elend im Lande?
An diesem großen Elend trägt nur die Magyarisierung Schuld, denn bei uns fragt man nicht, bei einem Notär, Stuhlrichter oder sonstigem Beamten, ob er ein anständiger fleissiger Mensch ist und seine Sachen auch gut versteht. Nein! Das fragt man nicht. Man schaut nur darauf, ob er ein sogenannter guter Patriot ist, das heißt ein Magyare, der magyarisiert, das heißt jedem Deutschen, Rumänen, Serben und Slovaken die Zunge ausreissen und sie am liebsten aus unserem gemeinsamen Vaterlande hinausstreiben möchte.
77. Was ist noch der Grund des Elends in unserem Vaterlande?
Weil die Herren in unserem Landtag mit leerem Gerede die Zeit verbringen und wochenlang manchmal von rotweiß-grünen Handeln reden statt von wirtschaftlichen Sachen, die dem Volke Arbeit und Brot geben.
78. Warum spricht man im Landtag also nicht über wirtschaftliche Sachen?
Weil die Abgeordneten von wirtschaftlichen Sachen nichts verstehen, weil’s Hungerleider, Fischkale und abbankrottierte adelige Grundbesitzer sind – nur darum.
79. Was ist das Parlament oder der Reichstag?
Der Ort, wo die von dem Volk gewählten Abgeordneten zusammenkommen, um über die Angelegenheiten des Landes zu beraten. In jeder Sache gibt dann die Mehrheit oder wie man sagt die Majorität der Abgeordneten den Ausschlag.
80. Was soll man tun, um solche Abgeordnete zu wählen, die sich mit dem Volk und seiner Not beschäftigen?
Seine Stimme bei den Wahlen nur anständigen Menschen geben, die versprechen, sich nur mit wirtschaftlichen Sachen zu beschäftigen, die versprechen, dass sie für das allgemeine geheime Wahlrecht sind, und dass jedem in seiner Muttersprache in allem sein Recht wird.
81. Was muss man sich über die Wahlbestechungen merken?
Bei den Wahlen soll niemand Geld nehmen, denn der sich verkauft, ist ein Elender, das ist kein Deutscher; denn ein wahrer Deutscher ist zu stolz seine Meinung zu verkaufen. Was nützen aber auch die 5 oder 10 oder gar 20 Gulden, die man gibt, weil wir nicht Volksabgeordnete wählen, sondern Betyáren und Sviháks? Derselbe, der sich verkauft, zahlt an Steuern jedes Jahr das vielfache mehr zurück an die Regierung, als für was er seine Stimme bei der Wahl verkauft hat.
82. Zu welcher Partei soll der Abgeordnete gehören, dem ihr eure Stimme gebt?
Zur Ungarländischen Deutschen Volkspartei.
83. Wie sollen wir Deutsche uns zu den Wahlen vorbereiten?
Wir sollen schon lange vor der Wahl in jedem deutschen Dorf Wahlkomitees oder Wahlvereinigungen bilden, die unabhängig vom Notär und Stuhlrichter beratschlagen, wenn sie als Abgeordneten wollen und dann demselben die Kandidatur anbieten. Dabei sollen die Deutschen darauf schaun, dass das ein echter deutscher Mann ist, ein Mann von deutschem Schrot und Korn.
84. Sollen wir auf jeden Fall das allgemeine geheime Wahlrecht verlangen?
Auf jeden Fall – denn der seine Steuern zahlt, seine Militärzeit abdient, sein Brot hier redlich verdient und allen Pflichten eines guten Bürgers nachkommt, der muss auch alle Rechte haben. Und auch Wahlbestechungen sind dann unmöglich; jeder kann frei nach seiner Meinung wählen.
85. Was soll ein Abgeordneter der deutschen Volkspartei in Ungarn fordern?
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Einführung der vaterländischen Sprachen in Amt, Schule und bei Gericht, im Sinne des Nationalitätengesetzes.
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Errichtung von Mittelschulen mit deutscher Unterrichtssprache im Verhältnis zur Kopfzahl und Steuerleistung der Bürger deutscher Muttersprache.
3. Errichtung eines nationalen Kulturrates, dessen Mitglieder von der betreffenden Nationalität zu wählen sind, für jede vaterländische Nationalität in Ungarn.
4. Vollkommene Preßfreiheit. Aufhebung des Kautionszwanges für politische Zeitungen. Gesetzliche Bestimmung, daß Preßdelikte nur vor Geschworenengerichte der eigene Nationalität gebracht werden dürfen, damit keine nationale Verhetzung die Urteile beeinflusse.
5. Ein auf freiheitlichen Grundlagen ruhendes Vereinsgesetz, das der Willkür behördlicher Organe keinen Spielraum läßt.
6. Versammlungsrecht und Redefreiheit.
7. Parzellierung der Staatsgüter. Verlegung der Fideikommißgüter ind die Wald- und Gebirgsgegenden des Landes und ein Enteignungsgesetz, das dies ermöglicht. Innere Kolonisation wobei keine Nation bevorzugt wird und das Streben dahingeht, im Interesse einer geordneten Verwaltung möglichst einsprachige Bezirke zuu schaffen.
8. Allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht mit geheimer und gemeindeweiser Abstimmung, das auf folgenden Grundlagen beruhen muß: Außer den städtischen Wahlkreisen entfällt auf je 50.000 Einwohner Ungarns ein Abgeordneter. Die Eintelung der Wahlkreise erfolgt auf die Art, daß nur Wähler einer Nationalität zu einem Wahlkreise zusammengeschlossen werden.
9. Eine Steuerreform, die in ihrem Einkommenssteuergesetz ein steuerfreies Existenzminimum festlegt und dem Charakter Ungarns, als Ackerbaustaat, dadurch Rechnung trägt, daß der Bodenbesitz gegenüber dem mobilen Kapital entsprechende Berücksichtigung findet.
10. Eine neue Katasteraufnahme, bei der die Felder der Großgrundbesitzer, unter Zuhilfenahme von Geschworenen, die von der Bevölkerung der benachbarten Gemeinden zu wählen sind, ihrem wahren Werte entsprechende Berücksichtigung findet.
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Ein Heimstättengesetz, das ein Bauernhaus und ¼ Session der Exekution entzieht. Durch ein solches Gesetz wird dem Wucher der Boden entzogen und der Verelendung der bäuerlichen Bevölkerung vorgebeugt.
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Verbot des Terminhandels in Feldfrüchten. Der Spekulation in Papierweizen an der Börse, die den Landmann um die Früchte seines Schweißes bringt, muß ein Ende bereitet werden.
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Strenge Freiheitsstrafen gegen das Hazardspiel.
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Strenge Freiheitsstrafen gegen Duellanten.
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Die Erhöhung der Beamtengehälter für Staats-und Verwaltungsbeamte der unteren Rangstufen. Zugleich aber gesetzliche Schaffung einer Dienstordnung, die die Annahme von Geld für Amtsobliegenheiten mit Entlassung und strengen Gefängnisstrafen belegt. Beamte, die leichtsinnig Schulden machen, sollen geradeso wie die Offiziere ihre Charge, ihr Amt niederlegen müssen. Bis über die Ohren verschuldete Beamte betrachten ihr Amt als Gelegenheit Geld zu verdienen, von ihnen kann man keine geordnete Verwaltung, keine gerechte Justiz erwarten. Sie schädigen das Ansehen des Amtes und des Staates und saugen an dem Marke des Volkes.
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Arbeiterschutzgesetze. Invaliditäts- und Altersversicherung der Arbeiter. Errichtung von staatlichen Arbeitsvermittelungsstellen. Verbot der Kinderarbeit in Fabriken. Unentgeltliche Beförderung Arbeitsloser auf den Staatsbahnen nach Orten wo Arbeitermangel herrscht.
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Wirkliche Selbstverwaltung in Komitat und Gemeinde. Wählbarkeit der Komitats- und Gemeindebeamten, aber keine Kandidationswahl der Vizegespans oder Oberstuhlrichters, da sonst die Wahl, wie uns die Erfahrung lehrt, eine bloße Komödie ist, so daß einige wenige Familien die Ämter ganzer Komitate als Erbe betrachten und besitzen.
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Entziehung des passiven Wahlrechtes, in Gemeinde und Komitat, bei den Personen, die keine Gemeinde- oder Komitatsabgaben leisten. Entziehung des Stimmrechtes der Komitatsbeamten in den Komitatsversammlungen, der städtischen Beamten in den Gemeinderatssitzungen.
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Verstaatlichung des gesamten Versicherungswesens und obligatorische Einführung desselben. Die dem Staate hieraus erwachsenden beträchtlichen Einnahmen sind nur für die aus der sozialen Gesetzgebung erwachsenden Ausgaben zu benutzen.
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Ewige Zollgemeinschaft mit Österreich, die für die Landwirschaft Ungarns ein Lebensbedürfnis ist.
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Aufrechterhaltung der deutschen Kommando-und Dienstsprache in der K.u.K. gemeinsamen Armee. Darauf haben wir Deutsche in blutig erworbenes historisches Anrecht, denn deutsche Truppen haben das Land erobert. Wir wollen aber unsere deutschen Söhne nur dann auch für die Offizierstellen in der Armee weiter liefern; wir wollen auch nicht zugeben, daß das Reich, unsere glorreiche Dynastier Habsburg, auseinanderfällt. Das aber wäre die Folge, wenn der nationale Hader auch in die Armee getragen würde. Wenn wir unser Blut für König und Vaterland opfern und im Donner der Schlacht dem Tod ins Auge sehen, dann soll deutscher Geist unsere Truppen führen, das fordern wir im Interesse von Thron und Vaterland.
86. Auf was sollen wir Deutschungarn insbesondere bei den Wahlen schaun?
Daß wir nur Deutschungarn wählen. Anständige Männer, die unsere Muttersprache reden, die auch deutsches Mutterblut in den Adern haben und die darum ein Verständnis für unsere Not haben und im Reichstag unsere Sprache und unsere Rechte verteidigen.
87. Was soll der Deutsche machen bei Wahlen in einem Wahlbezirk, wo Serben, Kroaten, Slovaken, Rumänen, Ruthenen wohnen?
Der Deutsche soll sich mit Serben, Slovaken, Kroaten, Rumänen, Ruthenen verbinden gegen die Magyaren; weil man ja den andern Nationen auch ihre Sprache nehmen will, so sind das unsere natürlichen Verbündeten gegen die, die uns unterdrücken wollen.
88. Was wird geschehen, wenn wir den Magyaren weiter die Alleinherrschaft überlassen?
Jetzt herrscht schon großes Elend, aber wenn weiter magyarisiert wird, da kommt in 10 bis 20 Jahren eine Verelendung über Ungarn, als die Folge der magyarischen Wirtschaft, gegen die das jetztige Elend noch gar nichts ist.
89. Wie soll sich der Deutschungar benennen und benehmen, wenn er unter andere Nationen kommt?
Er soll sich immer stolz einen Deutschen oder Deutschungarn nennen, denn in der ganzen Welt ist der Deutsche hochgeachtet, während man als Magyare sehr geringe Ehre aufhebt, ja die meisten Leute außerhalb Ungarn wissen nicht einmal, was die Magyaren für eine Rasse oder eine Nation sind. Die Nation ist ja so klein, daß man nie was Rechtes von ihr hört. Für die Menschheit, für Wissenschaft und Kunst, haben die Magyaren nichts geleistet, während die deutsche Rasse der Welt die größten Gelehrten, Dichter und Künstler gegeben hat. Es ist also eine große Ehre, zum deutschen Volke zu gehören, das über die ganze Welt verbreitet ist.
90. Warum zahlen wir so schrecklich viel Steuern im Lande?
Weil das Magyarisieren soviel Geld kostet, und die sogenannten „Patrioten”, die magyarisieren, das arme Vaterland wo sie nur können anzapfen, das heißt bestehlen. Denn warum sollte man denn ein Patentpatriot sein, wenn man nicht einmal stehlen, betrügen und das Volk bedrücken darf? Da setzt man überall Oberespäne, Vizegespane, Oberstuhlrichter, Stuhlrichter, Notäre, Schullehrer und sonstige Beamte hin, die dumm und faul sind und nie etwas arbeiten wollen. Und wollten sie auch arbeiten, sie können es nicht, weil sie nichts verstehn. Sie können nur eins- magyarisieren. Mit Hilfe unseren eigenen Geldes, unserer Steurergulden, wollen sie uns unsere Zunge herausreißen, unsere Seele verderben, unsere Muttersprache rauben.
91. Für was ist der Deutsche doch den magyarischen Herren gut?
Um recht viel Steuern zu zahlen, dazu sind wir grad gut. Denn der Deutsche zahlt in Ungarn die meisten Steuern, weil er am besten wirtschaftet und darum das meiste Vermögen hat. Der magyarische Herr bringt es in der Wirtschaft nie zu etwas, weil er dumm und faul ist. Und doch nennt er den Deutschen dumm, er sagt ja immer: ’buta sváb’. Aber ich glaube, der Dumme ist er. Mit unseren Steuern wirtschaftet er dann drauf los, was es nur Zeug hält, daß das Land früher oder später bankerott werden muß. Mit unserem Gelde aber magyarisiert man uns und reißt unsern Kindern die deutsche Zunge aus.
92. Was ist die Pflicht eines Staates?
Jeden seiner Saatsbürger mit gleichem Maße zu messen. Was tut man aber bei uns? Man mißt mit zweierlei Maß. Zum Beispiel parzelliert der Staat Güter und gibt für billiges Geld Felder an Magyaren, nie an Deutsche oder anderssprachige Mitbürger. Selbst wenn die Staatsgüter in der Nähe deutscher Dörfer sind, gibt der Staat sie nicht dem deutschen Landmann, der ohnehin zu wenig Feld hat und einen viel besseren Preis geben würde. Nein! Er verschleudert die Felder, um einen Spottpreis an Magyaren, nur um zu magyarisieren, um inmitten der deutschen Dorfgemarkungen Magyaren anzusiedeln, um dann die Deutschen eher magyarisieren zu können. Aus diesen Vorgehen ist ersichtlich, daß nicht wir Deutsche staatsfeindlich sind, sondern die Staatsregierung selbst ist uns Deutschen feindlich.
93. Warum wandern so viele Leute aus dem Lande aus, ist vielleicht kein Platz mehr im Lande?
O, Platz wäre schon genug! Wenn man arbeiten wollte und den Reichtum des Landes ausnützen wollte. Die Leute wandern aus, weil nichts fürs Volk geschieht, weil das Parlament nur ein Herren-, Fischkalen- und Adelsparlament ist und die Herren sich dort mit nichts anderem als mit der Magyarisierung der Landesbewohner beschäftigen, das heißt ihre ganzen Staatsideen erschöpfen sich in dem Gedankenkreise, wie man je schneller je mehr Deutschen, Rumänen, Slovaken und Serben die Zungen ausreißen könnte.
94. Man predigt immer Haß gegen Österreich, ist das recht?
Nein, denn wir müssen im Gegenteil zusammenhalten mit Österreich.
95. Ist das wahr, daß Österreich Ungarn haßt und es zugrunde richten will?
Nein! Österreich haßt nicht Ungarn und ist nicht der Feind Ungarns. Es haßt nur die großmäuligen magyarischen Aristokraten und Advokaten, die ja auch unsere Todfeinde sind. Warum möchten auch die Wiener und die anderen Deutschen Österreichs uns Deutschungarn feind sein? Wir sind ja ein Blut – ein Volk.
96. Ist es wahr, daß Österreich uns alles Geld wegnimmt?
Nein, das Geld frißt die niederträchtige Magyarisierung und die magyarische Mißwirtschaft auf. Dafür braucht man einen Sündenbock und Deckmantel und die schlauen magyarischen Herren benutzen dazu Österreicht und schieben das ganze Elend im Land dem schlimmen Österreich in die Schuhe, das Elend, das nur die magyarischen Herren verschuldet haben.
97. Wäre es gut, wenn Ungarn politisch sich ganz von Österreich trennen würde?
Nein, denn erstens: Weder Österreich noch Ungarn kann selbständig, für sich allein bestehen, alle zwei Staaten würden auseinandergerissen werden, denn jeder ist allein zu schwach, um zu bestehn. Wir Deutschungarn würden aber dann zugrunde gehn;
zweitens: Müßten wir die Kosten für das Militär und die auswärtigen Angelegenheiten tragen. Darum müßten wir um 200 Millionen mehr Steuern zahlen, so würden wir sicher alle zu Bettlern gemacht. Ein Staat aber, dessen Bewohner zugrunde gerichtet sind, muß zur Beute seiner Nachbarn werden.
98. Wie soll sich ein Deutschungar gegen die 48-er Partei stellen?
Jeder Deutschungar soll sich’s ins Herz hineinschreiben, daß die 48-er Partei allem Deutschen todfeind ist und daß er seine Stimme jeder Partei eher geben darf wie den 48-ern.
99. Wäre ein selbständiges Zollgebiet gut?
Nein, denn wohin sollten wir unsere Frucht, Obst, Wein, Pferde, Rinder, überhaupt unsere Rohprodukte verkaufen?
100. Was sollen wir tun, wenn in einem deutschen Dorfe der Abgeordnetenkandidat magyarisch spricht?
Ihn auffordern deutsch zu sprechen. Und tut er das nicht, so soll er überhaupt nicht reden, man muß ihn dann niederschreien, bis er deutsch spricht oder Fersengeld gibt, das heißt, schaut, daß er aus dem Ort hinauskommt.
101. Was soll sich der Deutsche in Ungarn also merken?
Der höchste Stolz eines Deutschen soll seine Nation sein, denn die tüchtigsten Menschen auf der ganzen Welt sind die Deutschen, die besten Frauen für Haus und Wirtschaft sind die deutschen Frauen, sie besitzen Herz und Gemüt, sie besitzen Sparsamkeit und wirtschaftlichen Sinn; die beste und sorgsamste Mutter ist immer die deutsche Mutter; darum soll ein deutscher Mann nur ein deutsches Mädchen heiraten und nie eine Magyarin oder eine andere. Wer ein guter Deutscher bleibt und seine Kinder zu guten Deutschen erzieht, ist der beste Patriot, denn er ist ein tüchtiger Staatsbürger und seine Kinder werden auch tüchtige Staaatsbürger unseres ungarischen Vaterlandes sein.
102. Was soll der Deutschungar antworten, wenn man ihn einen Pangermane, einen Alldeutschen, einen Varlandsverräter nennt, weil er an seiner Muttersprache festhält, weil er sich darum kümmert, wie es seinen Blutverwandten in der ganzen Welt geht?
Er soll sagen, daß er seine deutsche Muttersprache und seine Kultur unter keinen Umständen hergeben will, daß er mit seinen Namensgenossen in Österreich, Deutschland und in der ganzen übrigen Welt ebenso eine Gemeinschaft zu halten und sich für sie zu interessieren berechtigt ist, wie die Magyaren sich für ihre Stammesgenossen in der Bukowina, in Rumänien und in Nordamerika interessieren und daß das eine ebenso wenig landesverräterisch ist wie das andere. Er soll sagen, daß die Liebe zum ungarischen Vaterland und die Treue für den angestammten Fürsten nicht von der Sprache abhängt, die man spricht, sondern von der Arbeit, die man leistet, von dem Fleiße, mit dem man den Wohlstand des Landes mehren hilft, von der Pünktlichkeit, mit der man seine Steuern zahlt und dem Rufe des Landesherren zur Fahne folgt. Nicht der Panmagyarismus, nicht die unnatürliche Verschmelzung von Völkern, die der Herrgott jedes für sich geschaffen hat, nicht das große patiotische Maul machen den wahren Patrioten, den guten Staatsbürger, sondern die Erfüllung der patriotschen Pflichten. Darum soll sich der Deutschungar von patriotischen Redensarten nicht betören, imponieren oder schrecken lassen, sondern sich für ebenso gut halten, wie jeden anderen im Lande, und unbekümmert reden, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, auch dafür sorgen, daß seine Kinder sprechen und denken, wie ihre Eltern.
Soll der Deutschungar seinen magyarischen Mitbürger hassen oder ihm feind sein?
O, nein er soll gut unterscheiden zwischen dem magyarischen Chauwinisten, der keine Gleichberechtigung kennt und alles magyarisieren will, und den, Gott sei Dank, noch zahlreichen gerecht und billig denkenden Magyaren, die auch die Rechte ihrer anderssprachigen Landesgenossen ehren. Nur den unduldsamen Maulpatrioten soll er mit Entschlossenheit entgegentreten, den übrigen ein treuer und entgegenkommender Heimatgenosse sein und auch Ihre Sprache gern lernen und sprechen, wo es ohne Schädigung der deutschen Muttersprache und des deutschen Selbstbewußtseins möglich ist.
103. Was sollt ihr mit diesem Büchel machen?
Es gut aufheben und wie ein Gebetbuch halten. Lest recht oft drinnen und lest auch eurer Frau, euren Kindern, den Nachbarn und Bekannten daraus vor, und beherzigt, was drinnen steht, macht es so im Leben wie’s drinn geschrieben ist. Wenn man es euch wegnehmen will, gebt es nicht hin Der mehrere solche Bücher bekommt, soll sie in seiner Freundschaft verteilen. Der sie dir schickt oder gibt, ist dein deutscher Bruder, was darinnen steht, ist deutscher Atemzug, bestimmt, unser deutsches Volk in unserm ungarischen Vaterlande zu verbinden und zu verbünden und ihm zur Wahrung, Pflege und Benutzung seines teuersten Schatzes, seiner Sprache behilflich zu sein. Es ist die Wahrheit, die reine Wahrheit, die hier niedergeschrieben ist! Nun deutscher Bruder, nimm sie in dein Herz auf und handle danach!