Deutschungarischer Katechismus von Otto-Hermann Krause (Teil 1)

Der Deutschungarische Katechismus ist ohne Zweifel ein Produkt der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert – nach dem Ausgleich 1867 verstärkten sich die nationalistischen Töne in Politik und Öffentlichkeit, Ziel war die Assimilierung der Minderheiten im Ungarischen Königreich. Der Publizist und Ministerialbeamte Otto-Hermann Krause aus Paumasch/Pomáz wollte diesen Tendenzen entgegentreten und verfasste den Deutschungarischen Katechismus, ein Frage-Antwortkatalog, der in Wien gedruckt in Heftform im ganzen Land verbreitet werden sollte. Wahrlich wirken manche Formulierungen und Sichtweisen auf uns befremdend und rufen womöglich Protest im Inneren hervor, insbesondere die negative Beschreibung der Rolle der Madjaren, die Überbewertung alles Deutschen und die rassistischen Ansichten/Textpassagen, dennoch sollte man dieses Schriftstück stets in ihrem historischen Kontext betrachten. In der vergangenen Ausgabe des Sonntagsblattes (04/2019) haben wir einen Beitrag zu den Entstehungszusammenhängen des Katechismus veröffentlicht. Den Deutschungarischen Katechismus veröffentlichen wir in zwei Teilen. Es folgt Teil 1 mit den ersten 51 Fragen und Antworten.

 

1. Was ist ein Deutschungar?
Jeder Deutsche, der in Ungarn geboren wurde, ist ein Deutschungar.

2. Was ist Ungarn?
Ein Königreich, das mit Siebenbürgen, dem Banate, der Batschka, Hienzenland, Zips, der Slowakei, Kroatien, Slavonien unter die Krone der Habsburger gehört und einen Teil der österr-ungarischen Monarchie bildet.

3. War Ungarn immer Ungarn?
Nein, Ungarn oder Teile von Ungarn waren einst Pannonien, Avarien, später gehörten sie zur Ostmark und so war Ungarn jahrhundertelang deutsch. Zur Zeit Karls des Großen erstreckte sich das Deutscher Reich bis über das heutige Slavonien hinaus.

4. Warum haben es die Deutschen verloren?
Durch ihre Dummheit und Uneinigkeit.

5. Haben die Magyaren das Land erobert?
Nein, sie haben das Land nicht erobert, sondern sind nach und nach eingewandert und haben sich festgesetzt, während der größte Teil der Deutschen auswanderte und die Welt erobert hat. Die Zurückgebliebenen waren zu wenig, um sich zu verteidigen, und auch unter sich uneinig, so daß sie von andern Völkern verdrängt wurden. Was man bei uns von der Eroberung Ungarns durch die Magyaren in der Schule lernt, ist Erfindung und Lug und Trug.

6. Woher sind die Magyaren nach Ungarn gekommen?
Genau wissen sie das selbst nicht, nur soviel steht fest, daß sie als nomadisches Reitervolk aus Asien, nach der Völkerwanderung, hinausgedrängt wurden. Sie haben dann Raubzüge bis nach Deutschland unternommen, wo sie zuletzt bei Merseburg vom deutschen Kaiser Heinrich, und dann vom Kaiser Otto I. bei Augsburg aufs Haupt geschlagen wurden.

7. Haben die Magyaren eine Kultur aus Asien mitgebracht?
Nein, alles was sie heute an Kultur besitzen, haben sie den Deutschen zu danken.

8. Hat die magyarische Sprache immer die erste Stelle eingenommen?
Nein, selbst die selbständigen Könige Ungarns haben die deutsche Sprache bevorzugt und deutsche Ansiedler nach Ungarn gerufen, um Kultur und Sitte zu verbreiten. Später war die lateinische Sprache die Staatssprache in Ungarn und diese wurde auf den ungarischen Landtagen, bis zum Jahre 1840 als Verhandlungssprache benutzt.

9. Wie sind die Städte in Ungarn entstanden?
Die Deutschen haben sie gegründet. Es ist keine Stadt im Lande, die nicht Deutschen ihre Gründung verdanken würde, und durch Jahrhunderte wurde in diesen Städten nach deutschen Gesetzen und deutscher Überlieferung Recht gesprochen.

10. Was wohnen für Nationen in Ungarn?
Außer den Deutschen: Magyaren, Serben, Kroaten, Slovenen, Italiener, Rumänen, Ruthenen, Slovaken, Bulgaren, Armenier, Zigeuner und Juden.

11. Und haben diese Nationen die gleichen Rechte?
Ja, im Gesetz, aber das Gesetz wird nicht eingehalten und überall die magyarische Sprache und die magyarische Rasse bevorzugt.

12. Warum haben alle Nationen gleiche Rechte?
Weil sie die gleichen Rechte von dem Herrscher bekommen haben, nur achten die Magyaren diese Rechte nicht.

13. Ist ungarisch und magyarisch dasselbe?
Nein. Denn Ungarn bedeutet ein Land, die Magyaren aber sind eine Rasse, ein Volk, das in diesem Ungarlande mit anderen Nationen wohnt; geradeso verhält es sich in der Schweiz, wo auch drei verschiedenen Nationen im Lande wohnen, nämlich Deutsche, Franzosen, Italiener, oder in Österreich, wo ebensoveiele Nationen wie in Ungarn wohnen, oder in Belgien, wo Franzosen und Vlamen (Niederdeutsche) wohnen, oder in Nordamerika, das von vielen Nationen bewohnt wird.

14. Wieviele Deutsche, Rumänen, Serben, Kroaten, Slovaken, Ruthenen, Magyaren und Juden wohnen in Ungarn?
3 Millionen Deutsche
6 Millionen Magyaren
6 Millionen Slaven, und zwar Kroaten, Serben, Slovaken, Ruthenen, Slovenen, Bulgaren
3 Millionen Rumänen
800.000 Juden

15. Was gibt es für Staaten?
Einsprachige und mehrsprachige. Einsprachige nennt man auch nationale Staaten, weil sie von einem Volke, einer Nation bewohnt werden und höchstens ganz geringe Bruchteile anderer Völker in dem nationalen Staate wohnen. Solche nationale Staaten sind zum Beispiel: Frankreich, Deutschland, England usw. Mehrsprachige Staaten sind solche, in welchen mehrere Nationen zusammenwohnen und darum auch mehrere Sprachen zu Recht bestehen. Solche gemischtsprachige Staaten sind zum Beispiel: Österreich, Ungarn, die Schweiz, Belgien, Nordamerika, die Türkei usw.

16. Was folgt daraus, wenn ein Staat einsprachig oder mehrsprachig ist?
Daß der einsprachige natürlich in einer Sprache, der mehrsprachige Staat aber in mehreren Sprachen regiert wird, oder wenigstens regiert werden sollte. Denn in Ungarn wird nur magyarisch regiert trotz Deutscher, Slaven und Rumänen, was ein himmelschreiendes Unrecht ist und zu dem Elend geführt hat, das im ganzen Lande herrscht. Denn es heißt ja alles auf den Kopf stellen, wenn ein Drittel Magyaren über zwei Drittel Anderssprachiger mit Feuer und Schwert herrschen will.

17. Woher kommt der Name Ungarn?
Von der lateinischen Benennung Hungaria. Hungarus, ein Ungar, ist also jeder Bewohner des Landes, ganz gleich ob deutsch, slavisch, rumänisch oder magyarisch seine Muttersprache ist.

18. Ist das Land Ungarn in der magyrischen Sprache richtig benannt als: „Magyarország”?
Nein, denn Ungarn gehört uns allen, darum ware es in der magyarischen Sprache richtig: „Ungárország” zu benennen. Wenn die Magyaren sagen Magyarország, so soll das bedeuten, daß da nur Magyaren wohnen, das ist aber nicht richtig, denn nur ein Drittel der Bevölkerung sind Magyaren.

19. Warum sagen viele Deutsche, daß sie „Ungarn” werden wollen?
Weil sie dumm sind, vernagelt und blöd. Ungarn seids ja, das heißt Deutschungarn, in Ungarn wohnende Deutsche, die eines Blutes sind mit den 90 Millionen Deutschen, die auf der ganzen Welt wohnen. Ihr müßt stolz darauf sein, daß ihr Deutsche seid, und nicht Magyaren werden wollen. Der Magyare kann nur durch Gewalt etwas erreichen, indem er wie ein Blutegel vom Deutschen, Slaven, Rumäne sein Geld und Blut saugt und mit seiner Politik alle ins Elend stürzt.

20. Warum werden die Rechte der Deutschen und der anderen Nationen in Ungarn nicht geachtet?
Erstens: Weil die Deutschen nicht die Achtung ihrer Rechte verlangen.
Zweitens: Weil bis jetzt die Regierungspartei eine geradesolche Bande war, wie die 48-er Partei.
Drittens: Weil die Deutschen nicht darauf geschaut haben, nur gutdeutsche Abgeordnete in den Reichstag zu schicken.
Viertens: Weil die Regierung allem Nichtmagyarischen Feind ist.

21. Was wollen die Magyaren?
Alle anderen Völker, die in Ungarn leben, ihrer Muttersprache berauben, daß alle nur magyarisch sprechen können, man nennt das magyarisieren.

22. Was bedeutet eigentlich die Magyarisierung?
Verdummung, das heißt der Magyarisierte kann weder deutsch noch magyarisch und ist dann nur ein Halbmensch.

23. Was soll der Deutsche sagen, wenn ihm der Magyare sagt, er ist nur ein Einwanderer oder Eindringling, der kein Recht auf seine Sprache hat?
Er soll sagen: Der Deutsche ist kein Einwanderer oder Eindringling, sondern ein Eroberer, der das Land unter der schwarzgelben Fahne mit dem kaiserlichen Adler drauf, mit dem Schwert in der Hand, von den Türken zurückerobert hat, also auf seine Sprache ein Recht hat.

24. Wie sind die jetztigen Deutschen nach Ungarn gekommen?
Sie haben es vor 200 Jahren von den Türken zurückerobert. Karl von Lothringen, ein deutscher Feldherr, hat Ofen erstürmt und den türkischen Pascha zurückgetrieben in die Türkei. Außerdem hat der kaiserlich deutsche Feldmarschall Prinz Eugen von Savoyen, dessen Monument vor des Kaisers Burg in Ofen steht, die Türken bei Zenta, Belgrad, Nisch und Bojna Serai besiegt und von ihnen die Batschka und das Banat erobert. So hat auch der kaiserlich deutsche Feldherr Ludwig von Baden bei Szlankamen gesiegt und Slavonien erobert.

25. Wie hat Ungarn nach der türkischen Herrschaft ausgesehen?
Wie eine Wüstenei, voll mit Sumpf und großem Wald. Die Deutschen haben es kultiviert, den Wald gerodet, die Sümpfe ausgetrocknet. Und wie die große Arbeit getan war, sind die magyarischen Herren gekommen und haben mit ihrem weltbekannten großen Maul erklärt, das ist unser Land, das ist: „Magyarország”. Ja, bei der Arbeit hat man sie nirgends gesehen, denn die bekannte ungarische Krankheit: „Müd, matt und faul” haben’s gehabt, während wir Deutsche gearbeitet haben. Nur nach der Arbeit den von andern sauer erworbenen Verdienst einstecken, das war immer so ein Kunststück magyarischer Herren. – Aber wir wollen uns das in Zukunft nicht gefallen lassen.

26. Was ist noch zu bemerken bei der Frage: Wem gehört das Land?
Daß die Magyaren es immer mit den Türken gegen uns Deutsche und unseren Kaiser gehalten haben; Thököly, Rákóczi, Zápolya usw., usw. haben es immer mit den Feinden des Vaterlandes gehalten, ja sich mit ihnen verbunden und gegen den Kaiser gekämpft.

27. Was sollen wir dem sagen, der uns Deutschen sagt, wir müssen Magyaren werden, weil wir hier magyarisches Brot essen?
Der Deutsche soll antworten:
1. Ich esse das Brot, das ich mir verdiene mit saurer Arbeit, denn schenken tut mir niemand etwas.
2. Ich esse ungarisches und zwar deutschungarisches Brot, doch nicht magyarisches
3. Wir Deutsche haben das Land erobert.
4. Eigentlich ißt der Magyare deutsches Brot, da wir das Land erobert und kultiviert haben, da wir Deutsche in Ungarn viel mehr Getreide bauen, als wir verzehren, und wenn es nach dem Rechte der Eroberung ginge, gehörte das Land uns.

28. Kann man als Deutscher ein guter Patriot sein?
Ja, sogar ein besserer; wenn der der Magyare große Reden hält, politisiert, sauft und faulenzt, der Deutsche aber arbeitet, so ist gewiß der Deutsche ein besserer Patiot, weil er dem Vaterlande Nutzen bringt.

29. Wenn man uns sagt, wir sind Schwaben und keine Deutschen, was sollen wir sagen?
Wir sollen sagen: so etwas Dummes hat man noch nie gehört, denn Schwabe ist soviel wie Deutscher. Eine schwäbische Schriftsprache gibts nicht. Wie wir Schwaben sprechen, das ist nur eine deutsche Mundart, unsere Schriftsprache ist das Hochdeutsche.

30. Was sollen wir sagen, wenn man uns verhöhnt, als Schwaben?
Wir sollen sagen, wir sind stolz darauf, daß wir Schwaben sind, das heißt Deutsche; so gehören wir zur ersten Nation der Welt, die die größte Bildung hat und nicht zu so einer Schnackerlnation, wie die Magyaren sind.

31. Warum nennt man uns Schwaben?
Weil die Mehrzahl der Deutschen Ungarns aus Württemberg, Baden und Bayern eingewandert sind. Und dort sind Kreise, was man bei uns Komitate nennt, die Schwaben heißen. Das ist gerade so, als ob man dem Magyaren aus dem Pestpilischer oder Batschkaer Komitate sagen würde, du bist kein Magyare sondern ein Pestpilischer oder Batschkaer. Die Schwaben waren hochgeachtet im Mittelalter, sogar die deutschen Kaiser waren sehr oft Schwaben. Auch unser Herrschergeschlecht, die Habsburger, also auch der Kaiser-König Franz Josef ist ein Schwabe.

32. Wann wird der Schwabe gescheit?
Man sagt wohl, auch um uns zu verspotten: „Der Schwabe wird erst mit 40 Jahren gescheit.” Das mag daher kommen, daß bei uns immer das Wort und der Rat der Älteren und Erfahrenen mehr gegolten hat, als die Meinung der unerfahrenen Buben. Im nächsten Jahre 1907 sind die 40 Jahre herum, seit die Magyaren das Land regieren. Jetzt wollen wir Schwaben ihnen beweisen, daß wir in den 40 Jahren genug gelernt haben, daß wir gescheit geworden sind. Wir wollen uns nicht mehr zum Narren halten lassen durch tönende Worte von Freiheit und Rechten. Wir wollen Freiheit und Rechte haben.

33. Was sollen wir tun, wenn der Magyare den Deutschen beschimpft?
Wir hören immer buta sváb, disznó sváb, kutya sváb, und was es für solche schöne Benennungen gibt von den Magyaren. Nun, auf solche Namen ist das beste, dem Herrn, der schimpft, eine gute schwäbische Watschen zu geben, daß ihm Hören und Sehen vergeht. Da wird so ein Viechskerl schon Respekt kriegen.

34. Warum achtet der Magyare den Deutschen am wenigsten?

Weil der Deutsche in Ungarn sich bisher selbst nicht geachtet hat, weil er selbst seine Muttersprache gering geschätzt und magyarisch sprechen wollte, wenn er auch nur ein paar magyarische Brocken kannte. Und wie können wir Deutschungarn von den Magyaren für unsere deutsche Muttersprache und unser deutsches Blut Achtung fordern, wenn wir selbst unsere eigene Sprache, unser eigenes Blut mißachten? Wir müssen stolz darauf sein, ja es muß unser größter Stolz sein, daß wir Deutsche sind, wir dürfen nie dulden, daß man unsere Sprache und unsere Nation beleidigt. Und der uns beleidigt, den müssen wir mit Worten oder auch handgreiflich auf’s Maul hauen, daß ihm für immer das Beleidigen unserer Sprache und unseres Volkes vergeht.

35. Warum ist die deutsche Sprache, wenn sie auch nicht unsere Muttersprache wäre, wertvoll?
Weil sie eine Weltsprache ist.

36. Was ist eine Weltsprache?
Eine Sprache, mit der man durch die ganze Welt kommt. Überall, in jeder Stadt, in der großen Welt, wird man Deutsche finden, oder wenigstens solche, die deutsch können. Man sieht es am besten an den Juden, die sich als die größten Magyaren geben und alles mit Feuer und Schwert magyarisieren möchten, selbst aber fleißig deutsch lernen.

37. Wieviel Leute sprechen auf der Welt deutsch?
Weit über 100 Millionen, magyarisch sprechen aber höchstens 9 Millionen, davon sind 6 Millionen Magyaren. Ist es da nicht eine Dummheit, eine Sprache hinzugeben, die 11mal soviel Menschen sprechen? Das ist gerade so, wie wenn ich ein schönes Kleid für 100 Gulden habe und das eintauschen will für ein Kleid, das 9 Gulden kostet. Der das tät im Leben, ist doch ein Narr. Und doch wieviel solche Narren gibt es!

38. Warum ist nicht deutsch die Staatssprache in Ungarn?
Weil wir Deutsch uns nicht zur rechten Zeit gerührt haben. Kaiser Josef II. der ein gescheiter, großer und guter Herrscher und Mensch war, der Sohn Maria Theresias, wollte das Deutsche bereits zur Staatssprache in Ungarn machen, da er es einsah, daß das Land nur so groß, mächtig und reich werden könnte.

39. Was müssen wir für unsere deutsche Sprache in Ungarn erstreben?
Sie muß mit der magyarischen Sprache gleichberechtigt werden. Ohne eine Welt und Verkehrssprache kann ein sovielsprachiges Land wie Ungarn nicht gedeihen und vorwärts kommen. Wir wollen die Magyaren nicht deutsch machen. Gott bewahre! Sie sollen sprechen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist, aber sie sollen auch von uns nichts anderes verlangen und sie sollen den anderen Nationen in Ungarn die Wahl freigeben, wie sie in ihren Komitaten die Amtssprache haben wollen.

40. Was heißt das Wort deutsch?
In alter Zeit hat man die Deutschen Goten oder gotisches Volk, das heißt Gottes Volk oder gutes Volk, genannt, weil sie das beste, ehrlichste, sittlichste und anständigste Volk, auch Gottes liebstes Volk waren. Darum haltet Deutsche eure teure Muttersprache hoch.

41. Warum ist es das erste, daß die hochgestellten Magyaren, die Herrenleute, ihre Kinder deutsch lernen lassen?
Eben weil die deutsch Sprache eine Weltsprache ist. Nicht wahr, man sieht bei den Herrschaften überall deutsche Dienstleute und deutsche Lehrerinnen! Möchten die Herrschaften ihre Kinder deutsch lehren lassen, wenn es nicht nötig wäre? Mit der deutschen und der magyarischen Sprache ist es so wie mit einem edlen, gesunden, jungen Roß und einem lahmen Krampen. Das Roß führt einen in einem Tag über alle Berge, man kann damit hin, wohin man will, das Krampenpferd geht aber wie eine Schnecke und kommt kaum vom Ort. So ist’s mit den Sprachen. Die deutsche Sprache bringt uns schnell in aller Welt herum, mit dem magyarischen Krampen kommen wir nicht vorwärts.

42. Warum verfolgt man unsere Muttersprache?
Weil die hungrigen magyarischen Fischkale daraus ein Geschäft machen.

43. Was sollen wir antworten, wenn der Magyare sagt, wir sind Staatsverräter und keine Patrionten, wenn wir unsere Muttersprache hochhalten wollen, und darum müßte unseres Sprache ausgerottet werden?
Der Magyare tut wie der Wolf in dem Gleichnis vom Wolf und Lamm. Beide tranken an einem Bach, der Wolf oben, das Lamm unten und doch fiel der Wolf das Lamm an und sagte, es mache ihm das Wassser trüb. Das Lamm verteidigte sich umsonst, daß es das Wasser gar nicht trüb machen könne, da es ja doch am unteren Laufe des Baches stehe. Der Wolf, dem es aber nur um eine Anklage zu tun war, sagte: Ja, und doch machst du mir das Wasser trüb, darum freß ich dich. So heuchlerisch, wie der Wolf, ist der Magyare auch. Der Deutsche hat gewiß bisher im Land kein Wasser getrübt und war immer ein guter Patriot. Der Magyare hat ihn aber fressen wollen, das heißt ihm die Muttersprache nehmen wollen, darum das Geschrei überall: Die Deutschen sind unsere Feinde, sie wollen uns unsere Sprache nehmen, darum müssen wir sie magyarisieren. Geradeso wie der Wolf es mit dem Lamm gemacht hat.

44. Was soll der Deutschungar für Zeitungen lesen?
Auf keinem Fall magyarische. Und von deutschen Zeitungen nur solche, die für das Recht der deutschen Muttersprache aus voller Kraft einstehn.

45. Welches sind solche deutsche Zeitungen?
Deutschungarischer Voksfreund in Temeswar, Deutsches Volksblatt für Syrmien, Semliner Volksblatt, Ungarisch-Weißkirchner Volksblatt, Wiener Deutsche Zeitung, Wiener Deutsches Tagblatt, Wiener Deutsches Volksblatt.

46. An welche Zeitung soll sich der Deutschungar wenden, wenn er einen Rat will, oder überhaupt etwas wissen will?
Deutschungarischer Volksfreund in Temeswar, innere Stadt, Petőfigasse 4, oder Deutsches Volksblatt für Syrmien in Ruma (Slawonien)

47. Was muß der Deutschungar kennen?
Die Rechte, die ihm auch jetzt das Gesetz gibt auf seine Muttersprache.

48. Was ist das für ein Gesetz?
Das Nationalitätengesetz, der 44. Gesetz-Artikel vom Jahre 1868; das ist aber ein Gesetz, das nicht gehalten und mit Füßen getreten wird.

49. Was ist das Naionalitätengesetz und was für Rechte räumt es uns ein?
Das Nationalitätengesetz ist ein Sprachengesetz, das heißt es steht fest, wie weit ein jeder in Ungarn seine Muttersprache im öffentlichen Leben gebrauchen darf. Es gibt uns das Recht nach § 20 in der Gemeinde selbst die Sprache zu wählen, in der die Gemeindebeamten (Notäre) ihr Amt führen und in der Protokolle über die Sitzngen des Gemeinderates abgefaßt sein müssen. Wo die Mehrzahl der Gemeindevertreter deutsch sind, haben sie also ein gesetzliches Recht darauf, daß alles deutsch geführt werde. Aber auch wo sie nicht die Mehrzahl sind, haben sie nach diesem Paragraphen das Recht, wenn sie nur den fünften Teil der Gemeindevertreter bilden, daß dann, wenigstens neben der Amtssprache, das Protokoll auch deutsch geführt werde. Aber auch wenn sie nicht den fünften Teil bilden, hat jeder Gemeindevertreter das Recht, bei den Sitzungen deutsch zu sprechen. Nach § 23 kann jeder Bürger in seiner eigenen Gemeinde sein Anliegen in der Muttersprache vorbringen.

50. Was für Rechte hat die Muttersprache im Komitat?
Nach §2 des Nationalitätengesetzes müssen die Protokolle der Komitatsversammlungen neben der magyarischen Sprache auch in einer anderen, also z.B. in der deutschen Sprache geführt werden, wenn es ein Fünftel der Mitglieder verlangt; das geschieht auch in den Siebenbürger Komitaten, wo unsere deutschen Vettern, die Siebenbürger Sachsen, wohnen, die sich die Butter nicht vom Brot wegnehmen lassen. Nach § 3 des Gesetzes hat jeder, der Mitglied der Komitatsversammlung ist, das Recht, dort in seiner Muttersprache zu sprechen. Serben, Rumänen und Slovaken tun es auch, aber wir Schwaben haben bis jezt nur solche Herren hingeschickt, die kein Herz für ihr Vok und keinen Mut für ihr Blut haben.

51. Was haben die Deutschungarn für Rechte?
Sie können vor allem verlangen, daß sie deutsche Schulen in Ungarn haben, denn der Staat, dem wir unsere Steuern pünktlich bezahlen, zu dessen Verteidigung wir unser Blut verspritzen, hat kein Recht, unseren Kindern die ihnen für das Leben und den Kampf ums Dasein notwendigen Kenntnisse vorzuenthalten.

Teil 2 folgt in Kürze.

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