Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Die Beurteilung der Tätigkeit von Imre Nagy stand in den letzten Wochen, Monaten im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion. Die eine Seite sagt, dass der Märtyrerministerpräsident alle seine früheren Sünden durch seine Rolle in der Revolution von 1956 wettgemacht hätte, deswegen sollte er einen Platz unter den ungarischen Helden genießen. Die andere Seite, wozu auch ich gehöre, kann ihm diese Verfehlungen nicht entschuldigen. Es ist egal, was er
von Richard Guth
Als gemeinsamen und historischen Erfolg wertete die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen (LdU) den Einzug des bisherigen Parlamentarischen Fürsprechers der Ungarndeutschen, Emmerich Ritter, ins Parlament. Der aus Wudersch stammende 65-jährige Volkswirt wurde mit 25.660 Stimmen gewählt und erhielt 3.000 Stimmen mehr als für einen Parlamentssitz erforderlich. Insgesamt ließen sich im Vorfeld über 33.000 Ungarndeutsche registrieren, etwa 78 % gaben ihre Stimme ab.
Der fünffache Vater arbeitete nach seinem Wirtschaftsstudium
In den Nebel längst vergangener Jahrzehnte ist meine erste Begegnung mit der deutschen Sprache eingehüllt. Ursprünglich wollte ich Französisch lernen. Das patinierte Ofner Gymnasium, das legendäre „Toldy”, mit seinem alten Namen das „Budai Főreál”, schien zum ersten Blick ein Labyrinth zu sein. Mindestens für einen 14-Jährigen, der das lauwarme Nest seiner Kindheit, Kötsching/Kötcse, verlassen musste. Nicht aus eigener Initiative. Die Generalsitzung der Großfamilie im März 1963, unter der Leitung meines
Ein Kommentar zur Wahl des deutschen Abgeordneten
Wahrlich ist der Einzug von Emmerich Ritter ins ungarische Parlament ein historischer Moment, wohlwissend, dass es auch in der jüngeren und ferneren Vergangenheit Abgeordnete gab, die sich für die „deutsche Sache” eingesetzt haben. Wir als Nachkommen von Jakob Bleyer werden dabei stets an seine mahnenden Worte erinnert, die er 1933 an die ungarische Politik gerichtet hat. Auch, wenn seitdem 85 Jahre vergangen sind,
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Vor 98 Jahren wurde im Schloss Grand Trianon der Friedensvertrag von Trianon unterschrieben, unter dessen Folgen wir auch heute noch leiden. Sowohl als Ungarn als auch als Volksdeutsche. Zwei Drittel des ungarischen Territoriums wurde weggenommen, und so wurde das bis dahin gemeinsam entwickelnde Land zerstückelt. Das Zusammenleben der Völker des Karpatenbeckens wurde durch die Ungerechtigkeit des Diktats vergiftet, und vielleicht ist das die größte Sünde der Großmächte,
Der Abiturient Benedikt Veidinger* aus Nyergesújfalu/Neudorf (19) über Lebensgefühl, Identität und Ziele ungarndeutscher Jugendlicher von heute
Alles, was ich über meine Familie weiß, ist die Tatsache, dass die Familie meines Vaters früher in Deutschland gelebt hat. Meine Ahnen sind in der Zeit nach der Türkenherrschaft nach Ungarn gezogen. Die Familie meines Großvaters hat im Bakonyer Wald, die Familie meiner Großmutter in meiner Heimatstadt Neudorf/Nyergesújfalu gelebt. (Wir haben in dem ehemaligen
Leserbrief für das Sonntagsblatt
Auch mich, einen nicht Ungarndeutschen, hat der nach 40 Jahren kommunistischer Diktatur und mit der damit verbundenen Vertreibung und Unterdrückung der ungarndeutschen Volksgruppe die verlorengegangenen Fähigkeiten der heimatverbliebenen Ungarndeutschen, ihre „schwäbische“ Mundart und überhaupt auch die deutsche Sprache zu sprechen, traurig berührt. Diese Situation hat sich auch nach der politischen Wende nicht wesentlich verändert. Die Gedenkreden zu Jahrestagen der Vertreibung und auch andere Reden, incl. der
Das Interview führte Martin Jehle (The European)
Der Konflikt um die Unabhängigkeitsbestrebungen der spanischen Region Katalonien und die mehrtägige Inhaftierung ihres ehemaligen Präsidenten Carles Puigdemont in Deutschland hat hierzulande ein ansonstes wenig beachtetes Thema in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt: Offene Nationalitäten- und Minderheitenfragen in Europa.
Nicht nur in Spanien mit seinen Katalanen und Basken sondern vor allem in Osteuropa sind nach dem Fall des Eisernen Vorhangs die Situation von
Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Am Dienstag berichtete das Nachrichtenportal Index davon, dass möglicherweise über die deutsche Liste ein Abgeordneter ins ungarische Parlament gewählt wird. Laut dem Artikel könnte dies später für die Fidesz vorteilhaft sein, da der Listenführer Emmerich Ritter früher Bürgermeisterkandidat der Fidesz in Wudersch war und bis heute Mitglied der Regierungspartei ist. Ritter hat auf die Frage von Index so reagiert, dass seine Mitgliedschaft in Fidesz keinen Einfluss auf
Der Politologe Dr. Josef Bayer, Mitglied des MTA (Ungarische Akademie der Wissenschaften) hat auf die kritische Meinung von Dr. Jenő Kaltenbach so reagiert:
Jenő hat Recht, aber die parlamentarische Vertretung der Minderheiten war von vornherein eine unlösbare Idee. Der voreilige Vorschlag am Anfang des Systemwandels für Minderheiten-Mandaten im Parlament war unbedacht und in demokratischem Sinne nicht realisierbar. In einem System „one man, one vote“ wäre es ein Verstoss gegen die
Eine kritische Meinung zu den bevorstehenden Wahlen
Fidesz machte damals ein „Geschenk“ für die Nationalitäten mit dem Gesetz, das – theoretisch – die lange ungelöste parlamentarische Vertretung möglich machte. Dabei haben sie es so gedreht, dass nur zwei Nationalitäten, die Roma und die Deutschen, überhaupt dazu eine reale Chance haben sollen. Bei den Roma war es durch die Alleinherrschaft des Fidesz-Manns Florián Farkas bereits gewährleisten, dass nur ein fidesznaher Kandidat
Randnotizen anlässlich eines alljährlichen Preisübergabenrituals
„Ungarn ist stolz darauf, dass sich Identität, Selbstbewusstsein und Selbstkenntnis seiner Nationalitäten im ständigen Stärkungsprozess befinden”, sagte der Minister für Humane Ressourcen anlässlich der Übergabe der Auszeichnungen „Für Nationalitäten” am Montag im Pester Redoute” – so beginnt eine Pressemeldung der ungarischen Nachrichtenagentur MTI vom 18. Dezember 2017.
„Es steht im Interesse Ungarns, dass die Nationalitäten ein Netz von Institutionen haben, die ihre Gemeinschaften stärken –