SB: Ihr nennt euch Schwowischi Buam – woher kommt der Name?
Schwowischi Buam: „Schwowischi Buam” bedeutet schwäbische Jungs oder Buben, und es war die einfachste, aber großartigste Namenswahl, da unser Repertoire, das auf ungarndeutscher Musik basiert, eine Polka namens Auf ein Pfiff enthält, in der jede Strophe mit „Wir san jo ti schwowischi Buam” beginnt. Das ist im Schildgebirgsdialekt, woanders taucht es auch in der Form „Schwäbische Buam” auf. So entstand also der Name der Band.
SB: Woher kommt ihr, wie entstand die Band und was für Musik spielt ihr?
Schwowischi Buam: Das Orchester hat seinen Sitz in Kirne, die Mitglieder selbst wohnen in den umliegenden Ortschaften wie Kätschka, Oreslan, Woj, Pußtawam und natürlich in Kirne selbst. Zwei Gründungsmitglieder, Tiberius Stock und Lajos Cseh, haben sich für die Trennung von ihrem bisherigen Orchester aus der Umgebung und die Gründung einer eigenen Band entschieden. Sie wollten also aus eigener Kraft mit eigenen Musikstücken ihre Zukunft gestalten. Das war vor fünf Jahren. Anfangs wurden wir bei unseren Auftritten von Bekannten und Freunden unterstützt, nach anderthalb Jahren hatten wir bereits fünf feste Bandmitglieder. 2015 waren wir bereits zu sechst, so dass sich das Orchester fest etablierte. Zum Orchester zählen heute Tiberius Stock als Leiter und Harmonikaspieler, Péter Pápai als Bassgitarist, Máté Miklósi, der auf Klarinette und Saxophon spielt, Lajos Cseh als Gitarist, Thomas Blaschek als Trommelspieler und Blasius Viszt als Trompetenspieler. Unser musikalisches Angebot umfasst schwäbische Polka, Walzer, österreichische Evergreens, aber auch Unterhaltungsmusik und moderne Verarbeitungen.
SB: Ihr hattet einen zweisprachigen Facebook-Eintrag veröffentlicht, deswegen bin ich auf euch aufmerksam geworden – welche Rolle spielt für euch die deutsche Sprache bzw. die Zweisprachigkeit?
Schwowischi Buam: Die Hälfte der Bandmitglieder kann von sich behaupten, dass sie auch ungarndeutsche Vorfahren hat, aber alle Mitglieder nennen die schwäbischen Traditionen ihr Eigen. Von unseren Mitglieder hat nicht jeder die deutsche Sprache erlernt bzw. beherrscht sie, aber dank unserem stetig wachsenden Repertoire, der großelterlichen Hilfe (die sich auf Aussprachhilfen in der Standardsprache und dem Dialekt erstreckt) und unseren Touren haben sich unsere Deutschkenntnisse deutlich verbessert.
Leider Gottes spricht – bis auf wenige Begriffe – keinen den jeweiligen Dialekt, aber die Kenntnis der deutschen Hochsprache halten wir wegen der Kontaktpflege mit unseren deutschen Freunden, Bekannten und Fans für außerordentlich wichtig.
SB: Als was würdet ihr euch definieren? Schwaben, Ungarndeutsche, Ungarn/Madjaren?
Schwowischi Buam: Die Mitglieder mit schwäbischen Wurzeln fühlen sich naturgemäß als Ungarndeutsche, aber auch die anderen halten die Pflege und Bewahrung der Traditionen für wichtig.
SB: Wie seht ihr die gegenwärtige Lage der Ungarndeutschen (auch der ungarndeutschen Jugend)?
Schwowischi Buam: Aufgrund unserer Auftritte sind wir viel herumgekommen, haben viele Tanz- und Musikgruppen kennen gelernt, aufgrund dessen wir den Schluss gezogen haben, dass die ungarndeutsche Kultur von sehr vielen mit großer Begeisterung getragen wird. Es ist natürlich von Gemeinde zu Gemeinde verschieden, wir denken hier an die Unterstützung der jeweiligen Ortskulturgruppe. Es ist eine kardinale Frage, denn die fehlende Unterstützung behindert oft die reibungslose Arbeit der Gruppe.
SB: Zum Schluss eine etwas provokative Frage: Hat das Ungarndeutschtum eine Zukunft?
Schwowischi Buam: Diese Frage sieht jeder anders, aber wir haben es schon mehrfach beobachtet, dass Kleinkinder mit ihren Eltern zusammen in schwäbischer Tracht zu unserer Musik anfangen zu tanzen oder die bekannten Texte mit uns zusammen singen. Unserer Meinung nach wird das Ungarndeutschtum eine Zukunft haben, solange wir diese Kultur den nachfolgenden Generationen, unseren Kinder, übergeben können.
SB: Meine Herren, vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Richard Guth.