Pressedienst des Verbandes der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich
Der Verband der deutschen altösterreichischen Landsmannschaften in Österreich (VLÖ) veranstaltete vom 19. bis zum 22. Oktober 2017 wiederum sein bereits traditionelles „Volksgruppensymposium“, dieses Mal in der slowakischen Hauptstadt Pressburg (Bratislava).
Bereits in den vergangenen Jahren hat der VLÖ seine Symposien in verschiedenen Nachfolgestaaten der Donaumonarchie abgehalten, um einerseits die Lebensumstände der dortig heimatverbliebenen deutschen altösterreichischen Volksgruppen zu betrachten, aber auch zu aktuellen – politischen – Themen, die Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen betreffend, offiziell Stellung zu beziehen. So erwartete die Tagungsteilnehmer, die neben Österreich aus verschiedenen europäischen Ländern, darunter auch aus Serbien, Kroatien, Slowenien, Ungarn, Rumänien und aus der Ukraine nach Pressburg gekommen waren, unter dem Veranstaltungstitel „Versöhnung braucht Wahrheit“ auch heuer wieder ein umfangreiches Tagungsprogramm, für das VLÖ-Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller verantwortlich zeichnete, wobei dieser im Rahmen der Planung und der Vorbereitungsarbeiten tatkräftig von Dr. Ondrej Pöss und Erika König vom Karpatendeutschen Verein in der Slowakei (KDV, www.kdv.sk) unterstützt wurde.
Nach der vergleichsweise kurzen Anreise aus Wien spazierten die Teilnehmer im Rahmen einer knapp zweistündigen Stadtführung durch die pittoreske Altstadt von Pressburg. Als weiterer Programmpunkt stand am Nachmittag desselben Tages ein Besuch des Pressburger Parlaments auf dem Programm, wo die Besucher im Zuge einer ausgedehnten Führung viel Wissenswertes über die Geschichte des Hauses und über aktuelle politische Gegebenheiten in der Slowakei in Erfahrung bringen konnten.
Am Abend luden die VLÖ-Vertreter zu einem gemeinsamen Empfang im Tagungshotel „Lindner“ ein, wo Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller ebenfalls einige Ehrengäste begrüßen durfte, darunter den österreichischen Botschafter in der Slowakei, Mag. Helfried Carl, wie auch Gesandten Mag. Georg Kilzer. Dem feierlichen Rahmen des Abends entsprechend, zeichnete Botschafter Carl den langjährigen Vorsitzenden des Karpatendeutschen Vereins (Region Pressburg), Prof. Dr. Otto Sobek, mit dem „Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst“ für dessen Lebenswerk aus. Den VLÖ-Vertretern war es aber auch ein ganz besonderes Bedürfnis, den Vorsitzenden des Karpatendeutschen Vereines in der Slowakei, Dr. Ondrej Pöss, für sein nimmermüdes Engagement im Sinne der Belange der karpatendeutschen Volksgruppe entsprechend zu ehren und mit der „Silbernen Ehrennadel des VLÖ“ auszuzeichnen.
Die Vernissage der Fotoausstellung zum Thema „500 Jahre Reformation: Fotographische Eindrücke aus der Lutherstadt Eisleben in Sachsen-Anhalt, Geburts- und Sterbeort Martin Luthers“ mit Fotos von Erwin Josef Tigla, dem Vorsitzenden des Demokratischen Forums der Banater Berglanddeutschen in Rumänien, stellte ebenfalls einen speziellen Programmpunkt des Eröffnungsabends dar.
Offiziell eröffnet wurde das Symposium am Freitagvormittag durch VLÖ-Präsident Dipl.-Ing. Rudolf Reimann und VLÖ-Generalsekretär Ing. Norbert Kapeller, der nach einer thematischen Einführung das Rahmenprogramm des Symposiums skizzierte. Besonderen Anklang bei den Tagungsteilnehmern fand das ausführliche Referat von Botschafter Mag. Helfried Carl unter dem Titel „Das Beziehungsgeflecht Österreich und Slowakei“, wobei Botschafter Carl unter anderem auf zahlreiche Aspekte in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Kultur und öffentliches Leben in der Slowakei einging. Sein umfangreiches geschichtliches Wissen stellte daraufhin Dr. Ondrej Pöss in seinen beiden reichlich bebilderten Vorträgen „Die deutsche Minderheit in der Slowakei“ und die „Praxis des slowakischen Minderheitenrechtes“ unter Beweis.
VLÖ-Generalsekretär Kapeller thematisierte „Die Verantwortung der Slowakischen Republik und der Republik Österreich für einen gemeinsamen geschichtlichen Ausgleich“ und berichtete dabei über seine zahlreichen politischen Hintergrundgespräche gemeinsam mit SLÖ-Bundesobmann Gerhard Zeihsel und tschechischen Politikern, die auf entsprechender Ebene mit der Slowakei ihre Fortsetzung finden sollen. Daran anschließend referierte Univ.-Doz. Dr. Juraj Šedivý zum Thema „Die Deutschen im Gedächtnis von Pressburg“ und stellte in diesem Zuge ein sehr umfangreiches Online-Archivprojekt (www.pammap.sk) vor, welches dem interessierten Benutzer ein benutzerfreundliches Portal mit interaktiven Elementen anbietet und vergleichsweise schnelle und treffsichere Suchergebnisse garantiert.
Gemeinsam mit zahlreichen Vertretern des Karpatendeutschen Vereins in der Slowakei brachen die VLÖ-Tagungsteilnehmer am Freitagnachmittag in Richtung „Braunsberg“ auf, wo sie bei dem im Jahre 1980 errichteten karpatendeutschen Denkmal im Rahmen einer Kranzniederlegung der Opfer der Vertreibung gedachten. Dem Gedenken wohnten unter anderem auch der Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Slowakei, Joachim Bleicker, und die Vizebürgermeisterin von Hainburg, Silvia Zeisel, bei.
„Volksgruppensymposium 2018 – Neue Wege der Zusammenarbeit“: Unter diesem Titel präsentierte Generalsekretär Kapeller einige neue Themenschwerpunkte, die nicht nur bereits im kommenden Jahr beim nächsten Volksgruppensymposium berücksichtigt werden sollen, sondern stellte ebenfalls neue Schwerpunkte bei möglichen länderübergreifenden Kooperationen mit den deutschen altösterreichischen Volksgruppen in den Nachfolgestaaten der Donaumonarchie vor, die künftig gemeinsam konzipiert und ausgearbeitet werden sollen.
Analog der 2015 beschlossenen „Pilsener Resolution“ und der 2016 beschlossenen „Temeswarer Resolution“, wurde von den Tagungsteilnehmern unter dem Motto „Versöhnung braucht Wahrheit“ die sogenannte „Pressburger Resolution“ ausgearbeitet und unterzeichnet, die als weitere Arbeitsgrundlage für weiterführende Gespräche auf politischer Ebene dienen soll.
„Besonders die deutsche Minderheit in der Slowakei ist auch heute Vorbild für eine aktive Volksgruppenpolitik, die ebenfalls eine gesellschaftspolitisch relevante Gestaltungskraft besitzt. Der VLÖ sieht es als eine seiner Hauptaufgaben an, künftig vermehrt und besonders für die Belange und Sicherung der deutschen altösterreichischen Volksgruppen in Ostmittel- und Südosteuropa tätig zu sein und dazu seinen Beitrag zu leisten“, so die Vertreter des VLÖ-Präsidiums gemeinsam.
„Im Rahmen der Vorbereitungsarbeiten für das Symposium war es uns ein ganz besonderes Anliegen, neben den zahlreichen Vorträgen im Zuge der Tagung ebenfalls einen näheren Einblick in einen Teil der Kulturgeschichte des Landes zu erhalten“, so Generalsekretär Kapeller, der am Samstagnachmittag gemeinsam mit den Tagungsteilnehmern zur „Bibersburg“ (Červený Kameň) aufbrach, wo diese im Rahmen einer ausgedehnten Führung viele Impressionen von der weitläufigen Burganlage sammeln konnten und dabei unter anderem auch die Ausstellung „Die Deutschen in den kleinen Karpaten“ besuchten.
Den Abschluss des 17. VLÖ-Volksgruppensymposiums bildete am Sonntagvormittag die Heimfahrt über die sogenannte „Große Schüttinsel“, der ein ökumenischer Gottesdienst in der Kirche von Bruck an der Donau (Most pri Bratislave) folgte, welcher von Pfarrer Alois Sághy gehalten wurde und mit einer Agape im Kulturzentrum einen Abschluss fand.