Herkunft verpflichtet

Herkunft verpflichtet

Die Ungarndeutsche Kinga Magenheim nahm als Delegierte am ersten Deutsch-Ungarischen Jugendparlament teil

Es war ein Novum: Das Deutsch-Ungarische Jugendparlament tagte zum ersten Mal. Ich wurde von meiner Hochschule, der István-Széchenyi-Universität, delegiert und nahm an der Parlamentssitzung am Freitag teil. Den Änderungsvorschlag, den ich einreichte, erstellte ich kurz vorher”, erinnert sich Kinga Magenheim aus Somba/Zomba an die Veranstaltung, die am 21. November im ungarischen Parlament stattfand. „Einander näherkommen, Brückenbauen nach Phase des Abkühlens bilateraler Beziehungen”, das waren Ziele des Jugendparlaments, an dem deutsche, ungarische und ungarndeutsche Jugendliche teilgenommen haben.

Kinga zieht eine insgesamt positive Bilanz – und denkt dabei an Erfahrungen, die eng mit ihrer Herkunft zu tun hat: „Wenn ich in Deutschland bin, beobachte ich des Öfteren, dass ein Jugendlicher mit türkischen Wurzeln, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist, eher als Deutscher angesehen wird als ich mit deutschen. Ich bleibe eben als Ausländer. Beim Jugendparlament traf ich Leute, zum Teil mit ungarischen Wurzeln, die hingegen was von der Existenz der deutschen Gemeinschaft in Ungarn verstanden.” Die Studentin lobt die „gute Zusammenarbeit und die gelebte Diskussionskultur” in den Sitzungen, unter dem Motto: „Lasst die Jugend reden!” Selbst dem am wenigsten unterstützten Vorschlag stimmten 79 % der Anwesenden zu. Vereinbart wurde der Aufbau einer Online-Plattform für Traditionen, Geschichte und Informationen rund um Deutschland und die deutsche Volksgruppe in Ungarn.  

Delegiert wurde die Studentin der Informatik und des Ingenieurswesens von der Raaber Széchenyi-Universität: Kein Zufall, wusste man über Kingas Bindungen zum Ungarndeutschtum und ihre ungarndeutschspezifischen Veranstaltungen auch an der renommierten Hochschule Bescheid. Neben seiner Liebe zu den Studienfächern gilt diese auch der deutschen Sache: „Ich mag es, mich für die Belange der Ungarndeutschen einzusetzen, ich habe das Gefühl, dass dies zu mir passt. Ich habe die Ambition, Funktionen zu übernehmen und später vielleicht im Parlament das Ungarndeutschtum zu vertreten.”

Diese starke Bindung hat nach Angaben von Kinga Magenheim mit ihrer Urgroßmutter (Jg. 1921) zu tun: Juliane Gaunz sei wie Kingas Mutter und Großmutter, die in ihrer Jugend beruflich stark eingebunden gewesen seien, eine starke Frau gewesen – sie überlebte die „kleine Arbeit” und kehrte aus der Sowjetunion zurück. Angefangen hat Kingas Interesse für die Herkunftsgeschichte der Familie, als sie sechs Jahre alt war: „Ich wollte mich zum seklerischen Rezitationswettbewerb anmelden. Einer meiner Schulkameraden meinte, ich sollte meine Anmeldung zurückziehen, da ich Schwäbin sei, und wieder nach Deutschland zurückgehen soll.” Aufgelöst stellte sie ihre Oma zur Rede, die sie daraufhin über die Herkunft der Familie aufklärte, so Magenheim. Mit Acht habe Uroma Juliane das Beten auf Schwäbisch und einige Zungenbrecher beigebracht, an die sie sich noch heute erinnern könne: „Als wären sie in mir eingebrannt wie eine Tättowierung.” Und tatsächlich hat sie folgenden Satz auf die Unterarm tättowieren lassen: Ich bin Schwabe, solange ich lebe. Oft ging es daneben um ihre Erlebnisse rund um die Malenkij Robot. Neben viel Kraft habe sie auch Angst bei der Oma erlebt – etwas, was sich erst allmählich löse: So habe sie davon abgeraten, die ungarndeutsche Fahne rauszuhängen.

Aber was war eigentlich Kingas Änderungsantrag? Dass neben dem Erasmus-Programm auch das ungarische Stipendienprogramm Pannónia aufgenommen werde, was gerade im Bereich Duales Studium wichtig sei. Zu einer Wortmeldung habe es nicht mehr gekommen – dafür sprach sie mit Dr. Elisabeth Knab, der Vorsitzenden des Deutsch-Ungarischen Jugendwerks, das das Jugendparlament ins Leben rief, und der Gründungsvorsitzende und dem Kuratoriumsmitglied der Trägerschaftsstiftung der Széchenyi-Universität: Beide seien sich einig gewesen, dass das Gedenken an die Malenkij Robot, eine Herzensangelegenheit von Kinga, in den Schulen weiter intensiviert werden soll. Auch als Andenken an den Leidensweg der Urgroßmutter, die kurz vor ihrem 100. Geburtstag starb.

 

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