Was ist los in Schambek?

Umgestaltung einer Gedenkparzelle sorgt für Unverständnis / Selbstverwaltung und Kirchengemeinde spricht von notwendigem Schritt

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Von Richard Guth

Eine besorgte Nachricht erreichte Anfang der Woche die Redaktion des Sonntagsblattes: Die vor 34 Jahren durch Spenden von Heimatvertriebenen errichtete Gedenkparzelle in einem der acht Friedhöfe von Schambek/Zsámbék mit Grabsteinen, die altdeutsche (gotische) Inschriften enthalten, werde in einer Nacht- und Nebelaktion aufgelöst, man gehe mit den Grabsteinen nicht gerade zimperlich um, einige habe man bereits beschädigt. Dies geschehe im Friedhof der katholischen Gemeinde, der Pfarrer sei alles andere als deutschfreundlich.

Manche Bilder bestätigen das Beschriebene, man sieht an einem Grabstein tiefe Risse, ein anderer scheint wohl in mehreren Stücken daneben zu liegen. Bauarbeiter hätten bestätigt, dass ihnen schwer falle, die Grabsteine von der Sockel zu trennen, wodurch es zu Beschädigungen gekommen sei. In einer geschlossenen Facebook-Gruppe fragte letzte Woche ein besorgter Bürger nach den Gründen, die Bevölkerung scheint nicht informiert gewesen zu sein. Eine Vertreterin der Friedhofsverwaltung antwortet ihm und berichtet, dass „die schwäbische Gedenkparzelle erneuert wird, um eine geordnetere und pflegeleichtere Parzelle zu errichten. Alle Steine bleiben dort, nur das Gesicht (der Parzelle, Red.) verändert sich”.

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private Aufnahmen zeigen beschädigte Grabmäler

„Man hätte doch einen Aushang im Friedhof anbringen können, auf dem man die Bevölkerung hätte informieren können”, ärgert sich die Quelle des Sonntagsblattes. „Ich verstehe nicht, warum man von mangelnder Kommunikation spricht. Unsere Sitzungen sind öffentlich, man kann ihnen folgen”, das sagt bereits der Vorsitzende der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Schambek (DNSVW), Johann Bechtold. „Ich bin der Überzeugung, dass ein geordneterer, pflegeleichterer und übersichtlicherer Gedenkpark entsteht”, ergänzt er.

Dem Sonntagsblatt liegen die Protokolle der Deutschen Selbstverwaltung vor. In einer Beschlussvorlage vom 13. Juni 2024 berichtet man über Gespräche der Selbstverwaltung mit der Katholischen Pfarrgemeinde und deren Vertreter, Pfarrer Márton Dénes Holnapy O.Praem., sowie der Geschäftsführerin der Friedhofsverwalterin Gyertyaláng Kft., Elvira Szegedi. In der Vorlage empfiehlt Vorsitzender Bechtold den Verordneten, dem Vorhaben zuzustimmen: Die Kreuze oberhalb des Gedenkparks sollen umgesetzt werden, damit dringend benötigter Platz für Urnengräber geschaffen werde. Dadurch werde die Fläche des Gedenkparks zwar kleiner, aber er werde dafür viel geordneter und pflegeleichter. Der Beschluss wurde ohne Aussprache am 26. Juni 2024 einstimmig gefasst.

Das Argument der Notwendigkeit, Ordnung zu schaffen, bestätigt auch die SB-Quelle, und weist darauf hin, dass der Platz oft ungepflegt gewesen sei, was auch Bildaufnahmen bestätigen würde. Um die Pflege dieser Gedenkparzelle mit den Kreuzen habe sich in der Vergangenheit allen voran die Lochberg-Tanzgruppe gekümmert.

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oft soll die Parzelle so ausgesehen haben (Quelle: privat)

Pfarrer Márton Dénes Holnapy O.Praem, Mitglied des Männerordens der Prämonstratenser, spricht im Zusammenhang mit der Umgestaltung des Gedenkfriedhofs gegenüber dem Sonntagsblatt von Bauarbeiten „unter fachkundiger Leitung”. Er betont, dass diese in Absprache mit dem DNSVW-Vorsitzenden Johann Bechtold erfolgten und zum Ziel hätten die vor 34 Jahren errichtete Gedenkstätte zu erneuern und der donauschwäbischen Bevölkerung, die einst die Gemeinde bevölkerte, würdig zu gedenken. Diese Gedenkstätte müsse die Kirchengemeinde aus eigenen Mitteln unterhalten bzw. pflegen. In seiner Stellungnahme geht der Geistliche in Form einer langen Aufstellung – ohne explizit danach gefragt zu haben – auch auf die Arbeit, die er als Pfarrer für das Deutschtum leiste bzw. geleistet habe, ein: Unter anderem feiere man am Festtag des Heiligen Sebastian (Gelöbnisfeier vor der Vertreibung) eine deutschsprachige Heilige Messe, genauso am Gedenktag der Vertreibung (6. April). Er habe am 15. August (Mariä Himmelfahrt) die traditionelle Kräuterweihe wiederbelebt. Darüber hinaus halte man einmal im Mai eine deutschsprachige Litanei, die Texte habe er zusammengestellt – ähnlich wie im Oktober, wo man einmal den Rosenkranz auf Deutsch bete. Bei Begräbnissen von Deutschen singe man unter seiner Leitung deutsche Lieder, aber auch auf dem Gebiet der Erhaltung des materiellen Erbes bemühe er sich um dessen Bewahrung: so auch im Kapellen- und Neufriedhof wie bei den Stationen des Kreuzweges in der Kirche und bei den Wegkreuzen (mit Restauration der deutschsprachigen Inschriften). Auch Teile der Schambeker Monografie des vor kurzem verstorbenen Paters Anton Jelli OSB habe er übersetzt und empfange deutsche Gäste mit großer Herzlichkeit.

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so soll die Parzelle nach der Neugestaltung aussehen (Quelle: Pfarrer A. Holnapy)

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Beitragsbild: privat

 

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