Zu Besuch auf der Kirchweih der Ungarndeutschen in Marjud
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Von Martin Szanyi
Der Ablass von Marjud/Máriagyűd hat eine lange Geschichte. Es war Bischof Mátyás Radonay, der nach der türkischen Besetzung nach Fünfkirchen übersiedelte und die örtliche Wallfahrt nach Marjud wieder aufleben ließ. Später war diese Wallfahrt eng mit der inzwischen ansässigen deutschen Gemeinde verbunden. So entstand eine besondere Beziehung zwischen Marjud und den Ungarndeutschen.
Am Hochfest Mariä Geburt (8. September) pilgerten zwischen hundert und zweihundert Menschen aus Bohl/Bóly, Bootsch/Pócsa, Burjad/Borjád, Fünfkirchen, Harkány, Mischlen/ Kozármisleny, Mohatsch, Sieglos/Siklós, Surgetin/Szederkény und Willand/Villány nach Marjud, um an der Wallfahrt der Ungarndeutschen teilzunehmen. Die Heilige Messe wurde von Diözesanbischof emeritus Michael Mayer am Freialtar neben der Kirche zelebriert. Der Chor aus Surgetin und die Blaskapelle aus Willand begleiteten den Gottesdienst mit deutschen Liedern und Gesängen. Die katholischen Gläubigen aus Bohl marschierten in Tracht zur Messe im Freien.
„Ich bitte die Muttergottes, dass sie euch in eurem Deutschtum, in eurem Schwabentum stärkt. Dass ihr diese Identität an die nächste Generation weitergeben könnt. Damit auch sie den Glauben und die Tradition des Deutschtums kennen lernen können“, begann der Festgottesdienst mit den Worten von Pfarrer Andor Keresztes aus Marjud.
Der ehemalige Bischof von Fünfkirchen begrüßte die Gemeinde in deutscher Sprache. Außer der Predigt war alles – auch die Lieder – auf Deutsch. Der emeritierte Bischof sprach über die Sündlosigkeit Mariens und wandte sich auch an die Trachtenjugend: „Tradition bedeutet, etwas Wertvolles weiterzugeben.“
Am Beispiel der abgeschnittenen Blume und des wurzellosen Baumes verdeutlichte er die Bedeutung der Tradition. Es sei die Aufgabe der Minderheit, die hierher gepilgert sei, um die Liebe zu verherrlichen. Denn das Christentum sei eine Berufung. Obwohl der Bischof versuchte, seine Botschaft mit konkreten Beispielen zu untermauern – es lohnt sich, die Traditionen zu bewahren und ein gläubiger Christ zu sein -, waren die abstrakten Ideen meiner Meinung nach für die junge Generation nicht zugänglich.
Es kam auch die Aktualpolitik zur Sprache. Dass die Donauschwaben keine Migranten seien, dass in der heutigen Welt die Politiker entscheiden würden, wann das Leben beginnt und wie lange es dauert. Mayer sprach sich entschieden gegen Abtreibung und Euthanasie aus. Auch von einer Umkehrung der Geschlechterrollen und von Retortenbabys war die Rede. Natürlich mit negativen Konnotationen. Er wies auch darauf hin, dass weltweit 2,4 Billionen Dollar für Kriege ausgegeben würden, die man den Armen und Hungernden geben könnte. Er verurteilte auch die Ideologien als solche, die nach Hitler und dem Kommunismus verschwunden seien und auch heute verschwinden würden. „Denn die Ideologie ist keine Wurzel, sondern eine künstliche Blume“, verteidigte er seinen Standpunkt, auch wenn Ideologien von Natur aus nicht so leicht verschwinden. „Die Zugehörigkeit zu Jesus Christus kann der einzige Standpunkt im Leben sein. Und es kann die einzige Religion sein“, mit diesem Gedanken schloss er seine Predigt.
In einer Welt, in der es ein Überangebot an Identitäten gibt, ist die Richtungsanzeige des Bischofs verständlich, aber sie ist eher ein Querschnitt durch den Niedergang der Kirche. Eine Anti-Atmosphäre zu schaffen, bringt die Menschen der Lösung nicht näher. Wo bleiben Menschlichkeit und Toleranz? Ist das für die Jugend akzeptabel? Hilft es, ihre Identität zu stärken?
Nach der Messe begann der Rosenkranzrundgang mit Gastgeschenken und Gebeten zur Statue der Schmerzhaften Mutter.