Wenn sich Wurst und Dienstleistung treffen

Der Trabert Hof in Feked verkauft nicht nur Stifolder

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Von Richard Guth

Soziale Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Manche schwören auf Facebook, andere auf Twitter (neuerdings X genannt) oder Instagram – wie auch immer, Informationen werden heute vielfach digital weitergegeben, auch wie im Falle der folgenden Geschichte.

Eines Abends landete eine Mail von meiner Frau in meinem Postfach, mit einem Link versehen. „Das wäre was für deine Zeitung”, lautete der Begleittext. „Trabert Hof” – ein Klick und ich landete auf der Facebook-Seite „eines schwäbischen Bauernhofes in Feked”, wie die Seite stolz verkündet.

Monate später fand ich Zeit und Gelegenheit, um dem Trabert-Hof im Branauer Feked einen Besuch abzustatten. Ich stehe vor einem unheimlich schön hergerichteten schwäbischen Langhaus – wie ich später erfahre, handelt es sich dabei um knapp 100 Meter – der Familie Trabert, erbaut von einem männlichen Mitglied namens Johann. Ein Herr erwartet mich hier, mit dem Familiennamen Papp. Papp hört sich so gar nicht (ungarn)deutsch an, aber wie ich es später erfahre, hat er durchaus einiges mit der deutschen Gemeinschaft zu tun. Allen voran durch seine Liebe zur Stifolder (Wurst), die er lange Zeit zusammen mit seinem Vater herstellte. Als Hobby, denn auch Gábor Papp selbst ist nicht vom Fach: Er studierte Siedlungsingenieurwesen und Marketing und absolvierte daneben eine Verkäufer- und Kochausbildung.

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Bereits früh habe er Interesse an der Dorfentwicklung gezeigt, dabei dachte er nach eigenen Angaben schon damals an die Verbindung zwischen Wurstherstellung („ein Qualitätsprodukt”) und Dorftourismus, also daran, „Produkt und Dienstleistung zusammen anzubieten”. Er studierte ausländische Beispiele und wollte in Deutschbohl/Bóly, wo er lange mit seiner ungarndeutschen Exfrau lebte, dieses Projekt umsetzen. „Diese Pläne haben sich aber zerschlagen. Per Zufall bin ich auf einer Onlineplattform auf dieses Haus in Feked aufmerksam geworden. Das Haus befand sich im recht guten Zustand, dennoch musste und muss einiges gemacht werden”, erinnert sich der gebürtige Fünfkirchener an die Anfänge. Dabei gehe es ihm auch um die Rettung des Erbes der Stifolder, denn diese sei am Verschwinden, im Dorf gebe es nur noch eine einzige Familie, die die Rauchware, deren Tradition aus der alten fuldischen Heimat mitgebracht wurde und deren Verkauf früher eine Einnahmequelle dargestellt habe, im Ort herstelle.

Papp liege auch viel an der Ansprache der Jugend – dies gehe nach seiner Auffassung über moderne Ambiente und Qualität. Dazu gehört sicherlich auch das Streetfood-Angebot, in dessen Rahmen der mittlerweile gut angenommene „Schwabenburger” mit Kraut erhältlich ist. Seine Wurstprodukte erhielten bei den renommierten Great Taste Awards in London bis zu drei Sterne, „was mit den Michelin-Sternen bei Restaurants vegleichbar ist”. Aber auch auf Landesebene wurde die Papp’sche Stifolder 2018 Testsieger.

Seit den Anfängen sind mittlerweile sechs Jahre vergangen und allmählich zeigen sich die Erfolge seiner Bemühungen. Gábor Papp führt mich durch die ansprechend hergerichteten Räume, eine Verbindung von traditionell und modern: Der Rundgang führt durch den Laden mit Verkostung der Wurstprodukte, das Café und den Veranstaltungsraum in der ehemaligen Scheune, die gerade eingerichtet wird. Dahinter verbirgt sich die Küche, denn Gábor Papp ist nach eigenem Bekunden leidenschaftlicher Koch, der seine Gäste selber bekocht. „Wenn man zu uns kommt, muss man eben Zeit mitbringen”, schmunzelt er. Das Telefon klingelt, ein Gast erkundigt sich, ob es noch freie Plätze fürs Wochenende gibt.

Gegenwärtig beschäftigt der Trabert Hof nach Papps Angaben keine Vollzeitmitarbeiter, zwei junge Frauen hülfen ihm am Wochenende bei der Bewirtung der Gäste, die hauptsächlich noch aus der Umgebung anreisen. „Aber bereits jetzt beobachte ich eine steigende Tendenz bei den Reservierungen, obwohl ich erst im Juni eröffnet habe. Die sozialen Medien wirken dabei wie ein Magnet”, berichtet der Unternehmer. Das Projekt hat er nach eigenen Angaben zu etwa 50 % aus Projektmitteln der öffentlichen Hand finanziert, dennoch musste er gut 90 Millionen Forint (234.000 Euro) selber aufbringen. Als besonders schwierig hätten sich bei den Projektmitteln die ständig steigenden Baupreise erwiesen, die eine solide Planung fast unmöglich machen würden.

Dennoch scheint Gábor Papp fest entschlossen zu sein, das Projekt zu Ende zu führen, denn es gehe ihm als Siedlungsingenieur dabei um mehr, als nur Geld zu verdienen: das Erbe zu bewahren und Feked touristisch zu beleben. Denn auch dieser Landstrich leide unter Entvölkerung, da es kaum wohnortnahe Arbeitsmöglichkeiten gebe. Dennoch sieht er positive Zeichen durch Zuzug oder Rückkehr von Menschen und durch solche mit Unternehmergeist, die Pensionen eröffnen. Auch er schaut hoffnungsvoll in die Zukunft und plant bereits jetzt die Eröffnung einer Minibäckerei und den Umbau der hinteren Wirtschaftsgebäude zu einem Beherbergungsbetrieb.

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