Universität will Áron-Tamási-Schule übernehmen / deutliche Kritik an Übernahmeplänen

Von Richard Guth

Seit einigen Tagen beherrscht den öffentlichen Diskurs im „Bergland” (12. Stadtbezirk von Budapest) die geplante Übernahme der Trägerschaft der Áron-Tamási-Schule mit zweisprachigem Nationalitätengymnasium. Ihre Ansprüche hat die 1992 als Hochschule gegründete Dénes-Gábor-Universität (ung. Gábor Dénes Egyetem) aus dem 11. Stadtbezirk von Budapest Ende Februar angemeldet. Die private Universität bietet schwerpunktmäßig Ingenieurs-, Informatik- und Wirtschaftsstudiengänge an.

Das Landesschulamt KLIK, dessen Vorsitzende Dr. Gabriella Hajnal 17 Jahre lang das Tamási geleitet hat, prüfe im Rahmen der gesetztlichen Vorschriften den Antrag der privaten Universität, so eine Pressemitteilung.

Die Universität spricht in einer ausführlichen Pressemitteilung vom 5. März 2024 von dem Anspruch, das Gymnasium weiterzuentwickeln (u. a. über die Förderung der digitalen Kompetenzen) und dafür in den ersten vier Jahren jährlich 600 Millionen Forint (1,25 Millionen Euro) zur Verfügung zu stellen. Die Pressemitteilung spart nicht mit negativer Kritik am vermeintlichen Leistungsabfall an öffentlichen Schulen und „negativen Tendenzen” speziell an Tamási – die sich u. a. im Rückgang der Schülerzahlen in den letzten Jahren zeige -, deren Umkehr zusätzliche finanzielle Mittel erfordere. Alle guten Programme in der Schule wolle man behalten, so die zurückhaltende Antwort der Universität auf Fragen bezüglich des Sprachdiploms und des zweisprachigen Nationalitätenunterrichts auf einer speziell eingerichteten Seite. Dabei strebe man eine Mischfinanzierung an, was eine kostenfreie Bildung jedenfalls für Schülerinnen und Schüler aus dem gesetzlich festgelegten Einzugsgebiet bedeute. Die Universität verfolge nach eigenem Bekunden die Übernahme nur in dem Falle einer Zustimmung der Betroffenen.

Die Frage des geplanten Schulgeldes, beim Bestandschutz für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die bereits die Schule besuchen, sorgte für Entrüstung, es waren bereits konkrete Zahlen, so Pressestimmen, im Umlauf. Der Verein „Élhető Hegyvidékért Egyesület” (Für ein lebenswertes Bergland) hat eine Online-Petition gestartet („Retten wir die Áron-Tamási-Schule im 12. Bezirk!”) und fordert den für Bildungsfragen zuständigen Innenminister Sándor Pintér und Bezirksbürgermeister Zoltán Pokorni auf, die Privatisierungspläne zu stoppen. Begründet wird die Forderung mit den staatlichen und kommunalen Investitionen der letzten Jahre in Höhe von 1 Milliarde Forint (2,7 Millionen Euro), die nun einer privaten Universität dienen würden. Kritisiert wird auch die Kommunikation bezüglich der Übernahme, die in letzter Sekunde habe erfolgt und die Betroffenen nur zum Schein einbeziehe. Die Petition wurde bis Mittwochnachmittag von 1200 Bürgerinnen und Bürgern unterzeichnet.

Auch die betroffenen Selbstverwaltungen, das Bezirksamt des 12. Stadtbezirks und die Deutsche Nationalitätenselbstverwaltung Budapest 12 (DNSVW), stellten sich in einer Pressemitteilung vom Dienstagabend deutlich gegen die Übernahmepläne der Universität („Die Selbstverwaltungen sagen Nein zum Trägerschaftswechsel der Tamási-Schule”). Darin schreiben sie, dass sie keine Lösungen unterstützten, die für die Familien im Bezirk und die deutsche Nationalität nachteilig auswirkten. Darüber hinaus wenden sie sich gegen die Schulgeldpläne der Uni für im Bezirk ansässige Familien und Angehörige der deutschen Minderheit. Die Mitteilung stellt fest, dass das Gebäude Besitz der Selbstverwaltung sei und auch bleibe. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom amtierenden Bezirksbürgermeister Zoltán Pokorni, der Ersten Stadträtin Krisztina Fonti (Kandidatin von Fidesz-KDNP für das Bürgermeisteramt bei den kommenden Kommunalwahlen), der DNSVW-Vorsitzenden Nora Martin-Kövesdi und vom DNSVW-Abgeordneten Nikolaus Sallay.

Bild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:M%C3%A1rtonhegyi_%C3%BAt_34_sz%C3%A1m.jpg

Folgen Sie uns in den sozialen Medien!

Spende

Um unsere Qualitätsarbeit ohne finanzielle Schwierigkeiten weitermachen zu können bitten wir um Ihre Hilfe!
Schon mit einer kleinen Spende können Sie uns viel helfen.

Beitrag teilen:​
Geben Sie ein Suchbegriff ein, um Ergebnisse zu finden.

Newsletter

Möchten Sie keine unserer neuen Artikel verpassen?
Abonnieren Sie jetzt!