Bei „Hubers“ handelt es sich um eine Musiker-Dynastie. Der im Jahre 1784 in Hof im Leithagebirge geborene Michael Huber kam 1805 als Kantorlehrer in die Banater Gemeinde Warjasch. Sein Sohn, Karl Huber (1827-1885), ein musikalisch hochbegabter Junge, genoss eine gründliche einschlägige Ausbildung und hatte eine steile Karriere vor sich.
Eugen Huber, Karls Sohn, der am 15. 9. 1851 in Pest zur Welt kam, ließ ebenfalls schon früh eine außergewöhnliche Musikbegabung erkennen. Mit neun Jahren gab er bereits sein erstes öffentliches Konzert. Er entwickelte sich zu einem Violinkünstler von internationalem Ruf und konzertierte mit großem Erfolg in Frankreich, Belgien, Holland, Deutschland, Russland und sogar in Algerien, Im Jahre 1882 nahm er in Brüssel die Stellung eines ersten Violinprofessors am Konservatorium an, 1886 übernahm er den Posten seines verstorbenen Vaters als Professor der Landesmusikakademie in Budapest; von 1919 bis 1934 war er auch deren Direktor. Besonders erfolgreich waren seine Opern, ‘Der Geigenmacher von Cremona‘ (1894), ‘Anna Karenina‘ (1915), ‘Die Maske‘ (1931). Er trat aber auch als Komponist von Sinfonien, Violinkonzerten, Etüden, Liedern und Chorwerken auf. Noch zu Lebzeiten wurden dem Meister Ehrungen aller Art – sogar die Ehrendoktorwürde – zuteil.
Eugen Huber trat erstmals im Jahre 1878 als ‘Jenö Hubay‘ auf. Bei uns Donauschwaben taucht in solchen Fällen unwillkürlich die Frage auf, ob der Betreffende seinen Namen lediglich dem ungarischen Zungenschlag angepasst hatte, um von vornherein manchen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, oder ob er damit in seiner Gesinnung und Haltung sein angestammtes Volkstum aufgegeben und sich in allem einem anderen zugewandt hatte.
Von Jenö Hubay ist allerdings bekannt, dass er öfter in Temeschwar auftrat, aber auch beispielsweise am 26. Oktober 1889 im Geburtsort seines Vaters, nämlich in Warjasch im Banat, konzertierte und somit seine Verbundenheit mit der Heimat seiner Vorfahren dokumentierte.
Zwei in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek aufgefundene Briefe, stilistisch und rechtschriftlich im besten Deutsch verfasst, erhärten die Auffassung, dass bei diesem Manne von einem erwiesenen Sinneswandel nicht die Rede sein kann.
Der eine Brief. ‘Sr. Hochwg. Herrn Direktor Ferdinand Löwe, Wien. – Budapest 1910, den 19. Mai:
„ Hochgeehrter Herr Direktor, Darf ich Sie an Ihr Versprechen erinnern, Joseph Szigeti, den wirklich hervorragenden Violinisten, für eines Ihrer nächsten großen Wiener Concerte zu engagieren? – Szigeti spielt morgen bei der … Feier das Violinconcert mit den Budapester Philharmonikern. – Sie würden mich mit einer günstigen Antwort hocherfreuen können. – Hochachtungsvoll ergeben Jenő von Hubay.“
Am 15. Januar 1891 hatte der Künstler an Johannes Brahms geschrieben: „Hochverehrter Meister, Ich habe Ihre liebenswürdigen Zeilen erhalten, und das Programm Ihrem Wunsche gemäß festgesetzt. Die Hornparge im Trio wird Herr Drescher – erster Hornist unserer Oper – blasen. – Wann dürfen wir Sie erwarten? Hoffentlich Samstagabend, oder Sonntagmittag. – Wir sind alle begeistert von Ihrem neuen Quintett und studieren es fleißig. – Mit den herzlichsten Grüßen von uns allen zeichne hochachtungsvoll Ihr ergebenster Jenő Hubay.“ Nach all dem ist zweifelsfrei erwiesen, dass Jenő Hubay in der Tat bis zu seinem Tode am 12. März 1937 ‘Eugen Huber‘ geblieben war!