Kapelle Saarer Drei im SB-Gespräch
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SB: Ihr habt vor kurzem das zehnte Jubiläum eures Bestehens gefeiert – was waren die Ereignisse, die euch in den letzten zehn Jahren am meisten in Erinnerung geblieben sind?
SD: Wir haben in diesen zehn Jahren viele schöne Erinnerungen gesammelt. Natürlich waren die ersten erfolgreichen Auftritte und die vielen Worte der Ermutigung, Wertschätzung und Unterstützung, die wir im Laufe der Jahre erhalten haben, entscheidend. Die Auslandsreisen waren wichtige Ereignisse im Leben der Kapelle. Wir durften unser kleines Dorf in Portugal, Deutschland und der Slowakei vertreten. Ein wichtiges Element jeder gut funktionierenden Gemeinschaft ist das Zusammengehörigkeitsgefühl. Deshalb finden wir es wichtig, viel Zeit miteinander zu verbringen und teambildende Aktivitäten zu organisieren, die immer in einer guten Atmosphäre stattfinden.
SB: Ihr nennt euch die Saarer Drei, trotzdem ist die Kapelle mittlerweile größer geworden – was wissen wir über die Mitglieder?
SD: Die Kapelle bestand anfangs aus drei Mitgliedern und Instrumenten, einer Klarinette, einer Trompete und einer Harmonika. Daher kam auch der Name der Kapelle. Im Laufe der Jahre hat sich die Kapelle vergrößert und es gab mehrere Wechsel der Mitglieder, aber der Name hat sich nicht geändert. So sieht jetzt die Kapelle aus: Gábor Kálmán Bohács – Trompete, Bertalan Tóth – Klarinette, György Izsák – Akkordeon, Ákos Nagy – Tuba, Bendegúz Rieth – Tenorhorn, Daniel Erlein – Gitarre, László Bernwallner – Schlagzeug.
SB: Ist Musizieren ein Hobby für euch oder bereits mehr – eine Art Nebenverdienst?
SD: Die Kapelle und natürlich auch die Mitglieder sind sehr jung, zwischen 20 und 25 Jahre alt. Einige sind an der Universität und einige arbeiten bereits. Wir machen in unserer Freizeit Musik. Also es ist eine Freizeitaktivität, die wir sehr mögen. Musik zu machen ist für uns ein Hobby und wir lieben es. Natürlich ist es auch eine Art von Nebenverdienst, aber der Schwerpunkt liegt auf dem gemeinsamen Musizieren. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Um aus einem Lied zu zitieren, das wir auch spielen: „Es ist so schön ein Musikant zu sein!”
SB: Saar ist berühmt für seine vielen Kapellen, Tanzgruppen und sonstigen Kulturgruppen. Welche Position nehmt ihr im kulturellen Leben des Dorfes ein?
SD: Unsere Kapelle ist Mitglied der Vereinigung der Kulturgruppen in Saar. Neben uns sind auch die Saarer Tanzgruppe, die Kapelle Gaudi Buam und der Saarer Chor Mitglieder des Vereins. Das Ziel jeder dieser Kulturgruppen ist es, die deutsche Kultur von Saar zu pflegen und zu bewahren. Im Laufe der Zeit hat die Kapelle eine immer wichtigere Rolle gespielt, so dass wir zu den aktivsten Mitgliedern des Vereins gehören. Wir nehmen aktiv am Dorfleben teil und treten bei vielen Veranstaltungen in Saar auf: auf Bällen, Musiknachmittagen und anderen Veranstaltungen.
SB: Ihr seid eine Kapelle mit jungen Mitgliedern – wie schwer/einfach ist es die Jugend für die Pflege der Kultur zu gewinnen?
SD: Heute ist es immer schwieriger, junge Menschen für ihre Herkunft und die Kultur ihrer Vorfahren zu begeistern. Dies ist leider ein sehr trauriger Trend. In Saar sehen wir die Situation und die Einstellung der jungen Menschen zur Bewahrung der Traditionen jedoch positiv. Das liegt an der Dorfgemeinschaft selbst, die ein starkes Identitätsgefühl hat. Darüber hinaus spielen auch die Bildungseinrichtungen eine wichtige Rolle, denn das Dorf verfügt über einen Nationalitätenkindergarten und eine Grundschule, die der Pflege von Traditionen und Kultur große Aufmerksamkeit schenken. Außerdem gibt es die Möglichkeit, diese Werte in der Tanzgruppe weiterzugeben.
SB: Sprachverlust ist ein Phänomen, das die ungarndeutsche Gemeinschaft in Gänze trifft – wie sieht es in Saar aus und welchen Stellenwert hat Deutsch/die Saarer Mundart für euch als Saarer Drei?
SD: Leider ist dieses Phänomen in unserem Dorf, wie in so vielen anderen Orten, sehr stark ausgeprägt. Deshalb ist es wichtig, den lokalen Dialekt zu erhalten. Lieder in der Mundart gehören zum Image der Kapelle und sind ein wesentlicher Bestandteil des Repertoires. Wir spielen diese Lieder gerne bei verschiedenen Veranstaltungen.
SB: Welche Herausforderungen seht ihr persönlich in Saar und bei den Ungarndeutschen insgesamt?
SB: Der Ausbruch des Coronavirus hat sich auf das Gemeinschaftsleben ausgewirkt, darunter auch auf lokale traditionelle Gruppen. Es ist deutlich zu spüren, dass alle versuchen, ihre Form von vor der Epidemie wiederzuerlangen. Es war schwer für uns, nicht auftreten und uns zeigen zu können. Glücklicherweise hat die Zahl der Beschränkungen ab- und damit auch die Zahl der Auftritte seit dem Ende der Epidemie stark zugenommen, worüber wir sehr froh sind. Dies war eine der großen Herausforderungen, vor denen die Heimatvereine standen. Eine andere besteht eindeutig darin, unsere wertvolle Kultur zu bewahren und sie an künftige Generationen weiterzugeben! Und genau darum geht es in unserer Kapelle!
SB: Vielen Dank für das Gespräch!
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Das Gespräch führte Richard Guth.