Komitat Sala gedenkt seiner Donauschwaben: 300-jähriges Jubiläum der Ansiedlung

Von Stefan Pleyer

„Es erschien in unserem Komitate eine hellblonde, strebsame Völkerschar aus der preußischen Rheinprovinz Koblenz, die in der Nähe von Großkanischa, nördlich der Stadt sechs Gemeinden bildete: Langwies, Homokkomar, Deutsch-St.Niklau, Freiwies, Korpowar und Obernak”, so stellte Pál Körmendy die deutsche Sprachinsel des Komitats Sala/Zala in seiner Beschreibung vom Komitate dar.

In der Tat, genau vor 300 Jahren versuchten sich der neue Lehensherr der Salaer Herrschaft, Baron Franz von Esch, und die einheimischen Grundherren des berühmten rheinischen Geschlechts von Metternich in Koblenz an der Durchsetzung der geheimen Kolonisation der Salaer Ländereien: Erfolgreich verlief 1722 die Rekrutierung der künftigen Kolonisten aus der Gegend der Stadt Koblenz und dem Westerwald, da die hiesige Bevölkerung viel unter den Plünderungen französischer Heerestruppen, Seuchen und mannigfachen Naturkatastrophen litt. Als Ergebnis der Ansiedlung gründeten die ankommenden Rheinländer sechs Dörfer in Sala, nordwestlich von Großkanischa/Nagykanizsa: die bereits genannten Langwies/Hosszúvölgy, Homokkomárom, Deutsch-St. Niklau/Magyarszentmiklós, Freiwies/Fűzvölgy, Korpowar/Korpavár und Obernak/Obornak.

In wenigen Jahrzehnten verwandelten sie den unfruchtbaren, sandigen Salaer Boden in eine größtenteils vom Weinbau geprägte florierende Agrarlandschaft. Infolge des Einflusses der nichtdeutschen Nachbarregionen und der Isoliertheit verlor die moselfränkische Sprachinsel ihre Deutschsprachigkeit, aber das feste deutsch-schwäbische Bewusstsein und die fromme, aus der Urheimat mitgebrachte Glaubenstradition des rheinischen Katholizismus der Salaer Koblenzer blieb unter den Dorfbewohnern auch weiterhin lebendig, die nach dem Zweiten Weltkrieg von der Vertreibung wundersamerweise nicht betroffen waren. Nach zahlreichen ungarndeutschen Gemeinden errichteten auch die Salaer Schwaben in Freiwies ihr eigenes Ansiedlungskreuz zum Gedenken an die Ansiedlung und das landschaftsgestaltende Werk der rheinischen Vorväter.

Foto: Attila Szakony

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