Von Prof. Dr. Zoltán Tefner
Das Erzbistum von Fulda zeigt aus konfessioneller Sicht auch heute eine Wechselseitigkeit. Logisch folgt aus dieser Feststellung, dass die aus diesem Land hergefahrene Population sich aus drei Konfessionen zusammensetzte, in Mehrheit aus den zwei protestantischen Religionen. Ein Dorf calvinisch-reformiert, das andere evangelisch-lutherisch – so war es damals in Fulda und diese Vielfarbigkeit wurde auch in der neuen Heimat geblieben, diesmal nicht selten innerhalb einer und derselben Gemeinde. Was die friedliche Koexistenz der Dorfbewohner nicht einmal erleichterte. Es kam oft vor, dass unter den Menschen gleichen Religionsbekenntnisses eine Zwietracht herrschte. In Jerking/Györköny zum Beispiel saßen die Gläubiger unterschiedlichen Herkunftsortes in den Bänken getrennt: die eine Gruppe vorne, die andere hinten. In Kötsching/Kötcse war die Lage trotzdem nicht so schlimm, und zwar wegen des multikulturellen Charakters des Dorfes, ab ovo besiedelten das Dorf Magyaren, Schwaben und Juden.
Die Familie Hermann gelangte in Person Joseph Hermanns nach Kötsching, dessen konfessionelle Zugehörigkeit calvinistisch-reformiert war, wie die meisten Kötschinger aus Groß-Säckel/Nagyszékely. Er stirbt auch als Reformierter am 26. April 1772 in Kötsching, im Alter von 68 Jahren. Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen der Söhne von Philipp Herman aus Semd, die schon vor den karolinischen Aussiedlungen, 1720, illegal nach Ungarn gekommen sind. Wegen dieser illegalen Ankunft hat sich die Familie in der Dorfgemeinschaft eine lange Zeit geduckt. Joseph Hermanns Witwe oder Mutter (?) – wenn es kein Schreibfehler ist – starb 1779 im Alter von 100 (!) Jahren in Kötsching. Eine andere Gruppe der Familie übersiedelte von Groß-Säckel nach Ismin/Izmény.
Die Mehrheit war aber evangelisch. In der alphabetischen Reihenfolge sind in den Konskriptionen aber meist Lutheraner zusammengeschrieben. Laky schreibt, dass Friedrich Hörner einer der Dorfgründer sei. Sie stammen aus dem Kreis von Groß-Bieberau, vielleicht aus Billings. In Groß-Säckel sind sie in der Konskription aus dem Jahre 1724 erwähnt worden, in der des Jahres 1730 aber nicht mehr. Die Familie Heffland (Iffland) trägt einen für Groß-Säckel typischen Namen. Mittels der Familie Felde dürften sie nach Kötsching weitergewandert sein. Am 20. Mai 1771 lässt Leonnard Heffland seine Tochter Elisabeth in Kötsching evangelisch taufen. Der Pate ist der reformierte Adam Felde. Der Name Heffland war Anfang des 19. Jahrhunderts noch bekannt.
Die Familie Heil ging nach 1762 nach Kötsching. In diesem Jahr wird Anna Barbara Heil die Frau von Nicolaus Gutman. In Warschad findet man 1724 Johann Heil, der im Juli 1723 aus Deutschland, und zwar aus der Umgebung von Rainrod, hier eingewandert ist. Sie waren demnach sowohl in Groß-Säckel als auch in Jink bekannt. Nicolaus Gutman, dessen Familie ebenfalls aus Warschad kommt, heiratete eigentlich eine Frau aus seinem ehemaligen Dorf. Die männliche Linie lebte nie in Kötsching. Die Familie Jäckel wohnte unter dem Namen Jockei in Falschnannen/Felsőnána. In Kötsching waren sie ausschließlich in der weiblichen Linie vertreten. Der Name Just ist in der Schwäbischen Türkei äußerst verbreitet. Die Linie in Kötsching kam aus Groß-Säckel, ihren deutschen Ursprung konnten sie von Grainfeld herleiten. Friedrich Jost, der hiesige Familienvater, starb am 15. Dezember 1775 mit 70 Jahren in Kötsching.
Ab und zu findet man unter ihnen auch Calvinisten. Die Familie Juhe wird bei Laky als Gründerfamilie angeführt. Der eigentliche Gründer war aber nicht Heinrich, sondern Johann; Heinrich war nämlich sein Sohn. Ihre Herkunft von Groß-Säckel wird durch ihren reformierten Glauben glaubhaft gemacht. Valentin „Jutre” ist noch im Jahre 1799 von calvinistisch-reformierter Konfession.
Die Familie Karl (Karli) hat ihren Ursprung in Kleinmanock/Kismányok. Nach unseren heutigen Kenntnissen sind sie väterlicherseits erst um 1771 in der Gemeinde in großer Anzahl ansässig. In den 30er Jahren finden wir schon eingeheiratete Frauen als Mitglieder in der Kirchengemeinde. Im Juli 1741 wurde Johann Jakob, der kleine Sohn von Johann Heinrich Karli, getauft. Am 20. Juli 1772 heiratet Jacob Karl (er ist das getaufte Kind) Cunigunde Richter und noch im selben Jahr, am 4. November, nimmt Dorothea „Karol” als die Frau von Johannes Storck an der Tauffeierlichkeit der Familie Storck als Patin teil.
Die Familie Keller hat keinen klaren Ursprung. Sie heirateten in die Familie Werbach ein. Maria Elisabetha Keller wird als erste dieses Namens am 7. Oktober 1763 urkundlich erwähnt. Schnell hintereinander wird sie nämlich als Teilnehmerin an mehreren Taufen genannt. Die männliche Linie stirbt 1783 aus bzw. wanderte ab. Die Familie Kerber gehört nach Laky dem Lager der Dorfgründer an. Bis 1783 kommt jedoch der Name von Johannes Kerber in den Urkunden nicht vor. Bis 1753 stoßen wir nicht einmal auf den Namen Kerber. Von da an findet man sie allerdings in weiblicher Linie. Zehn Jahre später lesen wir über eine Eheschließung am 7. Februar 1763, als die Braut, Theresia Kerber, von Konrad Tefner geheiratet wurde. Sie haben sich in Kötsching wahrscheinlich nicht wohl gefühlt, sie kehrten in die rein calvinistisch-reformierte Gemeinde Groß-Säckel zurück.
Weder in Ungarn noch in Deutschland verfügen die Körners über einen eindeutig geklärten Herkunftsort. Vielleicht sind sie der Warschader Familie Körner (Kerner) gleichzusetzen. In diesem Fall werden sie aus Süd-Hessen (Groß-Bieberauer Kirchspiel, Kreis Umstadt) abgewandert sein. Heinrich Körner heiratet Catharina Potzik im Jahre 1762. 1783 finden wir sie aber nicht mehr in Kötsching. Szita schreibt, dass die Familie Knoch in Kötsching eine primäre Kolonistenfamilie gewesen sein sollte. Bei Laky lesen wir von einem Jacob Knoch, dieser Name kommt aber erst später in Kötsching vor, und zwar am 27. Januar 1771, in einem Steuerregister. Dieses wurde 1730/31/32 in Groß-Säckel voraussichtlich in Anwesenheit seiner Brüder, Michael und Nicolaus, erstellt. Sein Sohn (evtl. Neffe) Andreas, vollzieht aber die Taufe an seinem Sohn Johannes Georgius am 8. Juli 1748 in Kötsching. Jacobus hatte also an der Dorfgründung im April 1730 als Pionier nicht teilnehmen können. Als alter Mann zog er zu seinen Kindern und Enkelkindern nach Kötsching.
Eine oft vorgekommene Schwierigkeit in der Familiengeschichtsforschung von Kötsching, ist, dass die jüdischen und schwäbischen Familien in den Steuerregistern nur schwer zu trennen sind. Die Familie Krausz kam aus Gallaß/Kaláznó nach Kötsching, und zwar mittels der Gallaßer Beziehungen der Familie Storck. Peter Storck, der Sohn von Konrad Storck, heiratet 1763 Elisabeth Krausz. Jacob Krausz heiratete am 19. Februar 1777 in die Familie Bruder ein, und mit diesem Akt erscheint die Familie Krausz fortan in Kötsching auch in männlicher Linie. Nicht selten kommt es vor, dass im Dorfe in derselben Zeit 3-3 Jacob Krausz vorkommt, drei schwäbische, drei jüdische. Hierbei ein Punkt, der die konfessionelle Vielseitigkeit darstellt. Flüchtige Bemerkung: Konflikte waren in der Dorfgemeinschaft nur selten vorgekommen.