Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Das Dorf Nadwar (ung. Nemesnádudvar) liegt im südlichen Teil Ungarns, im Komitat Batsch-Kleinkumanien (ung. Bács-Kiskun). Nadwar hat 1828 Einwohner; davon bekennen sich 41,52% als Ungarndeutsche.
Die ungarndeutsche Geschichte des Dorfes begann nach den Türkenkriegen, als 1724 die ersten deutschen Zuwanderer eintrafen, nämlich 25 Familien aus Neibsheim (in der Nähe von Karlsruhe). Die Ansiedler kamen mit der „Ulmer Schachtel” aus Ulm bis Wien, doch ab Wien mussten Sie mit dem Wagen oder zu Fuß nach Nadwar weiterziehen. Dieser Ansiedlungsprozess dauerte bis 1787.
1848-49 kämpften 123 Nadwarer für die Freiheit Ungarns gegen die Habsburger; über ihren Verbleib nach der ungarischen Niederlage gibt es leider keine Kunde. Im ersten Weltkrieg sind 72 Nadwarer Soldaten für die neue Heimat gefallen.
Weitere Schicksalsschläge trafen die Nadwarer Bevölkerung während des zweiten Weltkriegs. Nach der „Befreiung” des Dorfes durch die Rote Armee wurden 180 Männer und Frauen in die Sowjetunion, und zwar in das Donetsker Kohlenbergwerk, zur Zwangsarbeit deportiert. Von ihnen kamen nur 66 in die Heimat zurück. Gleich nach dem Krieg begann die Vertreibung der deutschen Minderheit: im August 1947 wurden 80 Nadwarer Familien nach Deutschland vertrieben. Die Häuser der Deutschen wurden den aus der Slowakei und aus Serbien vertriebenen Ungarn übergeben.
Trotz dieser traurigen Geschichte gibt es in Nadwar eine lebende ungarndeutsche Gemeinschaft. Auch das Wappen des Dorfen belegt noch deutlich die Symbole der Ungarndeutschen:
Im Anschluss eine kleine Führung durch das Dorf Nadwar anhand aktueller Bilder:
In der Mitte des Dorfes steht die 200 Jahre alte katholische Kirche.
Neben der Kirche steht das Denkmal für die Ansiedlung und die spätere Vertreibung der Ungarndeutschen.
Auf dem Friedhof finden sich noch sehr viele alte ungarndeutsche Grabsteine aus dem 18.-19. Jahrhundert.