Von Prof. Dr. Zoltán Tefner
Teil 11
Die wissenschaftliche Methodologie muss sich manchmal wegen Quellenmangels im Labyrinth der Wahrsagungen und Irrtümer herumirren. Es steht nämlich nicht in jedem Fall ausreichender Datenvorrat zur Verfügung. Wenn man beispielsweise in der Zeitperiode 1914–1918 Forschungen macht, mag die Arbeit in einer Üppigkeit des Quellenmaterials schlemmen. Nicht so ist es aber im Falle der Ortsgeschichte einer weit von der Welt abgelegenen Dorfgemeinde, in der die Vergessenen der Vergessenen wohnen. Manchmal muss sich der Familienforscher auf diesem Gebiet sogar über die kleinsten Randbemerkungen, die scheinbar unbedeutendsten Ziffern oder Zeichen freuen. Die Arbeit der Familienforscher erschweren diese Umstände in hohem Maße. Manchmal kommt es als hoffnungsloses Herumtasten unter der Laubkrone eines düsteren Urwaldes vor.
Die Familie Buchholz kam über die Familie Buchenauer nach Kötsching. Wie und warum, ist unbekannt. Im 19. Jahrhundert sind einige Träger dieses Namens erwähnt worden (Heinrich, Johann), aber der Name Buchholz kam zuerst durch Barbara Buchholz ins Dorf. Die männliche Linie der Familie allerdings wurde hier nicht sesshaft und wanderte wahrscheinlich aus. Der Name Christ war in den Komitaten Branau-Tolnau-Schomodei weit verbreitet. Es ist anzunehmen, dass Leonhardt und Johann Christ von den Warschad-Gallaser Christs stammen, die 1748 bzw. 1749 in die Familie Ubrik eingeheiratet haben. Es muss zwar noch weiter darüber geforscht werden, aber es ist beinahe sicher, dass der Urvater der Gallaser Heinrich Christ sein muss. Im 19. Jahrhundert hatten sie noch zwei Linien, die aber männlicherseits bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts ausstarben.
Der Familienname Czinkann gehört zu den alten Namen der Gemeinde Groß- Säckel Sie zogen mit den anderen Groß-Säckler Lutheranern, die aus konfessionellen Gründen den Ort verließen („ausschwärmten”), aus Groß-Säckel in Richtung Süden (Mekenitsch/Mekényes), und die Familie lebte später in Taufen/Tófű. In Kötsching tauchte zwischen 1740 und 1750 eine Person mit diesem Namen auf, aber kurz darauf verschwand sie aus der Gemeinde. Die heutige Familie Czinkan (Herkunft Kapoly) soll mit ihm nicht in unmittelbarer Verwandtschaft stehen, aber es wäre möglich, dass ihre Herkunft ebenso Groß-Säckel ist. Die Kapolyer Linie war reformiert-calvinistisch, genauso, wie die Mehrheit der Groß-Säckler Deutschen.
Mit den Einwanderern namens Decker beschäftigt sich auch Johann Schmidt in dem Gallaser Teil seines Buches ausführlich. Es lässt keinen Zweifel daran, dass sie von Gallas nach Kötsching kamen. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass sie durch die Familie Heil (Heyl) nach Kötsching gelangten, und zwar so, dass ein Teil der Verwandtschaft in Groß-Säckel mit den Heils in Eheverbindungen bzw. Gevatterbeziehungen standen. Bei László Szita erfahren wir anlässlich einer Konskription aus dem Jahre 1793/94 etwas über sie, wobei er den Namen von Andreas Decker erwähnt (Somogy megyei nemzetiségek településtörténete a XVIII-XIX. században. Kaposvár, 1993.). Genauso sollen die Eckerts einen Übergang im Dorfe bilden, gekommen und nach einer Zeit weitergezogen. Die Eckerts waren unter diesem Namen nie im Dorf ansässig, sie waren Groß-Säckler, und Margarethe Eckert kam als junge Frau von Martin Lohr um 1760 nach Kötsching. Im 18. Jahrhundert kamen Eheschließungen zwischen den Jugendlichen beider Ortschaften noch oft vor, der Brätigam war häufigst ein Kötschinger, die Braut Groß-Säcklerin. Sowohl Margarethe als auch ihr Mann waren Lutheraner. Genauso eine „Übergansfamilie” bildet die Familie Feick. Sie lebten bis zu ihrer legendären Flucht der Ober-Ramstädter in der Umgebung von Ober-Ramstadt. Übrige Familienmitglieder, die auch nach der Flucht dort geblieben sind, erscheinen in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Groß-Bieberau, um 1750 taucht ihr Name in Maiesch auf, von wo sie dann weiterwanderten. In Groß-Bieberau findet man noch viele Nachkommen der Feicks.
Zahlreich war die Familie Felde in Kötsching. Sie waren reformiert-calvinistisch. Stephan Felde heiratet am 23. Januar 1748 die reformiert-calvinistische Anna Kenyér aus Szólád in Kötsching. Laut Schmidts Angaben wählten sie Falschnannen als ihre erste ungarische Station, etwas später dann noch Kleinmanok und Dörötschke. Da Dörötschke erst 1758 gegründet und die Familie schon seit 1748 in Kötsching lebte, scheint einigermaßen sicher, dass jemand von ihnen aus Kötsching nach Dörötschke hinübergekommen war. Bei Laky (Konskription 1814 der Kötschinger evangelischen Kirchengemeinde) werden drei Familien Felde erwähnt, die von Adam, Heinrich und Wilhelm. Diese drei Namen kommen in den Kirchenbüchern immer wieder vor, verschwinden aber zwischen 1748 und 1758, sodass sich die Frage stellt, ob sie wirklich die Dorfbegründer gewesen waren, obwohl dies nicht ganz auszuschließen ist. Die Familie bleibt bis weit in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts reformiert-calvinistisch. Die oben erwähnte Eheschließung bringt die erste bekannte deutsch-ungarische gemischte Ehe in Kötsching zustande. Der deutsche Heimatort ist uns noch nicht bekannt.
Die andere reformiert-calvinistische Familie ist die Familie Ferber. Ihr Herkunftsort kann mit Hanau bei Frankfurt am Main bestimmt werden. Unter den Begründern von Gallas finden wir eine Familie Ferber. Das Familienoberhaupt, Benedikt Ferber, ist in der Konskription von 1723/24 des Komitats Tolnau eingetragen. Zur selben Zeit lebte eine große und kinderreiche Familie mit den Zweigen von Nicolaus, Daniel und Georg Ferber auch in Groß-Säckel. Die Namen Daniel und Johann Georg Ferber tauchen um 1740 in Kötsching auf. Sie sind alle reformiert-calvinistisch und gehören der Groß-Säckler Linie an. In dieser Zeit erscheint hier ein Martin Ferber, er konnte ein Angehöriger des Gallaser Kreises sein. Martin heiratete am 2. Januar 1732 in Gallas Anna Catherina Stephan. Johann Ferber heiratete Barbara Lohr, die auch reformiert-calvinistisch war. Ihren Sohn Heinrich ließen sie am 15. September 1748 in Kötsching taufen. Martin nimmt die Kötschinger Reformiert-Calvinistin Margaritha Rosenbecker zur zweiten Frau. 1754 taufen sie ihre erste Tochter. Daniel Ferber heiratete am 18. Januar 1757 in die Familie Jung ein. Sie wurden zu einer der größten Familien der Gemeinde, deren Mitglieder nach Dörötschke weiterwanderten. (In dieser Form erwies sich Dörötschke auch als eine terziäre Gemeinde.) Die Kötschinger Ferbers scheinen im 20. Jahrhundert in anderen Familien auf, zu Anfang des 20. Jahrhundert existierten sie noch in Kötsching. Die Dörötschkeer wurden 1946 aus der Heimat vertrieben, und leben seitdem in Bietigheim (Baden-Württemberg).
Wie man aus dieser kurzen Liste wahrzunehmen, ist das Klarsehen im Thema gar nicht so einfach und die Forschung befindet sich kontinuierlich in einem Überganszustand, einen festen Zustand, eine „endgültige Lösung” gibt es nie. Weitere, in dieser Serie noch anzubringende Listen werden noch anschaulicher darstellen, welche Schwierigkeiten die Erforschung der Ansiedlungsgeschichte Kötschings für einen bereiten. (Fortsetzung folgt)