Kindergärten in der Trägerschaft örtlicher deutscher Selbstverwaltungen – Teil 3: Kindergärten im Porträt: 4. Der Kindergarten Wemend
Von Richard Guth
„Entscheidend waren und sind für uns die moralische Unterstützung der Trägerin, die Erwartungen der Eltern und die Motivation der Mitarbeiter”, beginnt Maria Umstädter-Gasz, die bis vor kurzem den Kindergarten in der Branauer Gemeinde Wemend/Véménd leitete – und dies zwölf Jahre lang -, unser Gespräch. Wir unterhalten uns über Gegenwärtiges und Vergangenes, aber auch ein Blick in die Zukunft darf nicht fehlen.
Der Kindergarten in Wemend im Kreis Petschwar wird seit September 2015 von der örtlichen deutschen Selbstverwaltung getragen. Eine Entscheidung, dass sich auch finanziell gelohnt hätte. Zuvor hatte sich auch der Gemeinderat bemüht, die Einrichtung zu unterstützen – dank der Grundfinanzierung und den Bewerbungsgeldern konnte die Dorfküche erneuert werden, der der Kindergarten laut Umstädter-Gasz 28 Millionen Forint (88.000 Euro) beigesteuert hat. Neulich wurde ein Projekt in Höhe von fünf Millionen Forint (16.000 Euro) abgeschlossen, in dessen Rahmen der Spielplatz auf dem Hof und die Küche erneuert sowie Geräte gekauft und die IT-Infrastruktur weiter ausgebaut worden seien, so Umstädter-Gasz, und weist gleichzeitig ausdrücklich darauf hin, dass es ihnen vordergründig nicht um das Mehr an Geld gehen würde: „Bei uns kommt es vom Herzen, zumal wir alle die Stifolder Wemender Mundart von zu Hause aus sprechen.” Mit Wir sind die Kolleginnen Rita Szelig und Alexandra Aszmann-Barta gemeint, die dem Gespräch ebenso beiwohnen. Entscheidend für die Ausrichtung der Bildungseinrichtung sei stets die Person der Leiterin, darin sind sich alle drei einig, und rufen Zeiten in Erinnerung, als es der Kindergartenleitung die Vermittlung der Sprache und der Traditionen nicht so wichtig gewesen, gar verpönt gewesen wäre. Dies könnte nach Ansicht meiner Gesprächspartnerinnen auch an der Geschichte des Dorfes nach 1945 zu tun haben, denn anfangs hätte sich – wie in vielen anderen Dörfern – das Zusammenleben mit den Neusiedlern (ung. telepesek) nicht einfach gestaltet. Dennoch hätte der Fleiß der Schwaben für viele Sekler als Vorbild gedient. Heute gäbe es in den jüngeren Generationen kaum noch Ehen, die nicht gemischt wären. Dies gälte auch für die Roma, die sich nach Eindruck der Kindergärtnerinnen integrationswillig zeigten. Viele Roma-Kinder würden zudem zweisprachig aufwachsen, auch deshalb hätten die meisten ein gutes Sprachgefühl. Früher, vor einigen Jahren lag nach Angaben meiner Gesprächspartner der Anteil der Romakinder bei etwa 30 %, heute aufgrund sinkender Geburtenzahlen bei den Roma-Frauen wesentlich geringer. Die Mehrheit stellten immer noch die Kinder, wo mindestens ein Elternteil Ungarndeutscher oder deutscher Abstammung ist. Zudem gäbe es in fast jeder Gruppe Kinder, die Deutsch, meist Hochdeutsch, von zu Hause mitbringen würden. Fast in jeder Familie gäbe es Verwandte, die im Ausland, oft im deutschsprachigen, arbeiteten – eine häufige Konstellation sei, wie auch anderswo in Südungarn, dass ein Elternteil im Ausland arbeitet und die Familie weiterhin in der Heimat lebt.
Die deutschen Kindergärtnerinnen würden sich bemühen, nur deutsch zu sprechen, was eine besondere Herausforderung darstellen würde, da es ja kaum Kinder mit deutscher Muttersprache gäbe. Am Ende des letzten Kindergartenjahres würden passive Sprachkenntnisse vorhanden sein, die Besseren würden bei vertrauten Themen auf Deutsch antworten. Nach Eindruck von Rita Szelig sollte die Grundschule diese Kenntnisse mehr nutzen, indem man nicht nur in den Stunden deutsch sprechen würde.
Alexandra Aszmann-Barta möchte in der Zukunft das Deutsche im Alltag stärken und den Kindergarten weiter mit interaktiven Hilfsmitteln ausstatten. Darüber hinaus ist die Einrichtung eines Förderraumes geplant sowie die Sträkung der Zusammenarbeit mit der Grundschule und den Kindergärten der Umgebung. Der Nachwuchs bereite wie anderswo Sorgen, zumal viele der Praktikanten kaum noch Bezüge zum Ungarndeutschtum hätten und auch die Sprache nicht gut genug beherrschen würden.