Von Petr Veselý aus Brünn/Brno in Tschechien, der im Jahr 2018 im Rahmen eines Europäischen Freiwilligendienstes (EVS) im Büro der Jungen Aktion der Ackermann-Gemeinde in München arbeitete – die Silvesterbegegnung stellte somit den krönenden Abschluss seines Freiwilligenjahres dar.
Das Jahresende wird in der Mehrheit der europäischen Kulturen und Länder von riesengroßen Feiern begleitet, und nicht anders war es auch dieses Jahr. Die Menschen in ganz Europa rekapitulieren das vergangene Jahr und lassen die Feuerwerke los, um in das Neue Jahr mit einer guten Laune reinzurutschen. Auch die Junge Aktion folgt dieser Tradition und organisiert für ihre Mitglieder jedes Jahr eine Silvesterbegegnung. Die diesjährige Silvesterbegegnung hob sich allerdings wesentlich von allen vorherigen ab, weil sie weder in Tschechien noch in Deutschland stattfand, was die Länder sind, in denen sie normalerweise ausgerichtet wird; dieses Jahr wurde die Silvesterbegegnung nämlich in der ungarischen Hauptstadt Budapest veranstaltet.
Die Idee, eine Silvesterbegegnung in Budapest zu organisieren, war schon vor zwei Jahren auf den Tisch gelegt worden, und nach zwei Jahren – voll von Vorbereitungen und Verabredungen mit den Budapester Organisationen – wurde die Idee endlich umgesetzt. Neben der finanziellen Förderung war für die Verwirklichung unerlässlich, einen Partnerverein in Budapest zu finden, der an der Ausrichtung mitwirken würde. Des Weiteren galt es auch Räume zu finden, in denen das Programm realisiert werden könnte; für die beiden zu erledigenden Dinge wurde eine Lösung gefunden. Da die Junge Aktion eine katholische Gemeinde ist, fand sie Unterstützung beim Jesuitenkolleg St. Ignatius (Szent Ignác), in dem beinahe alle Programme stattfinden konnten. Die Rolle des ungarischen Partners übernahm dann die GJU (Geimeinschaft Junger Ungarndeutscher).
Die Veranstaltung fing am 28.12.2018 an und dauerte bis zum Jahresende, wobei 40 Leute daran teilnahmen, einschließlich des Organisationsteams. Das Programm war tatsächlich vielfältig, deswegen konnte man erwarten, dass die Teilnehmer von ihm begeistert sein werden, was wirklich geschah. Am ersten Tag kamen allerdings „lediglich“ Kennenlernspiele zu Stande. Es war aber kein Wunder, weil die Mehrzahl der Teilnehmer eine stundenlange Reise hinter sich hatte; während der Kennenlernspiele erfuhren wir, dass einige Teilnehmer knapp 11 Stunden gereist waren.
Der erste Tag war folglich eher ruhigerer Prägung, dafür war am nächsten Tag programmtechnisch volle Pulle angesagt. Die Mitglieder der GJU bereiteten für die Teilnehmenden eine tolle Stadtbesichtigung vor, in deren Rahmen sowohl die bekanntesten Orte als auch die geheimnisvollen Gässchen und Ecken der Stadt besucht wurden. Die Orte wie die evangelische Kirche, die Markthalle, die Kettenbrücke und die Burg wurden selbstredend auch nicht ausgelassen, und die TeilnehmernInnen hatten auch die Möglichkeit, die Stadt auf eigene Faust zu entdecken.
Im Anschluss an die Stadtbesichtigung wurde das sogennante „Modell Europaparlament“ gespielt : Die Beteiligten nahmen also die Rolle von Abgeordneten des EU-Parlaments ein und handelten, als wären sie richtige Politiker und Parteien. Diese Aktivität fand bei allen Anwesenden einen richtigen Anklang und wurde als einer der besten Programmpunkte bewertet. Wem würde übrigens nicht gefallen, Entscheidungen über kostenloses Bier oder günstige Reisen auf den Mond treffen zu dürfen.
Der Sonntag wurde mit einem Gottesdienst in der hiesigen deutschen Gemeinde begonnen, dem sich ein kurzes – dafür aber sehr angenehmes und aufschlussreiches Gespräch beim Kaffee und Kuchen – anschloss. Die TeilnehmerInnen nutzten dann sofort die Gelegenheit, ein Foto vom Parlament zu machen, denn es befindet sich direkt gegegüber der Kirche. Weil Budapest eine große Stadt ist, hätte nur eine einzige Stadtbesichtigung auf keinen Fall genügt. Die Teilnehmenden wurden daher noch einmal in die Innenstadt geschickt, um ihre Schönheiten und Geheimnisse zu enthüllen. Im Gegenteil zur ersten Besichtigung wurde die Aktivität diesmal in Form einer Stadtrallye ausgerichtet; die TeilnehmerInnen traten während des Rallyes in Kontakt mit Einheimischen, lernten interessante und in den Reisführern nicht angeführte Sehnswürdigkeiten und Gepflogenheiten kennen und drehten Videos, die später vor allen präsentiert wurden. Den Tag rundete ein Vortrag des slowakischen Schriftstellers und Publizisten Michal Hvorecký ab, der über die Haltung der Visegrád-Länder Deutschland gegenüber referierte.
Am letzten Tag des Jahres wurde den TeilnehmerInnen ermöglicht, ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen und das auf folgende Art und Weise: erstens am Vormittag in Kreativen Arbeitskreisen und anschließend am Nachmittag in Arbeitskreisen. In Kreativen Arbeitskreisen stellten die Teilnehmenden alle zur Party vorzubereitenden Sachen und Dekorationen her wie z. B. das Fotoecke oder die Schmuckdecken. Thematisch wurde an Stephanskronen gebastelt. In den Arbeitskreisen kam hingegen die intelektuelle Kreativität der TeilnehmerInnen zur Geltung, weil sie sich über die großen gesellschaftlichen Fragen unserer heutigen Welt – wie „Jung x Alt“, oder „Arm x Reich“ – Gedanken machen und etwaige Lösungen finden sollten. Es darf dabei nicht unerwähnt bleiben, dass einige von den Lösungen wahrhaft gescheit waren.
Der Tag ging unglaublich schnell zu Ende und das Jahr ging unverzüglich zur Neige. Nach dem intellektuellen und produktiven „Schmaus“ begaben sich deshalb alle ins Hostel, um sich in Schale zu schmeißen. Diesen Vorbereitungen folgte eine große Silvesterfeier. Sie wurde traditionell mit einem Paarspiel und Standardtanz in Angriff genommen, den eine richtige Party folgte. Die Teilnehmenden unterhielten sich bis tief in die ganze Nacht, und nicht unterlassen wurde es selbstverständlich, das Feuerwerk um Mitternacht anzusehen. Im Laufe des Abends sprach man ebenfalls Dankesworte aus, und die Junge Aktion nahm Abschied von einer ihrer Freiwilligen, für die die Silvesterbegegnung die letzte Veranstaltung als EVS darstellte: folglich von mir.
Am ersten Tag des Jahres wurde lediglich die Evaluation durchgeführt, und am Nachmittag fangen alle an, den Weg in Richtung Heimat einzuschlagen. Alle Teilnehmenden der Silvesterbegegnung rutschten ins Neue Jahr mit einer guten und positiven Laune rein, und es muss keinen gegeben haben, der mit der Veranstaltung unzufrieden gewesen war. Das Programm war vielfältig, aufschlussreich und unterhaltsam, und bot auch genug Zeit, die Stadt zu genießen und ihre Atmosphäre vollkommen einzusaugen. Ich kann mir schwerlich eine andere Veranstaltung vorstellen, wo ich mich von meinem EVS sowie von dem ganzen Jahr besser hätte verabschieden können. Das ganze Jahr war unglaublich toll – das beste Jahr meines Lebens – und die Begegnung hat es perfekt abgerundet.
Bild: Facebook-Seite von GJU Budapest
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