In Erinnerung Beate Dohndorf (1943-2017) an ihrem Namenstag

Die Worte der Erinnerung an Beate Dohndorf von einer Kollegin und NZ-Leserin, der Deutsch- und Ungarischlehrerin Sarolta Györffy:

Es ist fast vier Monate her, dass wir Deutschlehrer und Leser der Neuen Zeitung, ehemalige Mitarbeiter auf dem Friedhof Rákospalota von Beate Dohndorf Abschied. nahmen Beate Dohndorf hat über mehrere Jahrzehnte  (ab 1979) unermüdlich, auf sehr hohem Niveau für das Ungarndeutschtum gearbeitet.

Beate Dohndorf wurde 1943 in Rossleben (in der späteren DDR) geboren. Nach ihrem Lehrerstudium (Biologie und Geographie) kam sie nach Ungarn. Danach studierte sie an der ELTE BTK Germanistik. Nach elf Jahren Arbeit bei der Redaktion von „Neueste Nachrichten“ war sie 38 Jahre lang (bis zu ihrem Tod) Redakteurin der Neuen Zeitung. Von ihr stammt die Idee (1994), die Junior –Beilage des Wochenblattes zu gründen. 16 Jahre lang (1995-2012) betätigte sie sich als Redakteurin der pädagogischen Zeitschrift des Bundes Ungarndeutscher Schulvereine (BUSCH-Trommel). Beate Dohndorf befasste sich vertieft mit der Lage des deutschen Nationalitätenunterrichts (Gesetze, Verordnungen, Fortbildungen, neue methodische Verfahren usw.).

Seit 2011 bin ich NZ – Abonnentin. Persönlich traf ich Frau Beate nur einige Male; z. B. einmal bei einem Oktoberfest im HdU. Bereits im Sommer 2011 redete ich Sie in einem Leserbrief an, und unter anderem bedankte ich mich bei ihr für die wertvollen Junior-Seiten und auch dafür, dass sie bereits 1990 im Dokumentarband über die Verschleppung ungarländischer Deutscher mitgearbeitet hat. Nach ein paar Jahren konnte ich schon auf acht Seiten die farbige NZ Junior lesen, die prächtigen Fotos und die sehr guten Zeichnungen bewundern. Alle Teile der Beilage habe ich für großartig gehalten – von den einleitenden Beiträgen an, wo sie die Kinder anredete, ihnen gute Ratschläge gab – immer geknüpft an Jahreszeiten, Feiern, zum Schulanfang, zum Schulabschluss usw. Was mich gleich in jeder Nummer gefangen hat: die aus allen Beiträgen strahlende indirekte erzieherische Absicht einer hervorragenden Lehrerin, die Übergabe von naturwissenschaftlichen, historischen, literarischen und technischen Kenntnisse (sie studierte nämlich nicht nur Germanistik, sondern in der ehemaligen DDR auch Geographie und Biologie), die klugen, lehrreichen, beruhigenden, oft humorvollen Märchen, Anekdoten, Gedichte und Reime. Jede Generation konnte durch ihre Arbeit viel profitieren – auch sprachlich. Nicht selten konnten wir in Prosa und Gedicht auch das ältere Deutsch und das Schwäbische lesen und erlernen. Jung und Alt hatten die Möglichkeit, durch ihre Arbeit (auf einer guten sprachlichen Basis!) ihre Allgemeinbildung zu erweitern. Die Schwierigkeitsstufe der Aufgaben war verschieden, die Grammatik-Aufgaben wurden nicht selten in kleine Geschichten eingebettet, die Informationen waren oft überraschend und sehr interessant. (Die Juniorseiten waren ja für Jugendliche, sie mögen besonders die Superlative!)

Prosa und Lyrik in „Junior“ stammten meistens von klassischen Verfassern und den besten Vertretern der ungarndeutschen Kinderliteratur (z.B. Christina Arnold, Josef Michaelis), die Reime und Gedichte waren kindernah, sehr nett, meistens leicht erlernbar, oft humorvoll, geknüpft an Jahreszeiten, zum Schulanfang, zu den Ferien usw.

Ihre klassischen pädagogischen Ansichten (im besten Sinne des Wortes) spiegelten sich in Junior. Mit den von ihr erfundenen Sommerfiguren (Binchen und Flo) konnten die Kinder, die aus irgendeinem Grund in den Ferien zu Hause blieben, Europa bereisen. Durch ideenreichen Gespräche, eine Landkarte und Aufgaben sammelten die Leser wichtige, genaue Informationen über Länder, Städte, Sehenswürdigkeiten.

Nicht nur ein großes fachliches und pädagogisches  Wissen steckt in ihrer ganzen NZ-Arbeit, sondern auch Herz und kluge Kinderliebe. Es ist selbstverständlich, dass ein gutes Wochenblatt vielseitig sein muss. Vielseitigkeit von hoher Qualität (mit immer prächtiger gewordenen Fotos) kennzeichnete die NZ Junior. Aufgrund dieser Qualität hätte die NZ-Beilage sogar ein selbständiges Jugendblatt sein können. Diese Blätter solchen Typs fehlen nämlich äußerst auf dem Pressemarkt von Ungarn. Vergebens suchte ich solche an den Zeitungständen.

Als ich nach dem besagten Oktoberfest zu Hause ankam, fragte man mich:

-Nun, wie war es? Hast du die viel erwähnte Frau Beate getroffen? War sie freundlich?

-Eigentlich nicht so sehr. Dies war aber für mich nicht so wichtig. Ihre schönen blauen Augen haben ernst und müde ausgesehen. – Ich habe gerade heute den Deutschen Kalender beendet – sagte sie.

Danach und dann bei den späteren Gesprächen haben wir über die Unijahre, die Lage des Deutschunterrichts in Ungarn, über meine Studentenarbeit im Sommer in der DDR (nicht weit von ihrem Heimatort), eine gemeinsame Bekannte (die Unilehrerin Frau Kósza) gesprochen. Sie hat mir geraten, Beiträge über den Deutschunterricht, über meine Schulerlebnisse für das Wochenblatt zu schreiben.

Acht wertvolle  Junior-Seiten, der jährliche Kalender (dieses Jahr noch immer mit etwa sechzig Seiten), siebzehn Jahre lang die pädagogische Beilage der NZ (Busch-Trommel), jährlich viermal… (Damals war sie schon wohl über 60…) Selbstverständlich schrieb sie auch Berichte über Wettbewerbe und Veranstaltungen in verschiedenen Themen. Die Rezitationswettbewerbe in Hochdeutsch, in Mundart und in Naturkunde mochte sie besonders und besuchte diese regelmäßig.

Sie war eine verschlossene, zurückhaltende Frau, die wenig und still gesprochen, enorm viel gearbeitet und uns Lesern sehr viel gegeben hat. (Ihre Leistung sprach anstatt ihr).

Liebe Frau Beate, viele-viele ehemalige Kolleginnen und Kollegen werden Sie gewiss in bester Erinnerung behalten. Wir danken Ihnen für alles. Ruhen Sie in Frieden!

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