Rund zwei Drittel der Ungarndeutschen hält das aktuelle Wahlsystem für diskriminativ

Die Jakob Bleyer Gemeinschaft startete eine Online-Meinungsumfrage, mit dem Ziel, das Wahlverhalten der Ungarndeutschen zu erkunden. Der Fragebogen wurde 386mal ausgefüllt, vor allem von Facebook-Nutzern. Aus diesem Grund kann man von keiner 100%-igen Representativität sprechen, aber das Endergebnis spiegelt die Ergebnisse der großen Meinungsforscher wieder und deswegen kann man mit großer Sicherheit von allgemeinen Tendenzen berichten.

 

Rund zwei Drittel der Antwortgeber haben so geantwortet, dass sie ihre Stimme für die deutsche Liste abgeben werden. Wie wir sehen, ein Drittel von denen, die den Fragebogen ausgefüllt haben, halten es für wichtiger, die verschiedenen Parteilisten zu unterstützen. Die größte Gruppe unterstützt Fidesz-KDNP: das sind 9,2% der Antwortgeber. Die Partei Jobbik folgt ihnen auf den Fersen mit 8,9%. Oberhalb der 5%-Hürde ist nur noch eine weitere Partei: die LMP.

Es wurde auch nach der Parteipräferenz der Registrierten gefragt, um ein klares Bild über die Parteipräferenzen der Ungarndeutschen zu erhalten. Die Antworten auf die zwei Fragen (wo die Deutsche Liste eine Wahlmöglichkeit war und wo nach der Präferenz der Registrieten gefragt wurde) wurden zusammengefügt. So haben wir ein Ergebnis, was unsere Hypothesen bestätigt. Unter den Ungarndeutschen hat Fidesz-KDNP die meisten Anhänger: 44% unterstützen sie. Die zweitgrößte Partei ist Jobbik mit 19%. Die LMP wird von 15% derjenigen befürwortet, die bei unserer Umfrage mitgemacht haben. Wenn nur die Ungarndeutschen wählen würden, wäre im Parlament nur noch eine weitere Partei vertreten: die Momentum-Partei mit 6%. Da die MSZP-Párbeszéd-Wahkoalition „nur” 8% erzielten, aber zwei Parteien zusammen die höhere Hürde von 10% erreichen müssen, kämen sie nicht ins Parlament.

Wenn wir die verschiedenen Altersgruppen analysieren, sehen wir, dass unter den ungarndeutschen Jugendlichen (zwischen 18-24) Jobbik die beliebteste Partei ist: Jeder Dritte von ihnen würde die Partei von Gábor Vona wählen. 22% unterstützt Fidesz-KDNP, 19% LMP und 17% die Momentum-Partei. Obwohl in vielen Wahlauftritten der LdU kommuniziert wurde, dass die Jugend eine der wichtigsten Zielgruppen ist, hat sie – unseren Statistiken nach – nur etwas über die Hälfte der Jugendlichen dazu überzeugen können: Das ist die geringste Anzahl unter den Altersgruppen.

Unter den jungen Erwachsenen (25-49) führt Fidesz-KDNP mit 44%, die zweitstärkste Kraft ist Jobbik mit 21% und die drittstärkste Kraft ist LMP mit 20%. 64% der Antwortgeber in dieser Altersgruppe gibt seine Stimme der Deutschen Liste.
In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen stimmen 72% derjenigen für die Deutsche Liste, die unseren Fragebogen ausgefüllt haben. Wenn es keine Deutsche Liste gäbe, käme Fidesz-KDNP auf 52%. Die zweitstärkste Kraft wäre die MSZP-Párbeszéd-Wahlkoalition mit 14%, gefolgt von Jobbik, die 12% erreichen würde.
Über 65 Jahren stimmen auch 72 % für die Deutsche Liste. Wenn das keine Möglichkeit wäre, stünde Fidesz an der ersten Stelle mit 58 %, auch hier würde die MSZP-Párbeszéd-Wahlkoalition mit 17% den zweiten Platz belegen, und Jobbik würde ihnen auf dem dritten Platz folgen.

Wenn wir die Statistiken genauer anschauen, können wir klar sehen, dass Fidesz-KDNP die größte Verliererin dieses Systems ist: Rund 75% der Fidesz-KDNP-Anhänger stimmen lieber für die Deutsche Liste und nur 25% für die „eigene” Partei. Bei den anderen Parteien sieht es so aus, dass etwa die Hälfte der Anhänger für die „eigene” Parteilisten abstimmen werden und die andere Hälfte für die Deutsche Liste. Die Anhänger von Jobbik sind die parteitreuesten: 54% von ihnen stimmt für die „eigene” Parteiliste ab.

In der Umfrage wurde auch nach der Meinung der Deutsche-Liste-Wähler gefragt, ob sie die heutigen Wahlregeln für diskriminativ halten oder nicht. Also, dass sie für keine Parteilisten mehr abstimmen können, wenn sie sich registriert haben. Zwei Drittel der Antwortgeber halten dies für diskriminativ oder eher diskriminativ. Demnach könnte der Listenführer der Ungarndeutschen bereits jetzt eine wichtige Aufgabe haben: Er müsste erreichen, dass dieses System geändert wird, denn seine Unterstützer halten das System für sehr diskriminativ.

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