„Der Vater ist im September 1944 zu den deutschen Soldaten nach Andocs Nähe Balaton eingezogen worden, die Mutter musste mit uns drei Geschwistern, Maria, Barbara und mir, dem Sepp, die landwirtschaftlichen Arbeiten ausführen. Dann kam die Front nach Saar, da hatten wir auch keine Ruhe. Wir mussten für drei Wochen nach Pauglar/Vértesboglár, Felcsút, Alcsút und Vál, mit dem Kuhwagen, wir waren mit Vatersbruder unterwegs, und dann fuhren wir am Palmsamstag nach Saar zurück, da ging es los mit dem Aufräumen. Haus, Wohnung, Straße, es blieb nichts übrig in der Gemeinde, durch die Front wurde alles vernichtet. Von dem Geflügel und Großvieh blieb auch nichts übrig. Die fleißigen Schwaben wurden im Frühjahr 1945 gezwungen in die Tschechoslowakei zu fahren, um für den Anfang wiederum Besorgungen zu machen. Anfang Oktober 1945 mussten wir das Haus mit dem ganzen Inventar verlassen, weil die Neuzugezogenen, die „telepesek”, in unserem Haus eingezogen sind. Wir mussten vom Vaters Bruder in die Wohnung einziehen. Am 11. Mai 1946 wurden wir und viele andere nach Westdeutschland ausgewiesen, mit dem Viehwaggon transportiert und auf die drei Bereiche Stuttgart, Pocking und Dingolfing-Umgebung verteilt. Am 23. 05. 1946 wurden wir in Mengkofen bei Dingolfing vom Rest des Transports getrennt, wir mussten uns im Klosterhof vom Mengkofen sammeln, weil wir in Ungarn Landwirtschaft hatten. Es ging wie beim Kuhhandel: Die hiesigen Bauern suchten sich die gewünschten Arbeitskräfte aus, der Rest wurde im Umkreis Dingolfing verteilt. In Mengkofen wurden nur drei Familien, unsere und noch zwei andere Familien, auserwählt. Mutter, die ältere Schwester und ich wurden von einem Bauern aufgenommen, mit 100 Hektar Feld und Wald, die andere Schwester Barbara wurde allein auf einem Bauernhof untergebracht. Mitte Juli 1946 kam Vater sehr überraschend aus der englischen Gefangenschaft zurück nach Mengkofen. In Plattling bei Pocking war ein Lager für Rückführung der Gefangenen ins Heimatland, und so hatte er erfahren, dass wir hier in Deutschland sind.”
(Erinnerungen von Josef Frank, Jahrgang 1932, stammend aus Saar, verfasst in München Neujahr 2018, Handschrift überlassen von Maria Hasenfratz-Macher, Saar, Text bearbeitet von Richard Guth)