Im Trubel der Geschichte, Teil 5

Im Trubel der Geschichte | Teil 5

Erinnerungen eines Heimatvertriebenen aus Wudersch

Diese Zeilen geben Einblick in das Leben eines Mannes, der die Wechselfälle des 20. Jahrhunderts miterlebt hat. Es ist interessant zu beobachten, wie sich Kindheitserinnerungen mit rückblickenden Momenten des Erwachsenwerdens vermischen.  Geschichte nicht aus der Vogelperspektive, sondern Momente der Selbstfindung oder eben auf dem Fußballplatz! Diese Ausschnitte aus seinem Leben sind wie ein Fenster in eine Vergangenheit.

Es geht um Auszüge aus den Erinnerungen des aus Wudersch/Budaörs stammenden Industriekaufmanns Norbert Riedl, der in Neuhausen auf den Fildern heimisch wurde. Der Name Riedl dürfte vielen von uns wohlklingen, hatte sich der Heimatforscher Dr. Franz Riedl, der Vater von Norbert, doch um die Heimatforschung und die Pflege der Kontakte – also um die Heimatverbliebenen insgesamt – ebenso verdient gemacht.

Teil 5

Am Montag, den 1. MAI 1978, wurde unser Robert 3 Jahre. Robert ist so ein hübsches Bürschle, so schön anatomisch formabgerundet, “exakt gebaut, mit feinem Antlitz, mit vollem Haar und mit Zahnpasta-Reklame-Zähnchen. Diese besonderen Eigenschaften bewogen Tante Monika aus Holland zu folgendem Ausspruch. zu Sieghilde: “Pass’ mir gut auf dieses Bubele auf, sonst stehlen sie es dir.“ In diesem Jahr weckte die COSTA DE LA LUZ in Südspanien am ATLANTISCHEN OZEAN unser Interesse. Kurz entschlossen flogen wir am Mittwoch, den 21 Juni 1978, nach Sevilla. Unser Urlaubsziel: MATALASCAÑAS, unser Hotel: El FLAMERO, direkt am kilometerlangen Sandstrand, also ideale Badefreuden! Die südspanische Landschaft versprüht einen ganz besonderen Zauber. Zuerst kamen die Phönizier und die Griechen, dann die Römer. Als die Mauren nach Südspanien kamen, begann für ANDALUSIEN 711 eine kulturelle Großepoche. Mannigfach ist noch der große Einfluss der Mauren sichtbar. Poesie und Geschichte sind die geistigen Schlüssel zum Verständnis Andalusiens. Bei unserer Stadtbesichtigung in SEVILLA – der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und der „autonomen Region“ Andalusien – konnten wir einige Schätze dieser Stadt besichtigen. Die südliche Altstadt besteht noch aus maurischen Gebäuden. Der Dom mit dem Grabmal des Kolumbus ist die größte Kirche Spaniens. Im ALCÁSAR-Palast spiegelt sich der Reichtum der Stadt wider. Viele Stuckarbeiten sind in arabischen Schriftzügen kunstvoll angefertigt. Alte Moscheen wurden in den folgenden Jahrhunderten in Kirchen umgebaut. In Sevilla befindet sich die größte Stierkampfarena Spaniens.

Das Urlaubs-Strandleben in Matalascañas genossen wir in vollen Zügen. Robert mit seiner kleinen Badehose ließ es sich nicht nehmen, selbst am Kiosk seine Eisportionen einzukaufen. Das Hotel Flamero bot alles, was ein Kinderherz begehrt, nämlich Swimmingpool, Schaukeln, Rutschen, Kindertheater und sogar eine Kinder-Discothek.

Viel zu schnell vergingen die aktiven Urlaubstage. Schon am Mittwoch, den 5. Juli 1978, hieß es, in Sevilla für den Heimflug nach Stuttgart ins Flugzeug zu steigen.

Fast nahtlos ging es dort weiter. Am Samstag, den 15. Juli 1978, stiegen wir auf den Killesberg in Stuttgart. Die Höhepunkte auf dem Höhenpark: Fahrten mit dem Killesbergbähnle „TATZELWURM“ und mit der Killesberg-Höhenseilbahn.

Freitag, den 4. August 1978, Alexanders Geburtstag, 10 Jahre jung! Ganze Kinderscharen tollten im Haus und im Garten umher, lagen auf der Hollywood-Schaukel herum, spielten Tipp-Kick und ließen sich mit vielerlei Leckereien verwohnen. Sogar einen Badespaß im Neuhausener Schwimmbad genoss die Geburtstagsmeute.

Am Samstag, den 12. August 1978, durften alle Geburtstagskinder vom 4.8. am Volkswandertag mitspazieren.

  1. Station bei der „Zigeuner-Eiche” und
  2. Station am „Jägerhäusle” im „SAUHAG” in Neuhausen.

Im September ist jedes Jahr Volksfestzeit auf dem Cannstatter Wasen. Mit der ganzen Familie verlustierten wir uns mit Fahren auf und mit vielen Attraktionen: „Fliegen“ per Hubschrauber, am Höhenkarussel, am Riesenrad und wir stiegen in die „Geisterbahn”: Wir Erwachsenen mussten schon der Kinder zuliebe auch schreien, wenn eklige, halbnasse Stoff-Fetzen an unseren Gesichtern entlangstreiften. Bei traditioneller Einkehr im GÖCKELESMAIER-Zelt ließen wir uns ein knuspriges Göckele schmecken.

Mein KURBAU-Chef gratulierte mir mit seinem Schreiben vom 2. Oktober 1978 aus seinem Erholungsurlaub in Sankt Ammheim zum Verkauf der letzten Gartengeschoss-Wohnungen in der Bismarckstraße 24 in BADEN-BADEN. Folgendes stand noch in seinem Brief: „Das täglich für mich notwendige ‘Erholungsgespräch’ in Ihrem Büro fehlt mir sehr. Ihre unvergleichliche Art und Ihre spürbare Energie und Initiative wie auch Ihr Einfallsreichtum bereitet mir so manches Vergnügen. Nach Rückkehr aus Ihrem Büro fühlte ich mich mit neuen Ideen positiv angeregt. Ihre solide und souveräne Art des Verhandelns, Ihr Nachsetzungsvermögen und Ihre seriöse Darstellung der Immobilienobjekte im Beratungs- und Verkaufsgespräch beeindruckt jeden – auch mich… Dies ist wohl das Geheimnis Ihres Erfolges.“

 1979

TENERIFFA – unsere Lieblingsinsel für Urlaub, Erholung, Badefreuden, interessante Ausflüge in die Natur, ans Meer und an den Atlantischen Ozean – zog uns immer magisch an. Am Samstag, den 20. Januar 1979, entflohen wir der kalten Jahreszeit 4500 km weit. In Teneriffa florierte auch mein Immobiliengeschäft. Ich entwarf ein besonderes Sicherheitskonzept bei der Ratifizierung meiner Immobilien-Kaufverträge und der Eintragung ins „Registro de la Propiedat” (spanisches Grundbuch). Diese Form der Eigentumsübertragung wurde von der Deutschen und Schweizerischen Schutzgemeinschaft für Auslandsgrundbesitz e.V. sogar als richtungsweisend bestätigt. Man teilte einer meiner Kundinnen Folgendes mit: „Wir können mitteilen, dass der von der KURBAU AG gewählte Weg der Eigentumsübertragung voll und ganz den von uns aufgestellten Prinzipien entspricht.”

Donnerstag, den 15. Februar 1979, Bonmots von Robertle – noch nicht ganz vier Jahre alt: Mama: „Jetzt zieh’ dich aber an!” Robertle: „Jetzt mach’ ich meine Hose schon hin (Schlafanzughose) und dann tu’ ich mich renovieren” – richtig schön anziehen. Robertle: „Mama von wo bist du denn?“ Mama: „Aus Neuhausen”. „Und der Papa?” „Aus Ungarn”. Und die Oma?” „Auch aus Ungarn”.  „Und ich und der Alexander sind aus deinem Bauch rauskomma.“ „Und zu jener Zeit haben wir den Papa kennengelernt.“ „Ja, Robert, so ischgwea”. „Du sagst, die Großmama war früher auch meine Mama und du warst meine große Brüderin“.

Schon lange wollte ich mit den Kindern und mit Sieghilde die Burg LICHTENSTEIN besichtigen. Im Mai ist es uns gelungen, den Berg zu besteigen und die Burg -imposant auf Felsen erbaut – zu erobern. Die Bärenhöhle – nicht weit von der Burg – hat es uns auch angetan. Sieghilde posierte vor „ihrem Schloss” in der Nähe scharmant auf der Wiese davor.

An Pfingsten, am Sonntag, den 5. Juni und am Montag, den 6. Juni, besuchten wir, über den Feldberg kommend, den Luftkurort SCHÖNAU im Schwarzwald am Forellenfluss WIESE. Dort präsentierte die KURBAU ein exklusives Ferien-Immobilien­Objekt in bevorzugter Aussichtslage. Auch hier bot sich die Gelegenheit zu einer Doppelaktivität – nämlich Urlaub und Geschäfte zu machen.

„Nur” Urlaub verbrachten wir im Juli auf der reizenden Insel MENORCA in Calan Boch. In der kleinen Stadt CIUDADELA veranstalteten wir ein richtiges Eisschlotzfest. An seinem Geburtstag übergab Alexander seiner lieben Mama ein Brieflein mit dem Inhalt: „Liebe Mama, ich liebe und verehre Dich, Dein Alexander”. Sie vernahm diese Botschaft mit Freude und Rührung.

Anfang September gab es für die Kinder ein Sonderfest. Die Amerikanische Militäreinheit lud die Kinder in der Umgebung zum „Tag der offenen Tür” auf das Gelände des alten Militärflughafens nach Nellingen ein. Mit großen Augen bestaunten die jungen Besucher die gewaltigen Panzer mit den großen Geschützen, die großladeflächigen Militärlastwagen und die wendigen Jeeps. Für den Einkauf von Getränken und Snacks gab die Militärkasse Gutscheine zu einer DM aus. Ich gab dem Kassierer zwei Geldscheine zu je zehn DM, aber er gab mir nur zehn Gutscheine. Ich gab ihm zum Ausdruck: „I gave you two ‘Scheins’, but you gave me only ten tickets”. Ein Gelächter folgte. Man berichtigte mich: “Nicht Scheins, sondern bank-notes”.

Am Montag, den 29. Oktober, gab es noch ein Sonderfest. Meine lieben Schwiegereltern EMIL und ELSE FINGERLIN feierten mit Verwandten und Bekannten ihre GOLDENE HOCHZEIT. Der Männergesangverein Neuhausen ehrte das Jubelpaar und bereicherte das Fest mit erhebendem Gesang.

Nun begannen die lustigen Tage, aber nein, es begannen die kalten Tage und Nächte. Mit Grippe lag man in Mantel und Decke. Der Jahresausgang bescherte uns Linderung.  An Weihnachten war fast alles mit der Kälte vorbei.         Ende der Erinnerungen

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