Die Leser*innen erhalten jetzt die zweite Sage aus der Branauer (Komitat Branau) Region, erschienen im Band “Der schlaue Bergmannsknappe” im Jahr 1973. Die Geschichte spielt sich im Csertet ab.
Schon vor langer Zeit war das Gespenst des Bergwerks auf die armen Bergleute, die am Fuße des Csertető lebten, sehr zornig. Es sagte zu sich selbst:
“Wenn die Bergleute alle meine Kohlen wegtragen, wird es stürmen und wettern, eisige Winde werden den Berg erkalten lassen, bis alle erstarren.”
Anderen Tags, gegen Abend, kühlte sich schon das Wetter ab, und am Morgen, als die Bergleute zur Arbeit gingen, knirschte der Schnee, alles knackte vor Kälte. Die Bärte der Männer hatten bald Rauhreif angesetzt, so dass sie wie weiße Federbüsche aussahen. Als sich die Männer erwärmt hatten, wollten sie in das Bergwerk einfahren. Aber auch der Korb war eingefroren. Der älteste Bergmann sagte:
“Hundekälte, so eine Hundekälte, das hab ich noch nicht erlebt, dass sogar der Korb einfriert! Hier ist etwas nicht in Ordnung!”
Sie gingen also alle ins Wärmezimmer zurück und warteten, bis der Korb in Ordnung gebracht würde.
Nur wollte ihn in dieser eisigen Kälte niemand vom Eise befreien. Endlich machte sich dennoch einer der Bergleute an die Arbeit. Es war ein sehr armer Mann, der auf seinen Verdienst dringend angewiesen war. Eines seiner Kinder brauchte einen Mantel, denn der Weg zur Schule war weit. Er geht mit seiner Spitzhaue zum Korb, um das dicke Eis abschlagen. Zwei-, dreimal schlägt er zu, da bekommt eines der großen Stücke ein Loch. Er zieht seine Spitzhaue heraus; aus dem Loch blickt der Bergwerksteufel hervor und beginnt mit fürchterlicher Stimme:
“Scher dich fort, das ist mein Reich! Wirf deine Spitzhaue weg, sonst hole ich dein Kind!”
Der arme Bergmann machte große Augen, aber er war nicht feige und schlug so auf den Bergwerksteufel los, dass auch sieben Teufel davon umgefallen wären! Der Bergwerksteufel war aber nicht mehr dort, das Loch in dem Eise wurde immer größer. Von unten waren Weinen und Klagen zu hören. Der arme Bergmann blickte hinab, und welch Anblick! – in den Krallen des Teufels wand sich sein Kind. Schnell nahm er die Spitzhau, schlug eine noch größere Öffnung in das Eis, damit er hineinspringen könne. Aber wie sehr sich der arme Bergmann auch plagte, es gelang ihm nicht. Nachdem er mehrmals zugeschlagen hatte, fiel die Spitzhaue in den Schacht. Der Korb stand eingefroren da. Niemand wagt es, den Korb anzurühren, als der Bergmann erzählte, was er gesehen hatte.
Der Bergteufel aber trug den Jungen fort und trug ihn geradewegs in seine Kammer. Anfangs ging es dem Jungen nicht schlecht. Der Teufel hielt das Kind gut, versorgte es mit allem, damit es nicht ausrisse, aber als er sah, dass sich das Kind nicht beruhigte, schlug er es in Fesseln. Das arme Kind musste nun Tag und Nacht Kohle hauen und dachte darüber nach, wozu der Teufel so viel Kohle brauche. Einmal, so gegen Mitternacht, als sich der Junge vor Müdigkeit nicht mehr bewegen konnte, kam der Teufel zu ihm. Das Kind fasste Mut und sprach ihn an:
“Wie könnte ich mich aus deinem schrecklichen Reich befreien? Wenn du innerhalb eines Monats die Frau des Satans findest und ein Jahr lang bei ihr arbeitest, mache ich dich reich, dann kannst du gehen”, antwortete der Teufel.
Einen ganzen Monat lang suchte der Junge die Frau des Satans. Er schaute in jede Ecke, fand sie aber nirgends. In der letzten Minute vor Mitternacht des letzten Tages warf er erbittert seine Hacke auf die Erde. Durch den Hieb mit der Spitzhaue brach die Erde ein, und er fiel mitten in das Zimmer der Frau des Satans. Die Frau hatte nicht gedacht, dass der Junge sie irgendeinmal finden würde. Sie belohnte ihn reich für seine Geschicklichkeit und ließ ihn frei.
Der Knabe ging glücklich nach Hause. Die Eltern waren noch viel glücklicher, dass ihr Sohn wieder heimgefunden hatte. Das geschah vor langer Zeit, aber die Bergleute vergaßen die Geschichte nicht. In dem Bergmannsdorf am Fuße des Csertető verflucht man auch heute noch den Bergwerksteufel.
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