Lasst uns über die Schwaben reden

Die Jugendliche Kinga Magenheim startet in Eigenregie Gesprächsrunden

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Die ungarndeutsche Jugendliche Kinga Magenheim aus Sumpa/Zomba hat sich entschieden, über das Schwabentum zu sprechen. Ihre Auftritte fanden in Paks und in Sumpa statt und inzwischen ist auch ein Podcast des Internetportals TEOL zum Thema erschienen. Kinga Magenheims Vorträge befassen sich mit der Geschichte, Kultur und Gegenwart der Deutschen in Ungarn.

Die Veranstaltung in Paks am 29. April wurde nicht nur von der älteren Generation, sondern auch von vielen Jugendlichen besucht. Das Ziel des Projekts lautet nämlich: Jugendliche erreichen und sie über das Ungarndeutschtum zu informieren. Im Rahmen der Präsentation wurde insbesondere der Malenki Robot thematisiert, wobei sich die Fragen des Publikums vornehmlich auf die Zeit um den Zweiten Weltkrieg herum bezogen. Dabei wurde beispielsweise über die SS-Zwangsrekrutierungen und über die Deportationen gefragt.

Mit Kinga Magenheim sprach in der Veranstaltung Martin Szanyi.

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SB: Warum hältst du es für wichtig, diese Veranstaltung zu organisieren? Was war dein Ziel?

KM: Ich hielt es für wichtig, diese Veranstaltung zu organisieren, weil nicht viel über die Schwaben gesprochen wird, obwohl das Thema seit 2017 stärker in den Vordergrund gerückt ist. Ich würde mir wünschen, dass die angesprochenen Themen in das öffentliche Bewusstsein gelangen. Es gibt junge Leute, die schwäbische Vorfahren haben, aber man hat nie mit ihnen darüber gesprochen und es wäre schade, ihnen so eine coole Sache vorzuenthalten. Woher sollen sie wissen, wie Tamfknédli (Dampfknödel, Red.) schmeckt und dass sie in einem Dirndlkleid auf einen Schwabenball gehen können.

Ich habe das Gefühl, dass das Schwabentum ausstirbt, weil man die Kultur nicht an die Jugend weitergibt. Und wenn niemand mehr diese Dinge macht – wenn sie nicht weitergegeben werden, dann wird das Ganze verschwinden. Das würde ich gerne verhindern. Das ist eine Minderheit, die zerbrechlich ist. Ich bin es meiner Nationalität schuldig, die Mehrheitsgesellschaft auf sie aufmerksam zu machen.

SB: Glaubst du nicht, dass die Hervorhebung von Traumata die Jugendlichen eher abschreckt?

KM: Obwohl ich auch über das Trauma der Schwaben spreche, halte ich es für wichtig, die positiven Aspekte hervorzuheben und dies am Ende meines Vortrags zu betonen. Die ganze Geschichte ist wichtig für die Identitätsbildung, es ist nur nicht egal, in welcher Konnotation sie erscheint.

SB: Wann und wie hat sich deine „schwäbische” Identität herausgebildet?

KM: Meine schwäbische Identität begann Gestalt anzunehmen, als ich in der Schule war und meine Eltern und Großeltern begannen mir davon erzählten. Ich erfuhr von meiner Abstammung und wurde mir meiner Herkunft bewusst. Seither bin ich stolz darauf und es hat sich ein sehr starkes Identitätsgefühl entwickelt.

SB: Siehst du es als deine Aufgabe an, die ungarndeutschen Werte zu vermitteln?

KM: Es ist meine Pflicht, die Werte der Deutschen weiterzugeben, da ich davon überzeugt bin, dass alle Schwaben die Verantwortung dafür tragen, diese Werte zu vermitteln. Wie bei den Madjaren! Der Respekt vor meinen Vorfahren ist ein wesentlicher Faktor, der mich dazu antreibt, ihr Erbe zu bewahren. Ich betrachte dies eigentlich nicht als Pflicht, sondern als ein gutes Gefühl.

SB: Wie bewertest du die Veranstaltung (in Paks)?

KM: Ich habe versucht, alles abzudecken, obwohl ich unterwegs noch das eine oder andere hinzugefügt hätte. Die Anwesenheit der Historikerin hat mir dabei sehr geholfen, Ereignisse und Daten zu konkretisieren, die ich nicht so gut kannte. Obwohl ich nicht mit einer hohen Besucherzahl gerechnet hatte und befürchtete, dass niemand kommen würde, war die Beteiligung erfreulicherweise relativ hoch. Ich habe mich über jeden gefreut, der gekommen ist. Ich konnte in den Gesichtern der Leute sehen, dass es ihnen wichtig war, dass sie gerührt waren. Sie kamen danach auf mich zu, um mir zu gratulieren und wir redeten noch ein bisschen.

SB: Planst du für die Zukunft ähnliche Veranstaltungen?

KM: Ja, ich wurde eingeladen, in meinem Dorf und in Bonnhard/Bonyhád aufzutreten. Und ich gehe gerne überall hin, wenn man mich fragt. Ich würde mich freuen, wenn es an vielen Orten eine Nachfrage danach gäbe – egal ob es um Geschichte, Trachten oder sogar um die Zubereitung eines schwäbischen Gerichts geht.

 

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