Jugend aktiv

DNSVW-Jungabgeordnete Laura Kurtz-Kamuti aus Schaumar/Solymár im SB-Gespräch

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SB: Du stammst aus einer Schaumarer Familie. Dein Erstnachname Kurtz erinnert mich an den langjährigen Kantor der katholischen Gemeinde, Johann Kurcz. Erzähl bitte ein wenig über deine Familie!

LKK: Ja, genau, ich stamme aus einer Schaumarer Familie. Johann Kurcz war mein Großvater. Voriges Jahr im August ist er leider gestorben. Fast 90 Jahre alt war er. Mein Urgroßvater hieß noch Kurtz und später wurde daraus Kurcz. Die Schwester vom Großvater erzählte mir, dass die Namensänderung (Kurtz-Kurcz) im Bürgerbüro passiert ist. Erstmal war es so, dass meine Familie auch vertrieben werden soll, aber da mein Großvater im Bergwerk arbeitete, wurden sie nicht vertrieben. Mein Großvater und seine Familie haben schon gepackt, aber dann kam im letzten Moment sein Chef und er sagte meinem Großvater: “Warum habt ihr gepackt? Ihr werdet hier bleiben.“ Ein Kollege des Großvaters musste die Nachricht weiterleiten, aber er war neidisch, deswegen sagte er nichts.

SB: Schaumar litt stark unter der Vertreibung 1946 und veränderte sich in den Jahrzehnten danach, nicht zuletzt durch Zuzug seit der Wende. Wie schwäbisch ist noch Schaumar?

LKK: Schaumar ist immer noch schwäbisch, aber leider heutzutage auf eine andere Art und Weise als früher. Die ungarndeutschen Programme sind viel weniger geworden, leider. Seit 2019 bin ich deutsche Nationalitätenabgeordnete und ich versuche es, mehr ungarndeutsche Programme anzubieten.

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SB: Deine Facebook-Seite zeugt von vielfältigen Tätigkeiten in der deutschen „Volkstumsarbeit“ – welche Tätigkeiten liegen dir besonders am Herzen?

LKK: Seit meiner Kindheit tanze ich ungarndeutsche Tänze. Im Jahre 2017 habe ich angefangen, in der Kapelle „Schaumarer Musikanten” zu musizieren. Wenn ich etwas sagen sollte, würde ich Tanzen sagen. Regelmäßig nehme ich an Bällen teil, wo ich immer sehr gerne tanze.

SB: Du teilst oft jugendbezogene Beiträge – wie schwer/einfach ist es  die Jugend dazu zu bewegen zum Ungarndeutschtum zu stehen?

LKK: Heutzutage ist es sehr schwer, die Jugendlichen zu erreichen. Sie haben immer viel zu tun. Die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen macht sehr gute Projekte, an denen die Jugendlichen teilnehmen können.

SB: Du bist angehende Kindergärtnerin – was hat dich dazu bewogen, diesen Berufsweg einzuschlagen?

LKK: Als ich das Gymnasium besucht habe, habe ich mich entschieden, dass ich deutsche Nationalitätenkindergärtnerin werde. Mit Kleinkindern beschäftige ich mich sehr gerne. Jedes Jahr nehme ich an dem Deutschen Nationalitätencamp als Teammitglied teil. Dieses Camp wird von der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung organisiert.

SB: Welche Erfahrungen hast du während deines Studiums und deiner Praktika sammeln können?

LKK: Vier Monate lang durfte ich an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg studieren. Dieses Studium hat mir berufsmäßig und auch privat sehr viel gegeben. In Heidelberg konnte ich die deutschen Methoden der Kindergartenerziehung kennen lernen und aneignen. Dort habe ich mehrere Kindergärten besucht. Die Methoden der deutschen Kindergartenerziehung ist etwas anders als in Ungarn. Zum Beispiel: Der Stil ist freier, es gibt mehr Freiheit für die Kinder zu Selbstentscheidungen. Es gibt für die Kinder keine Möglichkeit, nachmittags zu schlafen. Dafür gehen sie früher nach Hause. Während meiner Zeit in Heidelberg haben meine Deutschkenntnisse enorme Fortschritte erfahren. Aus meinem Schuldeutsch wurde umgangssprachliches Deutsch. Viele Freunde habe ich gefunden, zu denen ich bis heute engen Kontakt pflege. Solche Erfahrungen zu sammeln war sehr schön.

SB: Du hast noch das Leben vor dir – wo wird die deutsche Gemeinschaft in 30 Jahren stehen?

LKK: Das ist eine gute Frage! Ich hoffe, dass die ungarndeutschen Veranstaltungen und natürlich die Traditionen nicht vergessen werden.

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Das Gespräch führte Richard Guth.

Beitragsbild: Stephan Röhl, CC-BY-SA 4.0

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