Num vere consummatum est? Ist es wirklich vollbracht?

Das Schwabentum in der Branau in den vergangenen und kommenden Jahrzehnten

Von Patrik Schwarcz-Kiefer

2020 publizierte ich einen Artikel über die ethnischen Tendenzen in 121 Gemeinden des Komitats Braunau in den vergangenen Jahrzehnten. Dank zweier Quellen kann man einen guten Überblick über die Tendenzen bekommen: Bei dem einen handelt es sich um „den Bericht des Innenministers über die statischen Daten der aus dem Staatsgebiet Ungarns ausgesiedelten und der dort verbliebenen Einwohner deutscher Nationalität” aus dem Jahre 1950 und bei dem anderen handelt es sich um die im Jahre 1980 von den örtlichen Ratsvorsitzenden durchgeführten Schätzungen. Obwohl diese Daten nicht auf Selbstelklärung basieren, halte ich sie für zuverlässig. Sie wurden nämlich für eine Staatsmacht vorbereitet, die das Deutschtum weiterhin als ein für das System gefährliches Element behandelte. Nicht ohne Grund wurden viele Ungarndeutsche von der Staatssicherheit überwacht. Und seitdem gab es zwei solche Volkszählungen (2011, 2022), wo die Methodik der Befragung fast identisch war. Der einzige Unterschied bildet ja die Möglichkeit von Online-Ausfüllen.

Wir haben lediglich aus 121 Gemeinden Daten für 1950, 1980, 2011 und 2022, die aber natürlich zu den wichtigsten deutschen Ortschaften gehören bzw. gehörten.

1950, also kurz nach der Vertreibung, lebten noch 49.603 Deutsche in den untersuchten Gemeinden, deren Zahl betrug 1980 31.128, 2011 13.145, 2022 9.634. Die Zahl also auf 19,3% des Wertes von 1950 gesunken, also beinahe vier von fünf Deutschen sind in 70 Jahren verschwunden!

Es wäre natürlich unprofessionell, wenn wir die allgemeinen Tendenzen des Rückgangs der Bewohnerzahl der Dörfer nicht in Betracht ziehen würden. Die Gesamtbevölkerung dieser Gemeinden ist bis 2022 auf 62,1% des Wertes von 1950 gesunken. Bemerkenswerte Ergebnisse haben wir auch in einigen Hochburgen des Schwabentums:

Wir haben erschreckendere Zahlen in den folgenden Gemeinden:

Wie jung oder alt ist das Schwabentum in der Branau

Wenn wir den Altersbaum des Deutschtums in den Dörfern und Städten (außer Fünfkirchen) der Branau unter Lupe nehmen, sehen die Statistiken folgendermaßen aus. Leider stehen die Altersdaten nach Gemeinden nicht zur Verfügung, deshalb werde ich diesmal das ganze Komitat vorstellen.

Es ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass der Anteil der über 50-jährigen Bevölkerung in den Dörfern deutlich, um 18% größer ist im Kreise der Ungarndeutschen als in der Gesamtbevölkerung. Einen noch gravierenderen Unterschied sieht man bei den Muttersprachlern: 30 % höher ist der Anteil der über 50-Jährigen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung.

Interessant sind die Gründe des enormen Rückgangs der gesamten sich zum Deutschtum bekennenden Bevölkerung. Natürlich könnte man sagen, dass eine demografisch überaltete Gruppe mit der Zeit langsam verschwindet. Aber wenn wir nach Altersgruppen die Veränderungen analysieren, sehen wir, dass nicht nur natürliche Prozesse die Zahlen beeinflussen.

Wenn wir den Rückgang in der Gesamtbevölkerung mit dem im Kreise des Deutschtums vergleichen, sehen wir ähnliche Tendenzen, bemerkenswert ist aber der Rückgang in der Altersgruppe 20-29. Die Zahl der Deutschen in dieser Gruppe erreichte 2022 nur 66 % des Wertes in der Altersgruppe 10-19 im Jahre 2011. Hier muss man die Frage stellen: Haben 34 % der jungen Ungarndeutschen die Branau verlassen oder bekannten sie sich das erste Mal, als sie und nicht ihre Eltern die Frage über die Nationalität beantworten mussten, nicht zum Deutschtum? Natürlich kann man darauf eine konkrete Antwort nicht geben, meiner Meinung nach ist die zweite Antwort zutreffender, auch wenn die Abwanderung unübersehbar ist. Nun, wenn man die Statistiken bezüglich der Gesamtbevölkerung heranzieht, sehen wir auch einen deutlichen Rückgang von 12 % bei den Jüngeren (20-29). Einen ähnlichen Tendenz sehen wir auch in der Altersgruppe 30-39, wo die Zahl der Deutschen dieser Gruppe nur 76% des Wertes von der Altersgruppe 20-29 im Jahre 2011 erreicht. Bei der Gesamtbevölkerung liegt dieser Anteil bei 96%.

Zurück zu den 121 Gemeinden

Die Gesamtbevölkerung dieser Gemeinden ist in den vergangenen zehn Jahren von 86.041 auf 80.355 gesunken, währenddessen die Zahl der Deutschen von 13.145 auf 9.634 sank. Der Rückgang der Zahl der Deutschen macht 61,7% des gesamten Bevölkerungsrückgangs aus. Das heißt, dass sich die Zahl der Deutschen weiterhin enorm überproportional verringert. Und dieser Prozess läuft in dem Kernsiedlungsgebiet der Donauschwaben in der Branau ab.

Ich habe 2020 eine optimistische Prognose für 2040 anhand der Tendenzen von 1950 bis 2011 aufgestellt, laut der 2040 8.550 Deutsche in einer Gesamtbevölkerung von 70.365 geben würde.

Ein Drittel der Zeit ist vorbei und meine optimistische Prognosen scheinen nicht mehr haltbar. Deshalb habe ich eine andere Methodik entwickelt, was dank den Zahlen von 2022 möglich ist.

Ich habe die Prozesse in der Gesamtbevölkerung der Dörfer und Städte der Branau zwischen 2011-2022 auf die 121 Gemeinden projiziert, und dadurch habe ich die Zahl der Gesamtbevölkerung und der Deutschen in den 121 Gemeinden für 2032 und 2042 geschätzt.

Diese Prognosen sind erschreckend und unvorstellbar.

1951 nach der Vertreibung gab es noch 49.603 Deutsche in den 121 Gemeinden. Sie machten 38,3% der Bevölkerung aus. Heute ist diese Zahl laut der Volkszählung 2022 9.634, 12% der Gesamtbevölkerung.

 

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