Im Gespräch mit dem Motor deutscher Traditionspflege in Werischwar/Pilisvörösvár, Szabolcs Zsámboki, anlässlich des Internationalen Eucharistischen Kongresses
SB: Szabolcs, wer hat die Teilnahme der Werischwarer Gemeindemitglieder am Interntionalen Eucharistischen Kongress organisiert?
SZZS: Die Organisation übernahmen Kantor György Szaturi und Balázs Tóth, der Leiter der Werischwarer Streichkapelle.
SB: Wieviele Gläubige haben beim Eucharistischen Kongress Werischwar vertreten und was weiß man über sie?
SZZS: Wir waren am Samstag ungefähr eine Gruppe von 70 Personen. Ein Teil der Gruppe ist mit dem Zug angereist, die Kinder- und Jugendgruppe der Werischwarer Deutschen Nationalitätentanzgruppe schloss sich erst später an, da sie von einem Auftritt mit dem eigenen Bus gekommen sind. Am Sonntag waren wir 30 Personen, die Anreise erfolgte ebenfalls per Zug. An beiden Tagen zogen wir in Form einer Prozession zu den Veranstaltungsorten und hielten Schilder und Fahnen hoch. Die eine Fahne wurde für den Kongress im Jahre 1938 angefertigt, mit ganz feiner Häkelei. Wir haben die Fahne aus dem Heimatmuseum von Frau Mici Gromon erhalten. Die andere Fahne wurde anlässlich des diesjährigen Kongresses angefertigt. Auf der einen Seite befindet sich das Symbol der diesjährigen Veranstaltung, auf der anderen das vom 1938er Kongress. Teilnehmer waren alle vom Kindergarten- bis zum Rentneralter. Es waren die Tanzgruppe, das Heimatwerk, der Gemischte Deutsche Nationalitätenchor, die Streichkapelle sowie die Tanzgruppe Rosmarein, darüber hinaus natürlich die Mitglieder der Katholischen Kirchengemeinde vertreten.
SB: Habt ihr auch Gruppen aus anderen schwäbischen Dörfern beobachten können beziehungsweise hattest du Kenntnis von der Teilnahme weiterer Gruppen?
SZZS: Wir haben auch Schilder anderer schwäbischer Dörfer gesehen, aber ich habe keine Kenntnis von anderen organisierten Gruppen. Ein Teil unserer Gruppe marschierte sowohl am Samstag als auch am Sonntag in Volkstracht, aber wir trafen vor Ort auf recht wenige Menschen in Tracht.
SB: Was bedeutete für dich, für euch die Teilnahme am Kongress?
SZZS: Ich denke, wir alle haben ein Stück weit die Lasten des Alltags ablegen können, und wenn auch physisch ermüdet, sind wir seelisch erfrischt und mit reichen Erlebnissen heimgekehrt. Der Anblick der riesigen Menschenmenge mit Teelichtern in der Hand am Samstag in der Abenddämmerung und die Nähe des Heiligen Vaters am Sonntags lösten erhabene Gefühle aus.
SB: Wie würdest du das Glaubensleben, das kirchliche Leben in Werischwar beschreiben?
SZZS: Die Zahl der Kirchgänger in Werischwar nimmt leider auch bei uns ab. Ein Teil derjenigen, die während der Pandemie zu Hause geblieben sind, kehrte nach den Lockerungen leider nicht mehr zurück in die Kirche. Womöglich haben sie noch Angst, aber in vielen Fällen hält sie die Bequemlichkeit zu Hause vor den Bildschirmen. Es mangelt an Vertretern der jungen und mittleren Generationen, die Älteren sterben weg. Ihre Stelle wird nicht mehr eingenommen. Dies gilt besonders für die deutschen Messen. Ich hoffe, dass der Kongress die Gläubigen dazu anspornt, den Eucharistischen Heiland Christus auch persönlich anzubeten.
SB: Welche Rolle spielt die deutsche Sprache im kirchlichen Leben?
SZZS: Ein Teil der Älteren betet auch noch im Alltag deutsch, bei den jüngeren Generationen ist es nicht mehr charakteristisch. In diesem Jahr gibt es nur noch einmal im Monat eine deutsche Samstagsmesse morgens in der Waldkapelle, bislang wurde diese jede Woche gefeiert. Ich bin mir nicht sicher, aber glaube, dass es einmalig im Land ist, dass in einer kleinen Kapelle Samstag morgens eine deutschsprachige Messe gefeiert wird. Das Hochamt am Sonntag ist immer deutschsprachig. In diesen Messen singen wir von Woche zu Woche unsere Jahrhunderte alten deutschen Kirchenlieder. Bei Begräbnissen, Totenmessen wird hin und wieder deutsch gebetet und gesungen, aber leider immer seltener.
SB: Wenn wir die Zeit seit der Wende betrachten: Was hat sich verändert und mit welchen Herausforderungen wird die Katholische Kirche konfrontiert?
SZZS: Die kleineren, größeren Herausforderungen hat unsere Kirchengemeinde in der Vergangenheit gut gemeistert. Bei den Älteren war die Religiosität sehr stark, was ihnen Kraft gab bei der Bewältigung der Probleme. Ihre Anwesenheit hat die Gemeinschaft bei den verschiedenen litugischen Ereignissen, Messen gestärkt. Ihre Zahl hat aber rapide abgenommen. Meiner Ansicht nach ist das Gewinnen der jüngeren Generationen für das aktive kirchliche Leben eine große Herausforderung. Ein Freund von mir, der als Messdiener tätig ist, erläuterte, was für eine negative und entmutigende Erfahrung es war, als die Priester lediglich mit eins-zwei Helfern in der leeren Kirche die Messe feierten, während der Gottesdienst übertragen wurde. Man braucht in der Kirche Menschen, so bedeutet, bedeutete die Pandemie eine wahre Herausforderung. Die tiefe Religiosität ist mittlerweile in vielen Fällen einer oberflächlichen Beziehung zur Kirche und Religion gewichen, denn sie ist nicht in, angesagt. Ich hoffe, dass das kirchliche Leben wieder an Kraft gewinnt und wir unsere deutschen kirchlichen Traditionen bewahren können. Der Titel unseres Gebetbuches erinnert uns auch daran: Unser heiligstes Erbe.
SB: Szabolcs, vielen Dank für das Gespräch und Gottes Beistand bei deinen weiteren Bemühungen um die Bewahrung des deutschen kirchlichen Erbes!
Das Gespräch führte Richard Guth.