Von Dr. László Antal
Teil 2 Ein Versuch, die Spaltung der Deutschen aus Helfgott in Zahlen darzustellen
Über die Umsiedlung der Deutschen aus der Südbukowina konnte ich keine detaillierten Informationen erhalten. Mir ist weder der Zeitpunkt des diesbezüglichen Vertrags noch das genaue Datum des Beginns und des Abschlusses der Übersiedlung bekannt. Es ist wahrscheinlich – und die begleitenden Memoiren legen das nahe -, dass sie unmittelbar nach dem Ende der Aktion in der Nordbukowina (17. November 1940) begann und möglicherweise bis Weihnachten abgeschlossen war. Die Neuansiedlungskomitees aus dem Dritten Reich hatten sich in ihrer Tätigkeit mit Hilfe der deutschen Armee und des Roten Kreuzes hauptsächlich auf Städte und homogene deutsche Dörfer konzentrieren können.
Für Familien, die in Dörfern lebten, wo ihre Anzahl unbedeutend war, konnte selbst bei deutscher Präzision nicht genug Zeit und Energie aufgebracht werden. Auch die ungarischen Dörfer der Bukowina waren von der Aussiedlung der Deutschen und ihrer raschen Umsetzung überrascht. Auch dies mag dazu beigetragen haben, dass in der ungarischen Literatur der Bukowina die Aussiedlung der Deutschen nicht oder nur beiläufig erwähnt wird. Diese Ereignisse werden selbst in persönlichen Erinnerungen kaum wachgerufen.
Der Vorstand, die Pastoren und Lehrer der ungarischen Dörfer in der Bukowina hatten gespürt, dass nun sie an der Reihe sind. Um es für die Nachwelt festzuhalten, hielten sie die Namen der Dorfbewohner samt den Familienoberhäuptern fest. Zum Glück, noch bevor die Deutschen weggebracht wurden! Eine Liste aus Istensegíts, die von Lehrer István Brendján erstellt wurde, fand auch eine Aufnahme in das Buch von Adam Sebestyén. Liest man die Liste, so kann man feststellen, dass sie eine relativ große Anzahl von Nachnamen deutscher Herkunft enthält.
Zu Beginn sollte angemerkt werden, dass ich die Frage danach, wer ein Deutscher ist, vereinfacht habe: Deutscher ist, der einen deutschen Namen trägt.
Abgesehen von den im Dorf lebenden jüdischen Familien mit deutschen Familiennamen, fand ich in 36 Häusern die Namen von 14 verschiedenen deutschen Familienoberhäuptern. Aufgrund meines Berufs habe ich versucht, ihre Anzahl genauer zu bestimmen. Die Familien konnten hauptsächlich anhand von Geburtsregistrierungsdaten identifiziert werden. Den Matrikeln zufolge gab es mehr deutsche Familien als oben erwähnt, da in einigen Häusern mehrere Familien zusammenlebten. Es wurden nicht nur die Ehepartner identifiziert, sondern es wurde auch offensichtlich, dass die meisten deutschen Ehemänner ungarische Ehefrauen hatten und viele ungarische Männer deutsche Frauen geheiratet hatten. Deshalb habe ich auch jene Familien als Deutsche eingestuft, in denen die Mutter Deutsche war.
Ich habe jedoch jene Familien, in denen nur unter den Großeltern deutsche Namen auftauchen, nicht berücksichtigt. So ergab sich, dass im Herbst 1940 in Istensegíts mindestens 58 Familien gelebt hatten, die gemäß der Vorlagen des Neuansiedlungskomitees als Umzusiedelnde galten. Sie standen vor dem Dilemma nach Deutschland umzusiedeln oder mit den Ungarn in Istensegíts zu bleiben.
Sie fühlten sich durch die Versprechungen der Neuansiedlungskomitees angesprochen, die Nachteile eines Minderheitendaseins in Rumänien brachten sie zum Überlegen. Zum Bleiben bewegte sie die Gewohnheit, die Aufgabe enger Verwandtschaften und Freundschaften, und sie konnten kaum an die rein militärischen oder wirtschaftlichen Interessen des Dritten Reiches denken. Deutschland brauchte Menschenmaterial, um den Krieg fortzusetzen. Gut wirtschaftende, reichstreue Großfamilien waren in den annektierten tschechischen und polnischen Gebieten gefragt sowie wohlhabende Siedler, deren Hinterlassenschaften als Gegenleistung für rumänische Öl- und Benzinlieferungen gelten konnten.
In Helfgott hatten jedoch jene, die als Umzusiedelnde in Frage kamen, diese Bedingungen nicht erfüllt. Die meisten von ihnen lebten im Ortsteil Burduzsén, was bedeutete, dass sie größtenteils arm oder zumindest besitzlos waren, von Saisonarbeit lebten oder ihren Lebensunterhalt etwa als Eisenbahnarbeiter verdienten. Nur wenige Familien konnten wirtschaften oder hatten diesbezügliche Erfahrung und es gab unter ihnen kaum Großfamilien. In diesen Familien wurden weniger Kinder geboren als in Istensegíts durchschnittlich, aber die Sterberate unter den Säuglingen und Kleinkindern war im Wesentlichen identisch. Laut meiner Berechnung lag die Gesamtzahl der Personen bei den 58 Familien unter 232, was einem Durchschnitt von 4 Personen pro Familie entsprechen würde. Es gab mehrere inkomplette Familien, in denen eine alte Frau oder eine Mutter und ein Kind die Familie bedeuteten.
Für deutschsprachige Familien war die Entscheidung weder einfach noch leicht. Natürlich war sie einfach und leicht für junge, besitzlose Familien ohne eine Anstellung bei der Eisenbahn – die eine Rente in Aussicht gestellt hätte – oder für solche Familien, die nicht mit Ungarn verwandt waren, aber solche gab es kaum. Bei der Entscheidung zwischen einer schwierigen, aber bekannten Gegenwart und einer erhofften, aber unbekannten Zukunft mussten die potenziellen Vor- und Nachteile eines Gehens oder Bleibens erwogen werden. Für die Mehrheit mit relativ hohem Assimilationsgrad war die Entscheidung besonders schwierig und resultierte aus einem komplexen Prozess.
Diejenigen, die beschlossen, nach Deutschland zu ziehen, hatten natürlich das gleiche Schicksal und mussten das gleiche Verfahren durchlaufen, welches ich oben bereits beschrieben habe. Für die meisten von ihnen blieb das Versprechen eines schlüsselfertigen Bauernhofes mit vierfachem Grundstück wahrscheinlich nur ein eitler Traum.