„Réva muzsiká’nak, mint a fősőféri zenészek”*

Von Dr. Zoltán Tefner

*Sie musizieren weinend, wie die Musikanten von fősőfér”

„Fősőfér”. Ein für die Südländer, als für die das Balaton-Südufer bewohnenden Völker, Ungarn, Kroaten, Totovci, also Slowaken, Juden, und natürlich die Schomodeier „stifóler”, also Stift Fuldaer war fősőfér immer ein seltsam klingendes Zauberwort. Immer, wenn das Wort fősőfér ausgesprochen wurde, starrten die Augen in die weiteste Ferne, fühlend die unendlich quälende, universal menschliche Sehnsucht die Entfernungen zu bewältigen. Bewältigung, das heißt, das Unbekannte unter unsere Kontrolle zu bringen.

Woher aber „fősőfér”? Dialektologisch ist es keine schwierige Aufgabe das Rätzel zu entschlüsseln. „Fő” im Deutschen „haupt-”. „über-”, „ober-” und Gott weiß, was noch. „Főső” im Schomodeier ungarischen Dialekt ein Adjektiv, etwas, was oben Platz nimmt. Die Nachsilbe „fér”, ein deutsches Wort: Fähre, wie „ferryboot” im Englischen. N. b.: Wenn die fünf germanischen Stämme, unter ihnen die Sachsen, die britischen Inseln im 5. – 6. Jahrhundert nicht erobert hätten, würden sich die Engländer heutzutage nur mit einem mit Hand und Bein gestikulierenden Zeichensystem unterhalten. Das Verbleiben dieser Invasion wäre unberechenbar: Das höchste Positivum dessen bestünde darin, dass heutzutage die Globalisierung in Latein ablaufen würde, oder was noch besser wäre, überhaupt hätte ausfallen können. Und hierher eine tiefgreifende Wikipedia-Weisheit: „Die Angelsachsen waren ein germanisches Sammelvolk, das ab dem 5. Jahrhundert Großbritannien allmählich besiedelte und zunehmend beherrschte. Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts war die angelsächsische Kultur auf der Insel bereits dominant, da die römisch-keltische Bevölkerung entweder verdrängt oder assimiliert worden war.” Summa summarum: Die Engländer können sich für dieses historische Moment bedanken, dass sie überhaupt existieren.

Die Fähre ist in unserer modernen Zeit nur zwischen Tihany und Szántód im Betrieb. Sogar die Schiffsverbindungen zwischen Süd- und Nordufer werden von Jahr zu Jahr immer spärlicher. Nicht so aber im 18. Jahrhundert. Kötcse, wie bekannt, eine Gemeinde, besiedelt nach 1730 von Stifólern, als sekundäre Siedlung durch Gruppen aus der Branau und Tolnau. Zweisprachigkeit, Konflikte, wütende Auseinandersetzungen sollen – obwohl es nur eine geringere Menge der Überlieferungen beweist – alltäglich gewesen sein. Und was diese Spannungen auflösen kann? Na ja, was kann es sein – nicht allzu schwer zu erfinden, das ist die Musik. Eine Kapelle. In vielen Dörfern mehrere Kapellen. Blasmusik, eine typisch donauschwäbische Gattung – auch heute noch.

Ungarische Musik mit Geige und Zither – Gegensatz: deutsche Musik mit „Kupfer”. Genauso spärliche Quellen zeugen davon, dass diese Rivalität bestand, Tatsache aber, dass die Zigeunerkapellen auch bei solchen uralten, schwäbischen Feierlichkeiten wie der Kötcseer Kirmes, der allgemein bekannte „kerbájt”, den musikalischen Hintergrund bildeten. Insbesondere war es zur Zeit der dynamischen Magyarisierungspolitik der 1890er Jahre so. Die Fotos zeigen nur Zigeunerkapellen an den Kerbájt-Aufmärschen, ebenso wie in der Schriftlichkeit, in den Erinnerungen nur Zigeunermusik erwähnt wird.

Na, und in dieser kritischen Zeit entschloss sich eine Handvoll Jugendliche, eine Blechmusikkapelle zu gründen. Seppi Weiss war der geistige Urheber.

—Na, i Dummköpfe, hobt i Lust mal wos erspriesliche zu mochn? De ganz Toch bomelt i i Beene om Kneipentisch, dat will net zu khuten fihren. Mochen wi Musik, net wor?
—No, dat klünge so scheen – das sagte der Heni May, der einmal in Kaposvár ein Bombardon gesehen hat, über das er vermeinte, dass es bei der Feuerwehr als irgendeine Art von Wasserpumpe funktionieren sollte.
—Verdommte Magyaren, na i uits sehn, die Nagysarok-Szene is scheener det Magyar utcai Szene. – sagte Johann Helftipán. (Fussnote 1: Helfenbein). (Fussnote 2: Nagysarok war mit Deutschen bewohnt, die Magyar utca mit Magyaren.) Der Honzis Helftipán hatte allerdings nur eine Hand, weil er auf der Szárszóer Eisenbahnstation – natürlich im „aufgeladenen” Zustand – erfahren wollte, ob er die eben eingetroffene Lokomotive mit eigener Kraft hätte stoppen können. Daher ist es, dass ihm in dem künftigen Orchester die Behandlung der Pauke anvertraut wurde.
Damit war die Konversation beendet, weil der Urheber der Gründungsidee, Seppi Weiss, in der tiefsten Ohnmacht von seinem Stuhl heruntergefallen war.

Na, aber die nächsten Tage haben die Entschlossenheit mit sich gebracht, das nervöse Herumlaufen, wie man Musikinstrumente besorgen könnte. Der reichste Bodenbesitzer des Dorfes, Miklós Kiss von Nemeskér, gab ihnen eine beträchtliche Summe, mit der man etwas anfangen konnte. Flügelhorn, Bombardon, Klarinette und weitere Instrumente kamen aus Stuhlweißenburg, der Jude, Frenki Ney, schickte seinen Diener, den jungen Schwabenbub, Konrad, dahin, um die Instrumente herzuholen. Dann fingen sie an, zu üben. Ohne Noten, ohne Bildung in der Harmonielehre. Aber wo das Urtalent die Fäden bewegt, gibt es nichts Unmögliches. In einem halben Jahr konnten sie vier Lieder vorspielen.

Oh, mein’ Liebste, weiße Taube,
Fünf Glas Wein macht gute Laune,
Deine Busen gibst mir frei,
Dann beginnt die Spielerei.

Als sie im Lernen über drei Monate hinweggelangten und die „Oh, mein’ Liebste, weiße Taube” schon reibungslos zu Ende spielen konnten, entschlossen sie sich, das Gelernte der Dorfgemeinschaft vorzustellen. Aber wie? Das Lied in die Kirche zu bringen wäre eine Gotteslästerung gewesen. Die große Stube der Dorfkneipe war im Besitz des sehr fromm religiösen Juden, Abraham Hoffmann; er hätte solche Schweinereien in sein Reich nie hereingelassen. Außerdem stand er auch – genauso wie alle jungen Frauen in Kötcse – unter dem korrumpierenden Einfluss des Hansl Gutman.

—Na, tu teinr Mader Offlen – sagte der hinkende Hihi Gutman ungarisch dem Kapellenchef Joschka Weiss [Fussnote 4: „anyád majma”, „die Affe deiner Mutter”], – mochn mi dr Konzert uf de Fáncsé-Plateau, liegt hai, 300 metter, so hert alle im Torfe, hihi. Gutman Hihi war aus einem seltsamen Grunde „hihi”. Als Kind hatte er die Rübenbrei gerne. Seine Oma, Hildegard Schumann, die sonst im Dorfe für eine Hexe galt, gab ihm Brei nur dann, wenn er sich für den Brei lebhaft lustig bedankte. „Hihi” – das war immer die Antwort mit 3, und das war die Antwort auch mit 25 Jahren.
—Rickn mi dem Torfe near. Fáncsé-Plateau lich weit, worum so viel lofn. – so Tikász Felde [Fußnote 5: „Geflügelhändler Felde”], dessen Großvater Hühner in Slawonien verkaufte, und zwar mit äußerst extremen Methoden, so, wie es die Rindertreiber machen, trieb er die Hühner auf eigene Füßen ganz bis nach Banja Luka, wo er die Hühner verkaufte.
—Mi gfellt om bestn de Hos von Pöcsetlen János bácsi of t’ Sósdomb, net wait, abr scheene Akustik – so Tikász Felde. Das Wort „Akustik” hat er das erste Mal in Siófok auf dem Kuhmarkt gehört, ihm hat das Wort Beifall erhalten, und dann hat er es ständig im Sinne von „Aussicht” gebraucht; in diesem Fall war aber der Gebrauch des Wortes Akustik in allen beiden Bedeutungen berechtigt.

Eine Delegation ging zu Pöcsetlen János bácsi [Fußnote 6: „Onkel Johann ohne Zeugungsfähigkeit”], der alte Mann hat aber sie weggejagt. János bácsi, der 149 Zentimeter groß war, die Frau noch kleiner, trug manche Zeichen der Unfruchtbarkeit an sich. Sie hatten keine Kinder. Er hatte nicht gerne, wenn jemand in seine Souveränität einmischen wollte. Höchstwahrscheinlich aus Minderwertigkeitsgefühl: Er sprach in unwahrscheinlich hohen Stimmführung, seine Rede war also eher ein Schrillen als ein Sprechen. So ist die Entscheidung gefallen: Die Uraufführung muss auf dem Sósdomb, neben dem „birkásház”, das heißt „Schäferhaus”, ausgefallen sein. Samstag am Abend um 7 Uhr fingen sie an zu musizieren, und um halb acht ging noch dasselbe Lied weiter ohne Unterbrechen. Um 9, um halb zehn, langsam wurde dunkler Abend. Der Autor hat aber vergessen zu sagen, dass sie vorher nicht verabredet hatten, auf welches Signal sie die Musik hätten beenden müssen. Immer dasselbe Lied von 4 Zeilen im Dreivierteltakt, das Dorf konnte nicht einschlafen. Vielleicht aus einem spontanen Selbsterhaltungstrieb geschah das unerklärbare Wunder, sie haben ihre Musikinstrumente auf ein instinktives Winken von Tikász Felde auseinandergeworfen und in alle Himmelsrichtungen weggelaufen. Der fromme Leser bezweifelt wahrscheinlich die Glaubwürdigkeit dieser Geschichte. Aufrichtig gesagt, der Autor ist auch nicht davon überzeugt, dass es so war, jedenfalls hat er die Dorftradition dem geneigten Publikum treu weitergegeben.

Die anderen drei Musikstücke im Repertoire wurden auch in dem obigen Stil in Dreivierteltakt ausgewählt beziehungsweise komponiert. Nur der evangelische Priester, der alte Jakob Schneiker, der sich für die Moral unter den Kirchenmitgliedern verantwortlich fühlte, hat ab und zu gegen die Lieder Einspruch erhoben. Umsonst. Künstlerisch haben die fünf Muskanten einen eigenen Weg eingeschlagen und folgerichtig gingen sie auf diesem Pfad weiter. Kaum ein Jahr später waren sie schon im Besitz von 10–15 ähnlichen Liedern, in ¾- sowie in 6/8-Takt. Mit so vielen Nummern konnte man schon etwas anfangen, gelegentlich auch Geld verdienen. Langsam verbreitete sich die Nachricht, die Bande von Seppi Weiss unternimmt schon Auftritte in den Hochzeiten, Bällen, bei Weinkellerabenden. Die Einladungen vermehrten sich rasch, bei Faschingszeit konnten sie die Angebote nur schwer ablehnen. Monate später spielten sie 30 Lieder, einige haben sie selber komponiert, natürlich äußerte sich auch in diesen Texten die Mischung von Sexualität mit der Kritik auf die Dorfleitung, den Vorstand, an dessen Spitze mit dem jungen Dorfschultheiß Johann Gutman, dem nach den bösen Zungen keine der Weiber im Dorfe Widerstand leisten konnte. (In der Wirklichkeit: 10%.) Nicht deshalb, weil er so schön war, sondern weil die Steuerbemessung in jedem April von ihm geregelt wurde.

Johann Gutman weiß genau,
Seppi’s Band’ ist keine Frau,
Stramme Leut’ und willensfrei.
Dulden keine Bumserei.

Mit der Politik geriet also die Kunst in Konflikt, wie immer unter der Sonne in jeder Zeit. Der Vorstand gestaltete eine künftighin voraussichtlich erfolgreiche Taktik aus. So war es, als in Winterzeiten, als die Kapelle irgendwo im Dorfe vorspielte, wo viele da waren, dem Gemeindevorspann (Fußnote 3: jedes Jahr musste der Bürger, der Pferde hatte, einen Tag Vorspanndienst leisten) hat Hansl Gutman die Weisung erteilt, während des Konzerts und vor dem Konzert auf das benachbarte Grundstück Stallmist zu befördern. Den ganzen Tag. Aus der feinsten Sorte. Der abscheuliche Geruch des Mists ließ dazu beitragen, dass die Tanzbelustigung in einer halben Stunde aufgelöst wurde.

Umsonst. Die künstlerische Hochkonjunktur stieg trotz aller Bemühungen des Vorstandes in den Himmel. Etwas anderes musste der schlaue Schultheiß erfinden. Und an diesem Punkt gelangte die Sache zu einem uralten Komplex, und das war die fősőfér. Das Land der unbekannten Geheimnisse, das die unermessliche Ferne symbolisierte. Wie hat es historisch ausgesehen? Natürlich wollen wir den geneigten Leser nicht mit trockenen historischen Daten langweilen, aber der Autor soll den Umstand keineswegs vermissen, dass das Dorf von János Antall, Burgkapitän von Tihany und Dörgicse, gegründet worden war. Antall, der türkenbesiegende Held, hat die Domäne von den Habsburgern erhalten, als Prämie für seine militärischen Dienste. Er hat ins Dorf evangelische Stifóler eingeladen, weil damals die ganze Gegend eine Wüste und Urwald war und jemand musste die Landschaft wieder fruchtbar machen.

Zu Ende des 17. Jahrhunderts verwaltete er den neu erworbenen Besitz als Kondominium, aus dem im Laufe der Zeit, durch die Zerstückelung des Gutes, eine Kompossession wurde. Im Kondominium musste man eine ständige Verbindung zwischen Nord- und Südufer erschaffen, sonst konnte das Kondominium die Produktion von Ackerfrüchte nicht bewerkstelligen, und das ging nicht anders, als durch das Wasser. „Dereglyék”, also Prähme haben den Personen- und Gütervekerhr zwischen Dörgicse im Norden und Őszöd, Kötcse, Pócapuszta, Csicsalpuszta, Rádpuszta im Süden abgewickelt. Zu dieser heroischen Zeit war diese Lösung selbstverständlich und gewohnt. Die Südländer hatten damals noch keine Angst vorm Wasser, es gehörte zu ihrem Lebensrythmus: Morgens hin, abends her an Bord der Prähmen. Nicht so allerdings zu Ende der 1800er. Die das Südufer Bewohnenden, ausgenommen diejenigen, die eng am Ufer sesshaft waren, die Őszöder, Szárszóer, Zamárdier, wurden zu „Landratten”. Eine Furcht vor den Wellen. Balaton-Wasser war für sie nur zum Trinken in den heißen Augusttagen, Baden galt für sie als eine Schelmerei von den oberen Gesellschaftsklassen.

Hansl Gutman kam auf die Idee, um die Weiss-Kapelle unmöglich zu machen, den Kontakt zu seinem guten ungarischen Kumpel in Dörgicse, Toni Peszeki, aufzunehmen. Peszeki war Wirt in der Betyáren-Kneipe am Waldrand, an der Straßenkreuzung nach Tapolca. Ein hartgesottener Schurke. Gutman opferte für seinen Plan eine beträchtliche Summe aus seiner eigenen Tasche. Auf Grundlage der alten Taktik, aber methodisch umgestaltet, wollte er die künstlerische Genialität aus dem Sattel heben. Diesmal spielte nicht der Stallmist die Hauptrolle, sondern das drei Doppelzentner verfaulte Schweinefleisch, das eine Woche lang weit in einer Waldlichtung „vorbereitet” wurde, bis es unerträglich roch.
Peszeki ließ am 15. August, Mariä Himmelfahrt, eine Tanzbelustigung im Hofe der Kneipe veranstalten. Natürlich auf Bitten von Hansl Gutman wurde das Kötcseer Orchester dazu eingeladen. Die fünf Musikanten fuhren um die Nordbucht des Balaton. Wegen ihrer wasserscheuen Natur wagten sie nicht die Reise mit dem Boot zu unternehmen. Dreißig Kilometer überflüssige Mühe. Na und? Ein paar Stunden zuvor, bevor das Musizieren anfing, haben die Knechte des Wirtes das Fleisch in eine die Nähe des Tanzplatzes hergeschleppt. Und der liebe Leser kann sich wahrscheinlich vor Verwunderung fassen: Alle Fresstiere des Bakonyer Waldes, Füchse, Wildkatzen, Luchse sind zusammengelaufen und haben das verdammte, riechende Fleisch im Nu aufgefressen. In diesen Zeiten gab es im Bakonyer Wald eine Wolfpopulation. Auch sie waren alle da. Der Plan von Hansl Gutman lag in Ruinen.

Und letztendlich kann der liebe Leser mit Recht fragen, wer das Duell zwischen Kunst und Politik gewonnen hat? Die logische Antwort des Verfassers: natürlich (wie immer) die Politik. Etwas Wesentliches war nämlich in die Taktik Gutmans nicht eingerechnet, und zwar die Angst der Kötcseer Wundermusikanten vorm Wasser. Weil er ebenso eine wasserscheue Landratte war wie seine Rivalen. Aber wie nach Hause? – tauchte die Frage auch. Die Zeit war knapp, am nächsten Tag hatte die Clique eine Hochzeit zu Hause in Kötcse, 350 Gäste, kein Kinderspiel. In ein paar Stunden mussten sie zu Hause sein. Es blieb nichts übrig, um über den See zu fahren. Alle Bootsinhaber, meistens Fischer, waren aber zu Ende des Balls vom Schnaps und Wein gut gelaunt. Keiner von ihnen wollte für die Seefahrt Geld empfangen. Alle haben den Kötcseern angeboten, den Seetransport bis Őszöd zu übernehmen, aber nur so, dass die Kapelle auf der Fahrt ununterbrochen nur das „Oh, mein’ Liebste, weiße Taube” vorspielt, das Lied, das seit einiger Zeit schon ein Schlager unter den Jugendlichen war. Was zu tun? Wer die Wahl hat, hat die Qual. Diesmal gab es keine Wahl. Sowohl der Leser als auch der Autor wissen schon, wie die Heimreise nach Őszöd abgelaufen war. Der Balaton sah vorigen Tag ruhig aus, zur Dämmerung hat er aber sein Antlitz gewechselt, zornige Winde fingen an zu wehen, die Möwen kreisten über ihm, was immer etwas unerwartet Schlechtes bedeutet. Der Kahn, ein richtiger Seelentränker, schaukelte und wankte, drohte jede Sekunde mit dem Untertauchen. Und die Bande von Seppi Weiss – stelle der geneigte Leser vor – spielte das „Oh, mein’ Liebste, weiße Taube” mit strömenden Tränen vor. Der Kahnfahrer, der Fischer aus Dörgicse, Gerdi Heberling, frotzelte sie so:
—Wot is beter, Musizieren otr Fisch fonge?

Und natürlich hat er die Geschichte überall erzählt. Die Menschen von Teleki, Szólád, Szárszó, Kötcse erfuhren, wie feig die Kötcseer Musikanten sind, die „réva muzsiká’nak”. Die Kapelle in Kupfer von Seppi Weiss spielte noch zehn Jahre zusammen, doch war die Sache mit dem Vorstand und Hans Gutman nicht die alte. Die Feigheit ist kein gutes Empfehlungsschreiben für die Rivalität mit Politikern. Auch heute noch sagt man in Kötcse, wenn jemand eine Aufgabe ungern, nur mit Ach und Krach, mit dem äußersten Widerwillen machen muss: „Te is csak réva muzsikász, mint a fősőféri zenészek”.

Folgen Sie uns in den sozialen Medien!

Spende

Um unsere Qualitätsarbeit ohne finanzielle Schwierigkeiten weitermachen zu können bitten wir um Ihre Hilfe!
Schon mit einer kleinen Spende können Sie uns viel helfen.

Beitrag teilen:​
Geben Sie ein Suchbegriff ein, um Ergebnisse zu finden.

Newsletter

Möchten Sie keine unserer neuen Artikel verpassen?
Abonnieren Sie jetzt!