Vielsprechende Grabsteine

Von Patrik Schwarcz-Kiefer

Wenn ich in noch wenig bekannten oder überhaupt nicht bekannten Dörfern unterwegs bin, suche ich jedes Mal den Friedhof auf. Da kann man am schnellsten die Geschichte und Gegenwart der Gemeinde kennen lernen. Ethnische Verhältnisse, Reichtum oder Armut, Prognose für die Zukunft und vieles andere, was man dank den stillen Grabsteinen erfahren kann.

Vor Jahren, als ich in der Nähe von Galanta (ungarisch-slowakische Sprachgrenze) war, besuchte ich dortige Friedhöfe. Nicht überraschend waren die meisten Grabsteine auf Ungarisch, man sah aber auch, dass es mit der Zeit immer mehr Grabmäler slowakisch beschriftet wurden. Ich erzählte meinen Freunden, dass es sehr interessant ist, dass der Anteil der ungarischen Grabsteine da höher ist als in der Gegend, wo ich aufgewachsen bin. Sie waren ja überrascht, natürlich weiß man kaum was darüber, dass es auf dem heutigen Territorium Ungarn Minderheiten lebten und auch heute leben.

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Auf Wikipedia gibtˋs ein interessantes Foto als Illustration für den Artikel über die Donauschwaben. Ein Grabstein für drei Generationen, was sehr schön den raschen Assimilationsprozess zeigt. Wie gesagt, man kann von den Grabsteinen viel mehr lernen, als auf den ersten Blick gedacht. In der Branau ist alles anders, sagt man. Und auch aus dieser Sicht ist es so. In vielen von Donauschwaben besiedelten Gebieten zeigen die örtlichen Lokalpatrioten stolz den ältesten deutschsprachigen Grabstein. Neue gibt es da kaum. In der Ostbranau gibt es aber noch deutschsprachige Grabsteine, die nach 2000 aufgestellt wurden. Aber die Mehrheit ist auf Ungarisch. Hoffen wir, dass diese Grabsteine in 100 Jahren nicht nur Zeugen einer verschollenen Vergangenheit sein werden. Dafür muss man aber noch viel tun.

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