Deutsche Vornamen: warum geht’s doch nicht? 4. SB-Lesertreffen in Paaja abgehalten

Über das Tragen deutscher Vornamen, ihre Aufführung auf Urkunden und bestehende Rechtslücken dachten die Teilnehmer des zum 4. Male veranstalteten Sonntagsblatt-Lesertreffens, diesmal im Nationalitätenzentrum in Paaja, gemeinsam nach, teilweise in Batschkaer Mundart. Das gut besuchte Treffen wurde durch eine Kooperation zwischen den Paajaer Deutschen und der Jakob Bleyer Gemeinschaft in der Haupstadt der Nordbatschka realisiert. Konklusion: mit Uraltgespenstern der Vergangenheit und dem jetzigen „ungarndeutschen” Namensverzeichnis abrechnen!

Nach Wudersch, Fünfkirchen und Budapest besuchte die Redaktionsgruppe des Sonntagsblattes im März die Batschka und brachten auch eine aktuelle Thematik  mit: Für die nächste Station des SB-Lesertreffens wurde die Haupstadt der Nordbatschka, Paaja ausgewählt (wie wir von den Einheimischen erfuhren, seien weder Baje noch Frankenstadt richtig, stattdessen sollen die Landsleute die Variante „Paaja” benutzen, wie es unter den hiesigen Deutschen seit jeher geläufig ist), und hatte „das Tragen deutscher Vornamen in der ungarndeutschen Gemeinschaft – Tendenzen, Hindernisse und Lösungen” zum Schwerpunkt.

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Die mit Sonntagsblatt-Logos und einem Bleyerbild dekorierte Veranstaltung hat eine große Zuhörerschaft angezogen, zumal die Paajaer Organisatoren das Lesertreffen der Jakob Bleyer Gemeinschaft mit dem regelmäßig zusammengerufenen Stammtisch verbanden. Die Fragestellung erwies sich als  provokant genug für die Paajaer: Warum lebt die überwiegende Mehrheit des Ungarndeutschtums mit ihrem gesetzlich verbrieften Recht nicht, die eigenen madjarischen Vornamen gegen deutsche einzutauschen oder den Neugeborenen gleich solche zu geben? Was soll der Grund sein?

Abwechselnd in Hochdeutsch und in Mundart erläuterten die Batschkaer ihre Meinung. In vielen Fällen wirkten die negativen Erfahrungen aus der Geschichte auf die freie Namenswahl in den ungarndeutschen Familien aus: Viele von den Anwesenden teilten ihre persönlichen Geschichten mit, dass sie heute zwar madjarische Namen tragen würden, aus dem Grunde, weil es für sie in der Zeit des Kommunismus verboten und undurchsetzbar gewesen sei, die deutsche Identität auch in dieser Form zu erleben – trotzdem benutzten die Familienangehörigen die deutsche Variante des Vornamen, aber streng nur in den vier Wänden des Elternhauses: Diese negativen Erlebnisse hätten bei den späteren Generationen ebenfalls nachgewirkt, und so gerieten die alten namensgeberischen Traditionen in Vergessenheit.

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Andere Diskussionsteilnehmer hoben den geringen Quellenwert des von der LdU 2015 herausgegebenen Verzeichnisses der ungarndeutschen Vornamen hervor. Zwar besteht seit Jahren die Möglichkeit für die Ungarndeutschen, nur deutsche Namen zu tragen oder die madjarischen zu ergänzen, aber dazu möchte man nach eigenem Bekunden eine glaubwürdige, fachlich solide Sammlung finden, welche die ungarndeutschen Vornamen enthält. Im offiziellen Band finden wir aber spanische, englische Namen wie Pedro, Jennifer beziehungsweise sind wir angesichts der im damaligen Altungarn traditionslosen germanischen Namen (Thor, Björn, usw.) ein wenig verwundert. Ferner ist es gesetzlich noch nicht klar geregelt, wann genau wir die deutsche Version neben der ungarischen benutzen dürfen und wann nicht (z.B. im Falle einer Bankkontoeröffnung).

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Als Showelement wurde auch ein „Nationalitätenpersonalausweis” vorgestellt, wie die Vornamen bei den Ungarndeutschen in einer Urkunde massenhaft aussehen würden. Die Teilnehmer waren darüber im Klaren: Man muss auch da eine konstruktive Diskussion führen, danach die Gründe erkennen, diese beseitigen und letzendlich unsere Nationalitätenrechte nutzen.

Auch an dieser Stelle bedankt sich die Jakob Bleyer Gemeinschaft und die Redaktionsgruppe des SB für die aktive Teilnahme und Mithilfe der Paajaer.

Bildquelle: Éva Huber

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