Von Patrik Schwarcz-Kiefer
Um die im Artikel verwendeten Begriffe richtig verstehen zu können, empfehlen wir unseren ersten Artikel über den Mikrozensus zu lesen.
Die geographische Verteilung der deutschen Bevölkerung in Ungarn ist seit langem Gegenstand interregionaler Diskussionen. Welche Region ist “stärker”, wo leben die “besseren” Schwaben und ähnliche Fragen tauchen regelmäßig auf. Es wäre sehr interessant, eine Maßeinheit dafür zu entwickeln, dies scheint aber unrealistisch zu sein. Wozu man aber greifen kann, sind die Statistiken, die aber nur als Ausgangspunkt dienen können.
Laut dem Mikrozensus 2016 leben etwa 20% der Angehörigen der deutschen Nationalität in der ungarischen Hauptstadt Budapest. 2001 lag dieser Anteil erst bei 11,32%, 2011 bei 15,56%. Obwohl wir wissen, dass diese Zahlen wegen der falschen Fragestellung nicht genau sind (in einigen Fällen stehen sie ganz fern von der Realität), von Tendenzen können wir dennoch sprechen. Innerhalb von 15 Jahren wurde Budapest zum Zentrum der Ungarndeutschen; statistisch gesehen zumindest. Die Branau, wo 2001 noch 23% der deutschen Bevölkerung des Landes lebten (damit belegte die Branau damals den ersten Platz unter den Komitaten), steht nun auf dem zweiten Platz; dort leben nur noch etwa 15% der Deutschen. Auf den dritten Platz kommt das Komitat Pesth mit 13,35%.
Die weiteren Komitate der typischen ungarndeutschen Siedlungsgebiete stecken sich in einer Abwärtsspirale, außer Raab-Wieselburg-Ödenburg (dazu eine Erklärung in einem späteren Artikel). Das Beispiel der Tolnau ist am bittersten. 2001 gehörte die Tolnau zu den wichtigsten Komitaten aus ungarndeutscher Sicht, jeder 10. Deutsche lebte dort. Dank der veränderten Methodik ist die Zahl der Angehörigen der deutschen Nationalität in den “anderen”* Komitaten überdurchschnittlich gestiegen (wahrscheinlich wegen der falschen Fragestellung, mehr dazu in diesem Artikel), während der Anteil in der Tolnau um 4% gesunken ist, dies bedeutet, dass die neue Methodik eine geringere Steigerung für die Tolnau bedeutete als auf der Landesebene. Dem Mikrozensus nach ist die Situation noch schlimmer geworden; nur 4,4% der gesamtdeutschen Bevölkerung leben dort. Mit Zahlen ausgedrückt: 2001: 6660, 2011: 11983, 2016: 7870; fast die gleiche Zahl als 2001! Dies kann nichts anders bedeuten, dass das Tolnauer Schwabentum jedes Jahr weniger wird (dies gilt für alle traditionell deutsch bewohnten Komitate außer der Branau). Dieser Prozess wurde auch im ersten Artikel dargestellt, aber man muss es nochmal betonen: (Auch) Statistisch gesehen befindet sich das ungarländische Deutschtum in einer Talfahrt.