Freitag (25. Januar)
Sechs Tage lang stellen wir dank Rebeka Csóti Erinnerungen von Menschen aus Kirne/Környe vor, deren Familien von der Vertreibung betroffen und getroffen waren. Der dazugehörige Artikel ist am 19. Januar 2018 auf dem Portal „index.hu” erschienen.
„Die Familie meines Onkels / meiner Tante mütterlicherseits haben die Neusiedler („telepesek”) aus ihrem Haus geschmissen, deswegen zogen sie zu uns. Als man uns 1947 vertreiben wollte, lebten sie bereits bei uns, sie haben das vordere Zimmer des Hauses erhalten. Wir standen auch auf der Liste und mussten an dem besagten Tag auch packen. Wir durften nur ein Bündel zusammenstellen, alles andere mussten wir zurücklassen. Rund ums Haus lebten viele Tiere, da mein Vater als Fleischer arbeitete. Seine Nutztiere blieben auch hier, umsonst hat er sie aufgezogen. Aber nicht nur die Tiere, Möbelstücke, Kleidungsstücke, alles.
Nachmittags gegen zwei-drei ging die Vertreibung zu Ende, die Eisenbahnwaggons waren voll. Diejenigen, die bislang nicht weggebracht wurden, durften bleiben, so wie wir. Es gab sehr viele leere Häuser in Kirne, wo Madjaren aus dem ehemaligen Oberungarn einquartiert wurden. Sie durften all ihre Besitztümer mitnehmen, Schränke, Kleidung, Möbel, alles, was sie tragen konnten. Inzwischen kamen auch aus den südlichen Komitaten Neusiedler. Sie gingen von Haus zu Haus und was ihnen gefiel, nahmen sie mit und zogen in das Haus ein, was sie angesprochen hat. Oft schlugen sich die Menschen, um zu entscheiden, wer in dem jeweiligen Haus wohnen darf.
Im Jahre 1949, bei der Verstaatlichung, gelangte alles in staatliche Hände, und man wollte auch unser Zuhause wegnehmen. Ich war Maurer von Beruf, aber musste im Bergwerk arbeiten, damit ich Geld für die Ablösung des Hauses hatte. Auch so konnte ich nur das Gebäude kreditfinanziert bezahlen, den Garten kaufte später die Familie meiner Tochter zurück. Es gab welche, die ihr Grundstück nicht kaufen konnten, so hat man es ihnen weggenommen. Die Fleischerei meines Vaters musste geschlossen werden, da es nicht erlaubt war, privaten Kleinhandel zu betreiben. Er arbeitete eine Zeit lang am Bahnhof als Nachtwächter, danach habe ich meine Eltern zusammen mit meiner Frau unterhalten, da sie keine Rente erhielten.”
Quelle: index.hu
Deutsche Übersetzung: Richard Guth