Das Abgeordnetenhaus der Autonomen Provinz der Vojvodina erklärte den 25. November zum offiziellen Vojvodina-Tag: Die Entscheidung wurde von vielen Parteien wegen der historischen Bezüge scharf kritisiert.
Am 25. November 1918 fand eine Großversammlung in Neusatz statt, bei der die Serben, Bunjewatzen und andere slawische Nationalitäten beschlossen, dass sich die Batschka, das Banat und die Südbranau, die zuvor zu Ungarn gehörten, an das Königreich Serbien angeschlossen werden sollen. Unter den 757 Delegierten, die am Treffen teilnahmen, gab es nur einen einzigen Madjaren.
Dies bedeutete, dass die Entscheidung tatsächlich von den Delegierten der Serben, die eine Minderheit waren, bestimmt wurde, ohne jegliche Konsultationen mit der deutschen und madjarischen Bevölkerungsmehrheit. Später wurde sie auch durch den Friedensvertrag von Trianon bestätigt. Heutzutage stellt die slawische Bevölkerung, die früher bloß einen Drittel der Bevölkerung der Vojvodina ausmachte, die Mehrheit in der Region. Das Königreich Serbien wurde am 1. Dezember 1918 zusammen mit seinen Territorien in ein serbisch-kroatisch-slowenisches Königreich umgewandelt. Während des Zweiten Weltkriegs kam dieses Gebiet für einige Jahre an das Ungarische Königreich zurück, aber 1944 fiel die Vojvodina in die Hände der Partisanentruppen.
Der Vorschlag wurde von der vojvodinischen Provinzregierung der Abgeordnetenkammer von Neusatz vorgelegt.
István Pásztor, der Vorsitzende des Madjarischen Verbands der Vojvodina (VMSZ) und des Abgeordnetenhauses der Provinz Vojvodina äußerte sich, dass die Vertreter seiner Partei für den Vorschlag stimmten, d.h. sechs Vertreter der VMSZ unterstützten die Etablierung eines neuen Feiertages, weil es für eine solche vielfältige Region akzeptabel sei, dass jede Nation ihre eigenen Nationalfeiertage bestimme. Laut dem Bericht des Pannon-RTV aus Maria-Theresiopel führte Pásztor aus: Diese Vielfalt bedeute nicht nur die Akzeptanz der Bräuche, Kultur oder der Religion der anderen, sondern man müsste auch das akzeptieren, dass ein historischer Jahrestag von den verschiedenen Nationalitäten unterschiedlich beurteilt werde.
„Wir müssen auch anderen das Recht geben, ihre eigenen Feiertage bestimmen zu dürfen, die für ihre eigene nationale Identität wichtig sind. Mit dieser Entscheidung werden wir nichts verlieren. Unser Glaube und unser Standpunkt hinsichtlich der Jahrestage ändern sich nicht. Diese Positionen werden heute und in der kommenden Zeit, wenn diese Gedenkfeier stattfinden werden, kundgetan. Gleichzeitig akzeptieren wir auch, dass andere bezüglich bestimmter Jahrestage anders denken”, sagte der ungarische Minderheitenpolitiker.
Die zwei Vertreter der Demokratischen Gemeinschaft der Vojvodinamadjaren (VMDK) stimmten aber mit Nein, wie Áron Csonka, der Obmann der VMDK, auf einer Pressekonferenz verriet: Sie halten den Vorschlag für inakzeptabel, da „es uns Madjaren an solche Zeiten und Jahrestage erinnert, die sehr viele negative Sachen und Spießrutenlaufen für das südländische Madjarentum brachten.“ Er fügte noch hinzu: Die VMDK habe nichts dagegen, dass die Vojvodina einen bestimmten Feiertag hat, aber ein solches Datum sollte gewählt werden, das keine historischen Wunden aufreißt.
Dem Vorschlag stimmte die gesamte Regierungskoalition der Vojvodina, die Serbische Fortschrittspartei (SNS) und die Serbische Sozialistische Partei (SPS), die die stärkste politische Kraft im ganzen Land ist, zu.
Laut der Serbischen Radikalen Partei (SRS) und der Vojvodinischen Sozialdemokratischen Liga (LSV) entspräche der Inhalt des Vorschlags nicht den historischen Fakten, daneben mahnt die Demokratische Partei (DS) an, dass damit die Geschichte der antifaschistischen Geschichte der Vojvodina ignoriert würde. Die Bewegung „Es war Genug“ (serbisch „Dosta je bilo”) kritisierte den Vorschlag deswegen, weil grundsätzlich eine politische Entscheidung getroffen worden sei, und die Entscheidungsträger hätten die Interessen der Minderheiten nicht berücksichtigt.
Bild: www.rtv.rs
Deutsche Übersetzung: Stefan Pleyer