Was verblieb? Die Geschichte der Bessarabiendeutschen

Projekt „Auf Spurensuche”

200 Jahre sind vergangen seit Zar Alexander I deutsche Siedler in Bessarabien ansiedelte. Während ihrer wechselvollen Geschichte, die mit der Umsiedlung in das deutsche Reich endete, beeinflussten die deutschen Siedler das kulturelle, politische und wirtschaftliche Leben auf dem Gebiet des heutigen Moldau und der Ukraine. Spuren sind heute noch sichtbar, doch ist die Geschichte der Bessarabiendeutschen weithin unbekannt.

Zwischen 1813 und 1814 folgten etwa 9000 Menschen aus Baden, Württemberg, Bayern sowie aus Gebieten des heutigen Polens dem Aufruf des russischen Zaren Alexander I nach Bessarabien und gründeten 25 Mutterkolonien. Große Armut, Hungersnöte, Unterdrückung durch die napoleonische Fremdherrschaft und Einschränkungen der Religionsfreiheit waren Gründe zur Auswanderung, sowie die versprochenen Privilegien und Aussicht auf freie Landschenkung als Anreiz zum Verlassen der Heimat. Die Region war Teil des Russischen Kaiserreiches, später Gouvernement Bessarabien und sollte nach dem Sieg Russlands über die Türken 1812 neu besiedelt und landwirtschaftlich nutzbar gemacht werden. Freies Land und Privilegien wie Religionsfreiheit, Befreiung vom Militärdienst, Steuerfreiheit und Selbstverwaltung in ihren Dörfern und Gemeinden wurden den Auswanderern versprochen. Es entstanden 25 Mutter- und 125 Tochterkolonien der deutschen Siedler, die sich heute auf dem Gebiet der Ukraine und der Republik Moldau befinden.

Die Bessarabiendeutschen, die hauptsächlich Bauern und Handwerker waren, stellten nur eine kleine Minderheit im Land dar (3% der Bevölkerung) und blieben auch aus Glaubensgründen hauptsächlich unter sich.
Ab 1871 wurden den Bessarabiendeutschen ihre Privelegien jedoch wieder abgenommen und die Militärdienstpflicht für alle Minderheiten eingeführt. Daraufhin verließen viele Familien das Land. Sie sollten teilweise sogar enteignet und nach Sibirien transportiert werden, doch verhinderten die Wirren während der Russischen Revolution die Umsetzung dieser Idee.

Im März 1918 wurde Bessarabien dem Königreich Rumänien angegliedert. Unter rumänischer Herrschaft wurde auf Rumänisch als Pflichtsprache an den Schulen und auf der Straße bestanden. Deutsch durfte nur noch zu Hause gesprochen werden. Die kulturelle Autonomie der Bessarabiendeutschen, wie aller Minderheiten, wurde damit stark eingeschränkt.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs forderte Russland Bessarabien wieder zurück. In Folge des geheimen Zusatzprotokolls zum „Hitler-Stalin-Pakt” vom 23. August 1939 wurden die Bessarabiendeutschen ins „Großdeutsche Reich„ umgesiedelt.
Damals verließen etwa 90.000 Personen Bessarabiendeutsche das Land. Zurück blieben nur etwa 1000 Deutsche, meist wegen Ehepartnern anderer Volkszugehörigkeit oder hohen Alters.

Nach ihrer Ankunft Ende 1940 im Reich lebten sie ein bis zwei Jahre in ca. 250 Umsiedlungslagern bevor sie 1941/42 vor allem im besetzten Polen neu angesiedelt wurden. Die polnischen Bauern wurden gezwungen ihre Bauernhöfe zu verlassen. Als 1944/45 die Rote Armee und damit die Front näher rückte, flüchteten die Bessarabiendeutschen und die übrige ansässige deutsche Bevölkerung nach Westen in das Gebiet der späteren Bundesrepublik und der späteren DDR.
Die meisten Bessarabiendeutschen arbeiteten nach 1945 nicht mehr in der Landwirtschaft. Sie wurden in West- und Ostdeutschland oft zu Industriearbeitern. Ein Großteil der Volksgruppe siedelte sich in Baden-Württemberg an. Viele Vorfahren kamen dorther.

Quelle: http://www.aufspurensuche.com/geschichte.html

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