Deutsche „Besatzung” in Hermannstadt?

Die Webseite „sokszinuvidek.hu”, die zum Nachrichtenportal „24.hu” gehört, hat einen Artikel über den Weihnachtsmarkt von Hermannstadt/Nagyszeben/Sibiu veröffentlicht. Im Artikel wird die Entwicklung der Stadt gelobt. Eine Aussage hat uns aber aufhorchen lassen: „Die im Herzen von Siebenbürgen liegende mittelalterliche Stadt wird von den schneebedeckten Karpaten umgeben, und nach der deutschen Besatzung des 12. Jahrhunderts und der österreichisch-ungarischen Hoheit ähnelt Hermannstadt mehr dem heutigen Nürnberg oder Wien als einer durchschnittlichen rumänischen Ortschaft.”

Man weiß nicht, ob diese Behauptung ein Beweis für die Unwissenheit des Verfassers (wahrscheinlich ja) oder eine bewusste Lüge ist, aber was sicher ist, dass es zu 100% zur Tendenz passt, die die deutsche Bevölkerung von Siebenbürgen als ein fremder Akteur darzustellen gedenkt. So, als ob sie dort nicht einheimisch wären und gewesen wären. Das ist aber eine falsche Meinung. Die Geschichte der Siebenbürgner Sachsen ist die Geschichte der ungarischen (politischen) Nation (und damit auch der Deutschen in Ungarn), die Erfolge der Siebenbürger Sachsen sind unsere Erfolge, ihr Leid macht uns auch betroffen.

Was nicht im engen Zusammenhang mit dem Artikel steht, aber zum allgemeinen Thema passt, ist der heutige ungarndeutsche Standpunkt, wonach die in Ungarn lebenden Deutschen nicht so viel mit den anderen, im Karpatenbecken lebenden Deutschen zu tun haben wollen. Das ist aber falsch, der oben beschriebene Fakt gilt auch hierfür. Die Rumäniendeutschen waren früher auch Deutsche in Ungarn, und auch wenn wir nicht mehr im selben Land leben, sind wir uns aber geschichtlich und kulturell ähnlich. So denkt auch Martin Surman-Majeczki, Mitglied des Jugendausschusses der LdU, das zeigt uns sein Kommentar, wo er sich beleidigt von der Aussage von sokszinuvidek.hu fühlt.

„Liebe „Sokszínű Vidék”! Ein hervorragender Artikel über eine wundervolle Stadt, aber Ihre Aussage über „die deutsche Besatzung im 12. Jahrhundert” ist ein „bisschen” stark, entspricht nicht der Wahrheit, und ist beleidigend für unsere Volksgruppe. Es kann keine Rede von einer deutschen Besatzung sein, die Ansiedlung der Siebenbürger Sachsen geschah planmäßig, von den ungarischen Königen koordiniert. Die Stadt wurde von Géza II. gegründet, er hat die Sachsen hierher angesiedelt. Allmählich ist die Stadt zum wirtschaftlichen und geistigen Zentrum der Siebenbürgen Sachsen geworden. Hermannstadt galt als Zentrum von dem sächsischen Stuhl Hermannstadt und als freie königliche Stadt.“ Die Stadt wurde jahrhundertelang von den Sachsen geprägt. Sie sind nicht schuld daran, dass in der – einst überwiegend von Deutschen bewohnten Stadt- heute der Anteil des Deutschtums etwa 2% ausmacht. Leider hat die Geschichte die Siebenbürger Sachsen auch nicht verschont.”

 

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