Zu Besuch bei der überparteilichen Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ in Bayreuth
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Von Richard Guth
Alles begann mit einer Idee: Der saarländische Unternehmer Dr. Kurt Linster war an den damaligen VDA-Bundesvorsitzenden und späteren Bundesbeauftragten für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten Hartmut Koschyk herangetreten, um einen Kulturpreis mit 50.000 DM-Preisgeld zu gründen. So wurden alle zwei Jahre deutsche bzw. deutschstämmige Gemeinschaften ausgezeichnet. Dabei lag nach Koschyks Erinnerungen der Fokus auf Lateinamerika. Das erste Preisgeld ging auch an das Deutsch-Argentinische Tageblatt in Buenos Aires, das heute ums Überleben kämpft. Als nach acht Preisen noch 100.000 DM zur Verfügung standen, wurde nach Koschyks Angaben die Gründung einer Stiftung beschlossen: die Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“. Im vergangenen Jahr wurde für die Stiftung ein weiterer Meilenstein gelegt: Sie wurde Mittlerorganisation des Bundesministeriums des Inneren und für Heimat (BMI) sowie für die Hilfen der deutschen Gemeinschaften in der GUS, in Zentralasien und Ost- und Mitteleuropa.
„Wir haben in der Vergangenheit Zug um Zug Förderprojekte entwickelt und so beispielsweise den Johnny-Klein-Preis ins Leben gerufen, womit die deutsch-tschechischen Beziehungen gefördert werden sollen, mit sudetendeutschen Bezügen und mit einem Nachwuchspreis für Jungjournalisten, der dieses Jahr zum vierten Mal verliehen wird”, erzählt Stiftungsratsvorsitzender Hartmut Koschyk im Gespräch mit dem Sonntagsblatt im Bayreuther Sitz der Stiftung. Südamerika blieb die Jahre über stets im Fokus – dabei hat man Deutsche in Argentinien kennen gelernt, die über eine wertvolle Infrastruktur verfügen – neben Deutschen Auslandsschulen und PASCH-Schulen auch Bildungseinrichtungen, die keine Beziehungen zu Deutschland unterhalten. Dies veranlasste die Stiftung nach Koschyks Worten, eine Feldstudie in Auftrag zu geben, in deren Folge ein Projekt entstand, das um weitere Länder auf diesem Kontinent erweitert wurde. Besonders wichtig sei dabei die Jugendkomponente – unter der Ägide der Stiftung finde dabei eine wertvolle Freiwilligenarbeit statt, gefördert vom Auswärtigen Amt.
Aber auch im Ursprungskontinent engagiere sich die Stiftung: bei der Verwaltung des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau und der Renovierung des ehemaligen Pfarrhauses von Wurmloch/Valeor Vii nahe Mediasch in Siebenbürgen, das im Anschluss als Jugendbegegnungsstätte an die Evangelische Landeskirche A. B. übergeben worden sei. Aber auch in der Gegenwart – in Kriegszeiten – wolle man „Zeichen setzen”: So hat der Deutsche Bundestag Fördergelder bewilligt, um ein Haus in Munkatschewo, Karpatoukraine, erwerben und an die dortigen Karpatendeutschen übergeben zu können, die das Haus seit längerem nutzen. Auch humanitäre Hilfe leiste die Stiftung – die Summe belief sich letztes Jahr nach Angaben von Geschäftsführer und Projektleiter Sebastian Machnitzke mit Sachspenden zusammen auf 80.000 Euro (30 Millionen Forint).
Eine neue Aufgabe bedeutet für die Stiftung die Übernahme der Mittleraufgabe vom Land Baden-Württemberg in diesem Jahr: Dies führte nach Angaben des Geschäftsführers zur Einstellung von acht Projektkoordinatorinnen und -koordinatoren – unter ihnen die Verpflichtung der langjährigen leitenden Zentrum-Mitarbeiterin Monika Ambach, die für die Förderprojekte in der Ukraine und im Baltikum zuständig ist. „Die Projektkoordination bedeutet eine anspruchsvolle Tätigkeit – sowohl im politischen als auch administrativen Sinne – und deswegen wollen wir uns auf Fachleute mit wissenschaftlicher Ausbildung stützen, die gleichzeitig ihre praktischen Erfahrungen einbringen”, ergänzt Hartmut Koschyk im Gespräch. Die Planung der Projekte erfolge in Jahresplanungskonferenzen, an denen neben der Stiftung – die für das Projektmanagement und die Überprüfung der Verwendung der Mittel zuständig ist – Vertreter des BMI und der jeweiligen deutschen Minderheitengemeinschaften teilnähmen – im Falle der Ungarndeutschen jene der LdU.
Dabei freue es die Stiftungsvertreter, dass das Budget für die Auslandsdeutschen kaum gekürzt worden sei. Bei einer zentralen Veranstaltung des Bundes der Vertriebenen (BdV) habe Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zudem Interesse an der Fortsetzung der Förderung der Vertriebenenverbände und der deutschen Minderheiten im Ausland bekundet. Für die Deutschen in Polen stellte die Bundesregierung sogar fünf Millionen Euro (1,8 Milliarden Forint) mehr zur Verfügung, die für außerschulische Sprachförderung aufgewendet werden können. Hintergrund sind die Kürzungen beim muttersprachlichen Unterricht durch die polnische Regierung, worüber wir in der letzten Printausgabe (SB 01-2023) berichtet haben. Für die Belange der Polen in Deutschland wurde eine Summe von einer Million Euro (380 Millionen Forint) bewilligt.