Valeria-Koch-Preisträger Xaver Klein (17) aus Werischwar über Sozialisation, eigene Aktivitäten und die Zukunft der deutschen Volksgruppe
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Ich heiße Xaver Klein. Ich wohne mit meiner Familie in Werischwar/Pilisvörösvár. Meine Familie ist ungarndeutscher Abstammung, deshalb spielt im Leben unserer Familie das Ungarndeutschtum eine wichtige Rolle.
Nach dem ungarndeutschen Kindergarten besuchte ich die zweisprachige Klasse der Deutschen Nationalitätenschule Werischwar. Zur Zeit bin ich Schüler der Klasse 11C des Friedrich-Schiller-Gymnasiums und Schülerwohnheims in Werischwar.
Da meine Mutter Mitglied der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Werischwar ist, nehme ich seit meiner Kindheit regelmäßig an ungarndeutschen Veranstaltungen teil. Auf diesen Veranstaltungen habe ich sehr viele Menschen kennen gelernt, für die das Ungarndeutschtum auch wichtig ist. Viele sind meine Freunde geworden.
Ich habe ein großes Glück, dass in meiner Familie noch großer Wert auf die deutsche Sprache und die Sitten und Bräuche unserer Ahnen gelegt wird. Es ist ein sehr gutes Gefühl zu sehen, wie stolz meine Eltern und Großeltern sind, wenn wir Kinder auf dem Gebiet des Ungarndeutschtums etwas machen.
Ich habe an mehreren ungarndeutschen Wettbewerben teilgenommen, wie z.B. am Rezitationswettbewerb in der Kategorie Mundart oder am Landeswettbewerb für Grundschüler (OÁTV) in der Kategorie „Deutsche Sprache und Literatur“ und in der Kategorie „Volkskunde“.
Ich spiele seit sieben Jahren Akkordeon und begleite damit oft auch den Schulchor des Gymnasiums. Sechs Jahre lang war ich auch Mitglied der Musikkapelle Mini Sramli.
Seit meiner Kindheit bin ich Mitglied des Werischwarer Heimatwerks, das ein traditionsbewusster Verein ist. Im Verein tanzen wir auf ungarndeutsche Musik und singen ungarndeutsche Lieder. Wir haben oft Auftritte in meiner Heimatstadt, zum Beispiel beim Faschingsbegräbnis, beim Aufstellen und Abschmücken des Maibaums, beim Weinlesefest usw. Wir werden aber auch zu anderen ungarndeutschen Veranstaltungen in Ungarn eingeladen. Die Mitglieder des Heimatwerks besuchen gemeinsam die deutsche Messe in Werischwar und wir lernen zusammen ungarndeutsche Sitten und Bräuche kennen. So haben wir z.B. Faschingskrapfen gebacken oder Trauben geerntet, um Wein zu machen. Wir unterstützen die Arbeit der Deutschen Nationalitätenselbstverwaltung Werischwar. Ich habe schon mehrmals in der Schwäbischen Ecke beim Aufräumen geholfen und nahm dreimal als Begleiter am Jugendcamp der Selbstverwaltung teil.
Jeden Sommer haben wir auch ein Heimatwerk-Camp, wo wir tanzen, singen und ungarndeutsches Handwerk ausüben. Durch das Camp haben wir schon mehrere ungarndeutsche Siedlungen und ihre Jugendlichen kennen gelernt wie z.B. Tarian, Gereschlak oder Gant.
Sowohl mit dem Schulchor als auch mit der Musikkapelle Mini Sramli sowie mit dem Werischwarer Heimatwerk nahmen wir öfters an Qualifikationen teil – stets mit großem Erfolg.
In diesem Sommer wurde eine ungarndeutsche Jugendkapelle in der Region Nord unter der Führung von Sándor Kaszás gegründet, in der ich auch mitmache.
Ich glaube, Ungarndeutscher zu sein ist solch ein Plus, solch eine Bereicherung für uns, die nur positive Auswirkungen mit vielen Möglichkeiten auf unser Leben haben kann.
In der Zukunft möchte ich mich weiterhin für das Ungarndeutschtum einsetzen, weil das für mich wichtig ist, mir Spaß macht und nicht zuletzt, weil ich mich in dieser Gemeinschaft wohlfühle. Ich habe sogar meine besten Freunde durch diese Aktivitäten gefunden. Die ungarndeutschen Veranstaltungen und Programme sowie die Traditionen sind für mich eine gute Entspannung und ich mache mit Freude mit.
Ich bin der Meinung, dass das Ungarndeutschtum durchaus eine Zukunft hat. Auch wenn in den Familien die ungarndeutschen Traditionen immer weniger „erlebt“ werden, bieten unsere ungarndeutschen Bildungseinrichtungen und Vereine viele Möglichkeiten. Es wundert mich oft, dass so viele Personen aus meiner Generation in den verschiedenen ungarndeutschen Organisationen aktiv tätig sind und auch an den Veranstaltungen teilnehmen. Wenn es so weitergeht und diese Leidenschaft, Bindung und Denkweise bleiben, wenn wir weiterhin engagierte Jugendliche, Vereinsmitglieder, Pädagogen, deutsche Selbstverwaltungen etc. haben, ist die Zukunft unseres Ungarndeutschtums für eine lange Zeit gesichert.
Bild: Fotograf Peter Máy