Wie wir miteinander kommunizieren

Fahnenträger haben eine besondere Verantwortung

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Von Richard Guth

Regelmäßig erreichen uns – allen voran über die sozialen Medien – Einladungen zu Veranstaltungen von deutschen Vereinen und Selbstverwaltungen. Dabei scheinen der kreativen Gestaltung dieser Invitationen keine Grenzen gesetzt – das ist gut so und zeugt von Vielfalt in den Reihen unserer Gemeinschaft.

Was die sprachliche Gestaltung anbelangt, zeigt sich ein genauso buntes Bild – dabei kann man nicht einmal behaupten, dass ungarischsprachige Einladungen überwiegen würden, dennoch ist eine Tendenz zu erkennen, dass manche Vereine und Selbstverwaltungen mit der Öffentlichkeit ausschließlich auf Ungarisch kommunizieren. Die Gründe sind sicherlich vielfältig und weisen sinnbildlich auf die sprachliche Lage unserer Volksgruppe hin: Die Mundartsprecher bzw. Muttersprachler sind fast ausnahmslos im Rentenalter, in den meisten Ortschaften sind sie in der Alterskohorte 75+ zu finden. Die Nachkommen beherrschen zwar zahlreich die deutsche Sprache – auf unterschiedlichen Sprachniveaus –, aber Muttersprache ist die Sprache der Ahnen in den seltensten Fällen geworden; dafür fehlt der familiäre Hintergrund – bei einem hohen Anteil von Mischehen – wie auch der schulische mit dem Deutschunterricht in der vorherrschenden 5-Stunden-Form (plus eine Volkskundestunde). Die Einladungstexte und -kontexte zeugen dabei von einem intimen Verhältnis zum Ungarischen, was die Unsicherheit beim Gebrauch des Deutschen wohl noch verstärkt.

Ein Befund, der regelrecht Ungarisch als Kommunikationssprache anbietet!

Ich versuche oft dagegen zu halten und sage: „Liebe Leute, wir sind nicht in einer Deutschprüfung, ihr könnt nichts falschmachen!” Viele (würden) sagen dazu: „Du redest leicht, du hast in Deutschland studiert und arbeitest und lebst dort.“ Dieser Einwand ist sicherlich korrekt: Mein Lebensweg verlief so und damit gestalteten sich die Möglichkeiten anders als im Falle vieler in unserer Gemeinschaft. Wenn das aber als Erklärung herhalten muss, würde man der Sache nicht gerecht.

Denn zum Glück gibt es (noch) viele letzte Mohikaner, die die Fahne hochhalten und sich der deutschen Sprache bei der Bewerbung von Gemeinschaftsaktivitäten bedienen. Es gibt auch Beispiele, wo man sich beider Sprachen bedient. Hier variiert die Reihenfolge der Sprachen: meist Ungarisch vorne/oben (oder links) und Deutsch hinten/unten (oder rechts). Diese Entscheidung spricht eigentlich auch Bände: Das kann von der bereits beschriebenen sprachlichen Situation herrühren oder dem Verständnis, dass die Amtssprache Vorrang genieße. Nun gut, entscheidend für mich ist, dass auch die deutsche Sprache ein selbstverständlicher Teil der täglichen Kommunikation ist. Denn worum geht es dabei?

Es geht allen voran um die Wahrnehmung einer Vorbildfunktion als Fahnen- oder Fackelträger der Gemeinschaft. Denn wer sollte sich denn für die Sprache der Ahnen einsetzen, wenn nicht die genannten Fackel- und Fahnenträger – gewählte und ehrenamtlich engagierte Vertreterinnen und Vertreter der Ungarndeutschen. Manche mögen meinen, dass das für die Katz´ sei, aber ich als ewiger Optimist versuche immer den Leuten Mut zuzusprechen.

Denn ich bin überzeugt, dass wir nur dann eine Zukunft haben, wenn wir uns unseres sprachlichen Erbes bewusst werden und dieses nach Möglichkeit hegen und pflegen. Die Volkszählungen zeigen deutlich, dass die ungarländisch deutsche Identität heute viele Facetten hat und das Merkmal Sprache nur eine von vielen ist. Aber Beispiele aus dem Ausland zeigen wiederum, dass Assimilation – das heißt die Aufgabe der ethnisch-kulturellen Identität – in der Regel über den Sprachverlust erfolgt. Es gibt keine Garantien dafür, dass sich die Kinder und Enkelkinder der jetzigen Enkelgeneration – die sich so zahlreich zum Deutschtum bekennt – sich auch ihrer deutschen Nationalität bewusst werden.

Womöglich trägt die Verwendung des Ungarischen als Kommunikationsmittel kurz- und mittelfristig dem Komfortbedürfnis Rechnung, langfristig sind aber die Folgen ohne Zweifel verheerend.

 

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